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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Gelegenheit bekommen rauszufahren.
    Marie musste nicht nachdenken. Sie hatte nur diese Chance. Ihr Programm rastete ein. Das Marie-Programm.
    Marie kauerte dicht über dem Lenkrad. Im letzten Moment schloss sie die Augen.
    Der Aufprall war viel heftiger, als Marie gedacht hatte. Trotz Sicherheitsgurt wurde sie weit nach vorne geschleudert. Einen Moment dachte sie, sie würde mit dem Kopf die Windschutzscheibe durchbrechen. Aber der Sicherheitsgurt hatte längst gegriffen. Es war, als würde eine Riesenhand ihren Körper zerquetschen.
    Dann herrschte Stille. Als hätte mit einem Schlag die Welt aufgehört, sich zu drehen.
    Jemand klopfte an ihre Scheibe. Marie brauchte eine Weile, bis sie in der Lage war auszusteigen. Die Tür klemmte. Ein Mann in einem weißen Kittel, der zum Supermarkt gehörte, rüttelte am Griff. Dann sprang die Tür auf.
    Marie löste den Sicherheitsgurt. Sie stieg aus. Es war ihr schwindlig, sie musste sich am Autodach abstützen.
    Die beiden Wagen klebten zusammen, als wären sie miteinander verschweißt worden.
    Die Fahrerin des blauen Golfs war schon ausgestiegen. Sie rieb sich den Nacken. Der Supermarktangestellte fragte sie, ob sie verletzt sei. Die Frau schüttelte den Kopf. Dann schaute sie sich den Schaden an.
    »Mein Gott, wie konnte das denn passieren?!«
    Eine Polizeisirene näherte sich.
    Marie sagte: »Und ich habe nicht mal Papiere dabei.«
    Robert war schon zu Hause. Marie hatte nicht mit ihm gerechnet.
    Als er den lädierten Wagen sah, schlug er die Hände vors Gesicht. Sein bestes Stück. Es fuhr zwar noch, aber die Stoßstange war hin, der Kotflügel eingedellt und beide Scheinwerfer waren zersplittert.
    Die Frau – sie hieß Lore, so viel wusste Marie schon – parkte ihren Golf in der Einfahrt, gleich hinter Roberts Wagen. Sie hatte sich etwas beruhigt. Marie hatte ihr versichert, dass es keine Probleme geben würde. Sie nahm alle Schuld auf sich.
    »Wie ist das denn passiert?«, fragte Robert. Er riss sich zusammen, wegen Lore. Aber Marie spürte deutlich, dass er fuchsteufelswild war.
    »Ich wollte bremsen und habe Gas gegeben.« Marie wusste selbst, dass das Schwachsinn war, aber für Robert musste es reichen. Und Lore interessierte nicht, wie es passiert war, die interessierte nur, wer ihren Schaden bezahlte. Seit klar war, dass Roberts Versicherung das übernehmen würde, wirkte sie fast unbeteiligt.
    Marie hatte sie dazu überreden müssen mitzukommen. Lore hätte es vorgezogen, nach Hause zu fahren und dort zu warten, bis Marie ihr die Versicherungsnummer mitteilte. Schließlich hatte sie aus purer Höflichkeit, wie es Marie schien, eingewilligt, hinter Marie herzufahren und alles für den Versicherungsfall Nötige bei ihr in Empfang zu nehmen.
    So ordentlich wie Robert war, hatte er natürlich alle Unterlagen irgendwo bereitliegen. »Hat die Polizei denn auch geklärt, dass unsere Versicherung zahlen muss?«, fragte er sicherheitshalber noch mal, bevor er Lore das vorgedruckte Formular aushändigte.
    Marie wurde ungeduldig, sie wollte Lore nicht noch mehr verärgern. »Nun mach schon! Ich bin ihr hintendrauf gefahren. Sie stand in der Ausfahrt, und ich bin voll drauf, ich Dussel. Was gibt es da viel zu klären?«
    »Darüber reden wir noch«, zischte Robert, als er Lore das Formular hinhielt.
    Lore war unsicher. Sie schaute erst Marie an. Als die ihr aufmunternd zunickte, griff sie nach dem Formular.
    »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Marie so aufgeräumt, als hätten sie gerade einen guten Geschäftsabschluss getätigt.
    »Höchstens ein Mineralwasser …«
    »Gern. Oder lieber einen Tee?« Marie wusste nicht einmal, ob sie noch Tee im Haus hatte.
    »Warum nicht?«, antwortete Lore zögernd. Dann schien sie sich etwas zu entspannen. »Ja, gern.«
    Auch Robert besann sich auf seine Pflichten als Hausherr und bot Lore einen Stuhl an. Dann verschwand er nach draußen, was Marie begrüßte, denn sie wollte nicht, dass er dabei war, wenn sie sich mit Lore unterhielt.
    »Mein Mann betreibt einen kleinen Bauernhof«, erklärte Marie. »Nebenbei. Eigentlich ist er Berufsschullehrer. Aber Sie wissen ja: Lehrer haben viel Freizeit.«
    Sie lachten beide. Marie etwas zu laut, Lore gezwungen.
    Während Marie das Wasser für den Tee aufsetzte, konnte sie den Blick nicht von Lore wenden. Sie musste sich vorsehen. Sicher erschien der Frau ihr Verhalten merkwürdig.
    Lore war schlank, aber nicht dünn. Sie hatte weibliche Formen: einen kleinen Busen und runde

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