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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Schmollecke verließ und mit ihr über den Unfall sprechen wollte. Es lenkte sie ab – von ihrem Fehler und von der Sorge um die möglichen Konsequenzen.
    »Wie kannst du auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt in einen anderen Wagen hineinrasen?«
    »Ich bin nicht gerast.«
    »Und wie konnte das dann passieren, wenn du langsam gefahren bist?« Robert war stinksauer, sein Wagen war ihm sehr ans Herz gewachsen. Marie tat der Unfall auch leid. Aber sie konnte Robert nicht helfen. Der Wagen war nun mal nicht so wichtig wie Johann.
    »Ich habe es dir doch gesagt: Ich bin von der Bremse gerutscht und aufs Gas getreten.«
    Robert schüttelte den Kopf. »Unglaublich.« Er tat so, als könnte sie ihm eine befriedigende Erklärung für den Unfall geben, würde sie ihm aber aus Boshaftigkeit verweigern.
    »Nun hab dich doch nicht so, Robert!«
    Er war kurz vor einem richtigen Wutanfall. »Du fährst mir meinen Wagen kaputt und sagst ›Hab dich doch nicht so‹!?«
    »Erstens habe ich ihn nicht kaputt gefahren. Zweitens ist das nicht dein Wagen, sondern unserer.«
    »Von meinem Geld bezahlt!«, brüllte Robert sie an. Es war das erste Mal, dass er einen Unterschied zwischen seinem und ihrem Geld machte. Seit sie zusammen waren, hatte er das bisher noch nie getan.
    Das kränkte Marie. Deshalb sagte sie, um die Sache zu Ende zu bringen: »Dann zahle ich, damit du Ruhe gibst, den Schaden aus meiner Tasche.«
    Robert stand der Mund offen. Er wollte etwas entgegnen, sie vielleicht sogar wieder anschreien – aber das Telefon läutete. Marie ging ran.
    Es war Lore. Maries Herz schlug sofort höher – wie bei einem verliebten Backfisch.
    »Ich dachte, wir könnten uns mal sehen«, begann Lore unumwunden. Sie klang recht kühl. »Was halten Sie davon, zusammen irgendwo einen Kaffee zu trinken?«
    Bei dir, schoss es Marie durch den Kopf. Sag es! Du lädtst mich zu dir ein!
    »Kennen Sie vielleicht ein nettes Café?«, fragte Lore.
    »In Bubach?«
    »Warum nicht?«
    »Ich gehe manchmal in die Bäckerei gegenüber vom Supermarkt. Der Kuchen ist gut dort.«
    »Ich bin zwar ziemlich verwöhnt, was Kuchen angeht. Aber das soll mir recht sein.«
    Lore trug eine Art Kostüm, in Blasslila. So etwas sah man nur bei älteren Frauen, und bei denen eigentlich auch schon lange nicht mehr.
    Immerhin: Lore lächelte, als Marie an ihren Tisch trat.
    Sie bestellten zwei Milchkaffee. Marie verzichtete auf ihren Kuchen, obwohl die Zitronenrolle hier gut war. Was hatte Lore gesagt? Sie sei ziemlich verwöhnt, was Kuchen anging. Was sollte das heißen?
    Der Kaffee kam sofort. Zum Glück, denn die beiden Frauen wussten nicht so recht, womit sie ihr Gespräch beginnen sollten. So konnten sie sich erst mal ihrem Milchkaffee widmen. Marie schaute aus dem Fenster und sagte etwas über das Wetter. Lore bestätigte es, sie wirkte erleichtert darüber, dass Marie ein unverfängliches Thema angeschnitten hatte.
    Irgendwann – Marie fürchtete schon, das Treffen würde sich in einer belanglosen Plauderei erschöpfen – sagte Lore, sie wolle auf das Angebot von Marie zurückkommen.
    »Mein Junge kommt allein nicht da raus. Ich möchte so gerne, dass Kevin endlich Freunde findet.«
    Marie atmete auf. Lore hatte den Köder geschluckt.
    »Ich werde gleich morgen mit ein paar Müttern reden, die ich kenne«, versprach Marie.
    »Und dieses Schüler-VZ ?«
    »Nun, das ist einfach. Man meldet sich an. Das kann jeder. Sie haben doch einen Computer und einen Internetanschluss?«
    »Ja, Tom arbeitet viel mit dem Computer.«
    Tom.
    Endlich. Der Freund hatte einen Namen. Tom. Also Thomas. Gut, er nannte sich Tom. Marie fand, dass dieser Name viel zu nichtssagend war für einen Mann wie den Freund. Für jemanden, der Kinder entführte und tötete. Der dürfte nicht Tom heißen, fand Marie.
    »Sie geben Ihre Daten ein und teilen mit, dass Sie … also Ihr Sohn …«
    »Kevin.«
    »Dass Kevin neu hier ist und dass er Freunde sucht.«
    »So einfach ist das?«
    »Ja, so einfach ist das.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    Marie schoss das Blut in den Kopf. »Ich weiß es … von meinen Freundinnen. Die haben alle Kinder und wir … reden halt darüber.«
    Lore nickte ernst. Dann strahlte sie wieder. »Umso besser. Ich bin ja so froh, dass wir uns begegnet sind. Kevin hat … Also das geht nicht mehr so weiter. Er steckt nur noch mit Tom zusammen …«
    Marie musste etwas sagen. Etwas Unverfängliches. »Hat das geklappt mit der Versicherung?«
    Lore schaute etwas irritiert.

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