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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Etwas, was versöhnlicher klang. Nicht so bedrohlich. Sie durfte Lore nicht verschrecken. Wenn Marie ihr Angst machte, knickte sie ein. Dann vertraute Lore sich dem Freund an. Und dann war alles verloren.
    Die Haustürklingel.
    Marie erschrak. Aber sie blieb sitzen. Sie war nicht gemeint. Unangemeldet kamen sowieso nur Leute aus der Nachbarschaft. Die wollten zu Robert. Zu ihr wollte schon lange keiner mehr. Sie galt als verschroben.
    Schon wieder läutete es an der Haustür.
    Robert musste es doch hören. Selbst im Stall hörte man diese Klingel.
    Marie klickte wieder auf »Aktualisieren«. Nichts. Kevin meldete sich nicht.
    Jemand sprach laut. Die Stimme kam ihr bekannt vor. Dann war Robert zu hören. Er klang eigenartig. Fast erschrocken.
    Wieder die Klingel. Das galt ihr. Wahrscheinlich wollte Robert, dass sie herunterkam.
    Marie konnte sich nicht vom Computer losreißen. Erneut klickte sie auf den Button, der neue Mails abrief. Doch es kam nichts. Kevin schwieg.
    Jetzt war es ein Dauerklingeln. Marie sprang auf und lief hinunter.
    Sie war auf der Treppe, als Robert von außen die Haustür aufschloss. Er trug immer noch die schmutzigen Stallstiefel. Dennoch stapfte er herein.
    »Wo bleibst du denn?«, fuhr er sie an.
    Hinter ihm drängte ein Mann herein, dann ein zweiter.
    Fürbringer und Bäsch.
    Fürbringer versperrte Bäsch den Weg, der jüngere der beiden Polizisten schaute über die Schulter seines Kollegen. Er ging auf die Zehenspitzen. Bäsch war neugierig. Auf Marie.
    Die Polizisten starrten sie an.
    Marie kam sich nackt vor. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Es ist so weit«, sagte Robert. Er trat den rechten Stiefel mit der linken Stiefelspitze aus und zog sich den linken Stiefel gebückt vom Fuß. Dann schlüpfte er in seine Straßenschuhe.
    »Es wäre gut, wenn Sie auch mitkämen«, wandte Fürbringer sich an Marie.
    »Wohin?«, fragte sie, immer noch auf der Treppe stehend. Sie schaute auf die drei hinunter, was ihr die Sache etwas einfacher machte.
    »Es geht um Johann«, sagte Bäsch hinter Fürbringers Rücken. »Um Ihren Sohn.«
    Fürbringer räusperte sich. Dann sagte er laut: »Wir haben Ihren Sohn gefunden.«
    Bäsch nickte verkniffen. »Zumindest glauben wir das.«
    Das Waldstück lag etwa fünfzehn Kilometer von dem Haus entfernt, in dem der Freund Johann gefangen gehalten hatte. Östlich der Stadt. Es nieselte. Der Himmel war milchig-grau. Die Natur sah aus, als wäre sie kurz davor abzusterben. Die Spitzen der bräunlichen Fichten, die aus dem jungen Laubwald herausragten, bogen sich wie unter Schmerzen – aber es war kein Lüftchen zu spüren.
    An der Straße standen drei grün-weiße Mannschaftswagen. Der Waldrand war durch ein Plastikband abgesperrt. Alle fünfzig bis sechzig Meter war ein Polizist postiert.
    Fürbringer parkte am Straßenrand. Er stieg aus und gab Robert ein Zeichen: Er sollte seinen Wagen hinter ihm abstellen. Um das Waldstück herum lagen tiefbraune Äcker, deren Schollen schwer zu atmen schienen. Marie sah, dass die Straße mit Lehmfetzen übersät war, die aus den großen Reifenprofilen der Traktoren gefallen waren. Dem Regen fehlte die Kraft, sie wegzuspülen.
    Vorbeifahrende Fahrzeuge blieben stehen. Bäsch zog eine Binde mit der Aufschrift »Polizei« über seinen Oberarm und winkte die Fahrzeuge weiter. Als sich jemand beschwerte, dass die Kripo die Straße versperrte, wies er den Autofahrer so nachdrücklich zurecht, dass der mit quietschenden Reifen davonraste.
    Fürbringer ging mit Marie und Robert an dem Absperrband entlang. Er grüßte einen der Polizisten, die die Absperrung bewachten, und hob das Band für Marie und Robert an. Sie bückten sich und folgten Fürbringer. Bäsch grätschte über das Band.
    Fürbringer führte sie über einen schmalen Trampelpfad in den Wald.
    Marie und Robert wussten, was sie erwartete. Pilzsucher hatten im Unterholz ein Bündel gefunden, das wie eine verweste Leiche aussah. Sie hatten die Polizei gerufen. Die hatte gewisse Anhaltspunkte entdeckt, die auf Johann hinwiesen.
    »Es geht uns um die Kleider«, erklärte Fürbringer. »Bevor wir eine Obduktion vornehmen und Anhaltspunkte für eine Identifizierung finden, können uns die Kleider schon etwas sagen.«
    Er hielt den gebeugten Arm als Schutz vor Zweigen hoch. Marie blieb dicht hinter ihm. Robert folgte in ein paar Metern Abstand. Fürbringer hatte ihnen gesagt, dass er es gut verstünde, wenn sie die Leiche nicht sehen wollten. Die Verwesung sei schon sehr weit

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