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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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ihn und seinen Assistenten stand nichts auf dem Spiel. Der Einzige, der ihr wirklich Vorwürfe machen durfte, war Robert. Aber der saß immer noch stumm da und verdeckte sein Gesicht.
    Marie nahm einen Anlauf. Dann stand ihr Entschluss fest. Sie wollte die Karten auf den Tisch legen. »Sie wohnen in München. Der Junge geht auf die Peter-Rosegger-Realschule. In die 7. Klasse. Ich nehme an, das genügt, um herauszufinden, wo sich der Mörder meines Sohnes aufhält.«
    Bäsch verließ den Raum. Marie hörte, dass er im Flur telefonierte.
    Fürbringer legte Robert die Hand auf die Schulter. Als der aber nicht einmal aufschaute, nickte der alte Kommissar Marie nur zu und ging.
    Bäsch streckte noch mal den Kopf zur Tür herein und vergewisserte sich. »Die Peter-Rosegger-Realschule? In die 7. Klasse?«
    »Ja«, antwortete Marie geduldig. Bäsch verschwand wieder.
    Marie hörte, wie die beiden Polizisten aufgeregt redend zu ihrem Wagen liefen. Dann rasten sie davon.
    Marie fand, dass sie Robert trösten sollte. Sie setzte sich neben ihn.
    Nach einer Weile schaute er auf. Es schien ihr, als überraschte es ihn, dass die beiden Polizisten nicht mehr da waren.
    »Ich dachte die ganze Zeit, vielleicht ist Johann noch am Leben«, begann sie.
    »Ja, ich weiß«, sagte Robert. Er stand auf und ließ sie allein.
    Es dauerte nicht einmal drei Stunden, bis Fürbringer und Bäsch zurückkehrten.
    Es war für ihre Kollegen kein Kunststück gewesen, die Adresse des Siebtklässlers zu ermitteln, der erst kürzlich in die Münchner Peter-Rosegger-Realschule gekommen war und Kevin hieß. Ein SEK der bayrischen Polizei hatte anschließend die Wohnung, die der Freund mit Lore und dem Jungen bewohnte, gestürmt.
    »Und?«, fragte Marie.
    Fürbringer schwieg. Marie wusste, was das hieß: Der Freund war ausgeflogen.
    »Sie haben nur ein paar Möbel zurückgelassen. Wir konnten feststellen, dass die Familie schon vor zwei bis drei Tagen die Wohnung verlassen hat.«
    Vor zwei bis drei Tagen. Also kurz nachdem Marie sich Kevin zu erkennen gegeben und ihm eingeschärft hatte, seine Mutter vor dem Freund zu warnen.
    Es war das eingetreten, was Marie befürchtet hatte: Kevin hatte sich Lore anvertraut. Und Lore war mit dem, was sie von Kevin wusste, zu dem Freund gegangen. Der hatte – wie letztes Mal – sofort alle Zelte abgebrochen und war mit Kind und Kegel weitergezogen.
    Er war ihnen wieder entwischt.
    »Wir hätten eine Chance gehabt, wenn er nicht gewarnt worden wäre«, sagte Bäsch.
    Allen war klar, was er meinte: Wenn Marie sich Kevin nicht offenbart und die Polizei rechtzeitig informiert hätte, säße der Freund jetzt hinter Schloss und Riegel.
    Er hatte recht. Aber Marie konnte sich dennoch nicht verkneifen, Fürbringer und Bäsch darauf hinzuweisen, dass sie nur durch ihre Suche über Schüler-VZ überhaupt wussten, dass der Freund sich in München verborgen gehalten hatte.
    »Darauf wären wir auch gekommen, wenn Sie uns von der Schüler-VZ -Sache erzählt hätten«, entgegnete Bäsch trotzig.
    Fürbringer schwieg. Marie hatte den Eindruck, dass das sein Abschiedsbesuch war. Die Leiche des entführten Kindes war gefunden, der Täter war zwar wieder entwischt, doch sie würden weiter nach ihm suchen. Aber Marie und Robert hatten damit nichts mehr zu tun.
    Bäsch schien erleichtert darüber zu sein, in Zukunft seine Arbeit tun zu können, ohne Rücksicht auf Marie nehmen zu müssen. Fürbringer aber fiel der Abschied schwer. Er drückte Marie lange die Hand. Seine Augen waren glasig – entweder war er einfach schon zu alt und zu schwach für diese Arbeit, oder aber es ging ihm so nahe, dass ihm die Tränen in die Augen schossen.
    Zu Robert sagten sie gar nichts. Sie drückten ihm die Hand und nickten ihm zu. Es war offensichtlich, dass er ihnen leidtat. Nicht nur, weil er sein einziges Kind verloren hatte. Auch, weil er mit einer Frau wie Marie geschlagen war.
    Marie brachte die beiden hinaus. Robert rührte sich nicht.
    Fürbringer blieb in der Tür stehen. Es schien so, als wollte er noch etwas sagen.
    Marie wusste, dass Fürbringer nicht beabsichtigte, sie zu trösten. Es gab nichts, was sie trösten konnte. Erst recht nichts von Fürbringer.
    »Ich weiß nicht, ob wir ihn noch kriegen«, begann er. »Nur – wenn wir ihn kriegen, dann werden seine Anwälte groß und breit auswalzen, dass er sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt hat, weil Sie ihm leidtaten. Dass er das Risiko eingegangen ist. Und das wird die Richter milde

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