Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)
dass sie im Traum die verweste Leiche sehen würde. Aber das geschah nicht. Nicht in dieser Nacht und in keiner der folgenden Nächte.
Als Marie genug geweint hatte, startete sie den Computer in Johanns Zimmer.
Sie ging auf Schüler-VZ .
Nichts.
Kevin meldete sich nicht mehr. Und seine Mutter auch nicht.
Fürbringer und Bäsch erschienen zwei Tage nachdem sie mit Marie und Robert an dem Fundort der Leiche gewesen waren. Sie wirkten übernächtigt. Fürbringer erklärte, eine DNA -Analyse der Leiche habe ergeben, dass es sich zweifellos um Johann handle.
»Das habe ich doch gesagt«, erklärte Marie trotzig.
Fürbringer blieb ruhig. »Sie verstehen sicher, dass wir darüber hinaus Sicherheit brauchten. Die haben wir nun. Bald werden wir auch den Zeitpunkt des Todes wissen. Aber nicht auf den Tag genau.«
Das hieß: Sie würden niemals sicher sagen können, ob Johann noch am Leben gewesen war, als der Freund mit Marie Kontakt geknüpft hatte.
»Was wollen Sie nun tun?«, fragte Robert. Alle schauten ihn erstaunt an. Er hatte sich seit dem Leichenfund nicht mehr geäußert. Auch gegenüber Marie nicht.
»Wir suchen nach diesem Tom. Leider kommen wir nicht weiter. Auch die Spur nach Chemnitz hat uns nicht weitergeführt. Diese Lore bleibt verschwunden. Ihr Sohn Kevin auch. Wir können uns das nicht erklären.«
»Was geschieht mit ihm, wenn Sie ihn finden?«, fragte Marie.
Die beiden Polizisten schauten sie erstaunt an. »Er wird angeklagt und verurteilt. Was sonst?« Fürbringer wirkte jetzt fast ein wenig verärgert – so als müsste er alles mehrmals erklären.
»Wozu wird man ihn verurteilen?«, fragte Marie. Sie klang emotionslos – fast so, als interessierte sie die Antwort nur aus sachlichen Erwägungen.
Fürbringer war das unangenehm. Er zog die Luft durch die Nase und sah Bäsch an. Der Assistent antwortete für ihn: »Wenn wir ihm nachweisen können, dass er Ihr Kind ermordet hat, geht er lebenslänglich ins Gefängnis.«
»Können Sie ihm das nachweisen?«
Fürbringers Antwort kam diesmal überraschend schnell. »Ja. Wir haben das Verlies gefunden. Dann Ihre Aussage. Die DNA -Spuren. Selbst wenn er vor Gericht leugnet, wird ihm das nicht helfen.«
»Und diese Frau aus dem Osten? Wenn sie ihn wieder entlastet?«
Diesmal antwortete Bäsch. Er tat das ernst und entschlossen. Marie schien es, als wäre er plötzlich erwacht. »Das wird ihm nichts mehr nützen. Diesmal ist es keine Routineüberprüfung. Wir haben die Leiche. Wir haben Spuren. Wir haben sogar das Verlies in seiner alten Wohnung. Diese Lore wird genauso verurteilt werden wie der Haupttäter. Als Mitwisserin oder sogar wegen Beihilfe. In so einem schwerwiegenden Fall bedeutet das ein paar Jahre Gefängnis.«
»Und wenn dieser Kerl ihren Sohn auch tötet?«, fragte Marie weiter.
Bäsch wollte etwas sagen. Doch Fürbringer trat vor und fixierte Marie. »Frau Lieser, wenn sie uns diesmal etwas verschweigen, und es kommt noch ein Kind um, dann …«
Marie hielt seinem Blick stand. »Ja? Und dann?«
Fürbringer knickte ein. Er senkte den Blick und murmelte etwas Unverständliches.
»Ich weiß, wo sich der Entführer aufhält«, sagte sie.
Die drei Männer schwiegen. Marie hatte den Eindruck, dass Robert sie nicht verstanden hatte. Die Polizisten mussten sich erst sammeln. Sie hatte sie überrumpelt.
»Ich habe über Schüler-VZ mit dem Jungen Kontakt aufgenommen. Ich habe mit Kevin unter Johanns Mailadresse kommuniziert. Aber vor ein paar Tagen hat er rausbekommen, dass es nicht Johann ist, mit dem er Mails austauscht.«
Robert musste sich setzen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen.
»Mal der Reihe nach!«, sagte Bäsch.
Fürbringer fragte besorgt: »Haben Sie denen mitgeteilt, dass wir die Leiche Ihres Sohnes gefunden haben?«
Marie schüttelte den Kopf. »Das Letzte, was ich geschrieben habe, war eine Warnung an Lore. Ich habe den Jungen gebeten, mit seiner Mutter zu sprechen. Sie muss etwas tun. Damit Kevin nichts passiert. Das war vor zwei Tagen. Es kam bisher keine Antwort.«
Fürbringer wurde laut. »Frau Lieser, das war sehr unvernünftig von Ihnen! Sie hätten uns informieren müssen und …«
»Ja, ich weiß. Wir haben alle Fehler gemacht. Nur habe ich den höchsten Preis dafür bezahlt.« Marie sah nicht ein, dass sie sich von Fürbringer zurechtweisen lassen sollte. Schließlich war ihr Kind tot. Fürbringer tat nur seine Arbeit. Nach Schema F, wie die Panne bei der Überprüfung von Tom gezeigt hatte. Für
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