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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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versprechen, das geht wieder weg.«
    »Und wann bitte schön? WANN GEHT DAS WEG?« Meine Stimme hört sich mittlerweile an wie eine altersschwache Kreissäge.
    »Nun ja … «
    »WANN, VERDAMMT NOCHMAL?«, brülle ich Roland an. Mein Gesicht befindet sich jetzt nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt, und er weicht ein wenig zurück. Ich sehe, dass er ziemlich blass geworden ist.
    »Schrei doch nicht so! Ich weiß es doch auch nicht.« Er sieht meinen entsetzten Gesichtsausdruck. »Vielleicht in drei bis vier Wochen … wenn du Glück hast.«
    Ich gucke wieder in den Spiegel.
    »Und wenn ich Pech habe?«

NEUN  Taxi nach Klettenberg
    Ich steige hinten in das Taxi, damit der Fahrer mich nicht unmittelbar sehen kann. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme vor dämlichen Nachfragen halte ich meine rechte Hand vor das schlimme Auge.
    »Nach Klettenberg bitte!«, nuschle ich und schaue aus dem Seitenfenster. Doch das Taxi fährt nicht los.
    »Ham Sie sisch am Aug verletzt?«, fragt mein türkischer Taxifahrer und schaut durch den Innenspiegel nach hinten.
    »Ja«, antworte ich, »das war mein Ex!«
    »Ooh, hat Sie geschlagen? Soll isch fahren zu Polizei?« Er scheint wirklich besorgt zu sein.
    »Nein, nein, schon gut. Fahren Sie mich einfach nach Hause. Hardtstraße zwölf.« Er zögert. »Bitte!«, sage ich nachdrücklicher, und er fährt endlich los. Dann fange ich an zu heulen.
    »Soll isch wirklich nicht fahren zu Polizei? Oder zu Arzt? Is nich gut, wenn Männer schlagen Frauen. Männer sollten niemals schlagen Frau.«
    Und niemals Zwangsverheiraten, wie ich finde, aber jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um das zu diskutieren.
    »Mein Ex hat mich nicht geschlagen«, schluchze ich und vergesse dabei, die Hand vor mein Auge zu halten. Das Taxi hält an einer Kreuzung, der Fahrer dreht sich zu mir um.
    »O mein Gott, sieht aus wie Schlaganfall. Isch fahre sofort zu Doktor. Man muss handeln schnell!«
    Der Fahrer reißt das Steuer rum, wendet und gibt Gas.
    »Ich muss nicht zu einem Arzt, ich komme gerade von einem!«
    »Aber wieso hat Arzt nix geholfen? Muss doch gesehen haben hängende Aug?!«, fragt er irritiert, geht aber Gott sei Dank ein bisschen vom Gas.
    »Er ist schuld an dem hängenden Auge, er hat mir das Auge verpasst!«
    »Hat Sie geschlagen Arzt? Soll isch fahren Polizei?«
    »Nein!« So langsam reißt mir der Geduldsfaden. »Fahren Sie mich bitte einfach nach Hause. Das ist weder ein blaues Auge noch ein Schlaganfall, das ist ein Botox-Desaster! Da hilft jetzt auch keine Polizei.«
    »Aaah … Botox. Hab ich gelesen in Zeitschrift, das Frau hat liegengelassen in mein Taxi. Aber soll man nicht pfuschen in Natur. Is nix gut!«
    Zum Glück wendet er jetzt wieder und fährt endlich Richtung Hardtstraße, und wenn ich gewusst hätte, was bei dieser Botox-Aktion rauskommt, hätte ich auch bestimmt nicht in die Natur gepfuscht.
    »Geht wieder weg?«, fragt er mich in wesentlich ruhigerem Ton.
    »Wahrscheinlich schon. Ich weiß nur nicht, wann. Nicht mal der Arzt weiß, wann. Das Beste wäre, ich würde diesen ahnungslosen Pfuscher verklagen!«, seufze ich.
    »Soll isch Sie fahren Rechtanwalt?!
    »Neiiiiiiiiin!«

    Nach einer gefühlten Ewigkeit halten wir vor dem Haus, in dem ich wohne. Ich suche mein Portemonnaie, was nicht so einfach ist, weil ich auf meinem rechten Auge auch nicht mehr so richtig gut sehen kann. Das Lid hängt ein Stück weit über der Pupille.
    »Och, lass ma, Frau. Sie habe genug Problem, schenk isch Ihnen Fahrt!«
    »Danke! Das ist nett!«
    Na prima. Statt von meinem Ex für mein jugendliches Aussehen Komplimente zu bekommen, errege ich nun so tiefes Mitleid, dass man noch nicht mal mehr Geld von mir will. Bevor ich aussteige, vergewissere ich mich noch, dass kein Nachbar um die Ecke biegt. Die Luft ist rein, also steige ich aus, schließe auf, renne die Treppe hoch und verschwinde in meiner Wohnung. Vor dem Spiegel breche ich sofort wieder in Tränen aus. Das hängende Augenlid macht mich nicht nur unglaublich hässlich, sondern lässt mich auch noch total dämlich aussehen. Ich bin durch diese Spritze zu einem grenzdebilen Zyklopen geworden.
    Neben meinem Auge klebt ein gelbes Post-it auf dem Spiegel, auf dem steht »Bis zum 12. 9. super aussehen!!!!«. Mein Leben ist so gut wie vorbei.

ZEHN  Eva Braun
    Nachdem ich mich ein wenig beruhigt habe, setze ich mich an meinen Rechner und fange an zu recherchieren. Zunächst gebe ich den Begriff Botox bei Google ein, was dazu

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