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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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was?«
    »Ein verdammtes hängendes Matschauge!«
    »Vielleicht sollten Sie dann lieber zu einem Augenarzt gehen.«
    »Nein, sollte ich nicht. Das Matschauge kommt nämlich von einer Botox-Spritze.«
    »Die Ihnen Doktor Almaydin gegeben hat?«, fragt sie ungläubig.
    »Nein, das war mein Exfreund!«
    »Ihr Exfreund? Der ist aber doch hoffentlich Arzt, oder?«
    »Ja, aber ein schlechter! Ich brauche dringend einen Termin bei Dr.Almaydin,«
    »Hmmm, ich könnte Ihnen einen in vier Monaten anbieten.«
    »In vier Monaten? Sind Sie verrückt? Ich komme natürlich sofort!«
    »Tut mir leid, Frau … ähm … «
    »Kronbach, Jessica Kronbach.«
    »Tut mir leid, Frau Kronbach, aber das geht absolut nicht!«
    »Und morgen früh? Am besten direkt um sieben Uhr oder um sieben Uhr fünfzehn, ich bin flexibel.«
    »Tut mir leid, aber der Doktor ist auf dem Weg in die USA, wo er morgen operiert. Die Praxis ist in den nächsten beiden Tagen geschlossen.«
    »Er kann aber nicht in die USA fliegen!«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil ich aussehe, als hätte ich gerade einen Schlaganfall gehabt! Sie müssen mir einen Termin vor den USA geben! Ich könnte jetzt … oder ich könnte auch einfach mit in die USA, wenn er da sowieso operiert … « Meine Stimme ist sehr hoch und droht in die totale Hysterie abzurutschen.
    »Tut mir leid«, unterbricht sie mich, »aber wir haben hier einfach sehr viele Patienten, die sich sehr hässlich finden und denen wir helfen müssen. Wenn es so dringend ist, wie Sie sagen, können Sie gerne in vier Monaten vorbeikommen. Wollen Sie?«
    »Nein. Jetzt!«
    Dann tutet es wieder, und ein weiteres Mal sitze ich mit dem Hörer in der Hand am Küchentisch, und die Stille droht mich zu zerreißen.
    Ich rufe insgesamt noch achtmal in der Praxis von Dr.Almaydin an. Schon beim fünften Mal droht die Sprechstundenhilfe mit der Polizei. Beim sechsten Mal nimmt sie kurz ab, um sofort wieder aufzulegen, und beim siebten Mal geht keiner mehr dran. Ich suche die Bedienungsanleitung von meinem Telefon und unterdrücke meine Telefonnummer. Es klappt und sie geht ran, legt aber sofort wieder auf, als sie merkt, dass ich es bin. Ich haue mit der Faust auf den Tisch. So fest, dass die Kaffeetasse, die darauf steht, einen kleinen Hopser macht, vom Tisch fällt und auf dem Küchenboden zerschellt. Es war meine Lieblingstasse.
    Ich muss etwas tun, sonst drehe ich durch! Ich gehe zum Eisfach, trete dabei noch schmerzhaft in die Scherben, nehme ein paar Eiswürfel aus dem Fach und presse sie auf mein Auge. Kühlen ist immer gut! Nach ein paar Sekunden halte ich es nicht mehr aus. Das Auge hat sich – außer dass es jetzt auch noch knallrot ist und ich fast blind bin – nicht verändert. Als nächstes befülle ich meine Wärmflasche mit heißem Wasser und presse sie mir auf die lädierte Gesichtshälfte. Das halte ich zwar länger aus, aber bewirken tut es ebenfalls rein gar nichts. Ich pfeffere die Wärmflasche in die Ecke und lasse mich wieder frustriert auf meinen Küchenstuhl fallen.
    Ungefähr eine Stunde später meldet sich Caro. Als ich den Hörer greife, merke ich, dass meine Muskeln ganz steif sind. Offensichtlich habe ich mich in dieser Stunde keinen Zentimeter bewegt.
    »Na Süße, wie geht’s dir?«
    »Beschissen! Mein Auge hängt immer noch auf halb acht.«
    »Hast du einen Termin bei Dr.Almaydin?«
    »Pfffff! Ja, in vier Monaten.«
    »In vier Monaten? Hast du denen nicht gesagt, dass es dringend ist?«
    »Nein, ich hab denen gesagt, dass es mir nichts ausmacht, ein paar Jahre als einäugiges Monstrum in TV-Shows aufzutreten.« Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Mensch, Caro, natürlich hab ich denen gesagt, dass es dringend ist.«
    »Und die haben dir trotzdem keinen Termin gegeben? Ich ruf da mal eben an und regle das. Bis gleich.«
    Ich schöpfe wieder ein wenig Hoffnung. Keine fünf Minuten später ruft Caro wieder an, sie klingt angesäuert, fast geschockt.
    »Sag mal, was hast du denn da angerichtet? Die Sprechstundenhilfe ist komplett ausgerastet. Sie meinte, du hättest sie als Eva Braun und ihren Chef als Chirurgen-Nazi bezeichnet. Die wollen dich anzeigen, wenn du noch ein einziges Mal anrufst.«
    »Tja, so ist das eben, wenn man gesetzlich versichert ist.«
    Ich habe keine Lust, jetzt mit Caro über diese Privatpatienten-Arschkriecher zu diskutieren, dazu bin ich definitiv zu fertig.
    »Und was willst du jetzt machen? Hast du noch einen Termin bei Roland?«
    »Keine Ahnung!«
    »Wie, keine Ahnung? Ihr

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