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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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können Sie sich mit meiner Exfrau zusammentun. Sogar den Fernseher habt ihr mir weggeschleppt. Das Sofa und den Fernseher. Großartig. Wirklich großartig«, ruft er, tritt ein Stück zur Seite und applaudiert mir.
    Ich nehme den Koffer und reiche ihm einen Taxigutschein. Ohne etwas zu sagen, gehe ich zum Gitter, das den Betonklotz umgibt, und klingle. Eine schrille Stimme übertönt das Motorengeräusch des sich entfernenden Taxis.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Campi. Von der Kanzlei Flacker, Grunthurst and Kropper.«
    »Bitte noch einmal.«
    »Campi … Flacker, Grunthurst and Kropper.«
    »Nein, hören Sie, immer mit der Ruhe. Sie müssen langsam und deutlich sprechen. Deut-lich. «
    Allmählich werde ich nervös.
    » Cam. Pi. Flak. Ker. Ich habe einen Termin bei …« Aus meiner Mappe fische ich eine Visitenkarte. »Signor Carugato, dem Ingenieur.«
    »Warten Sie.«
    Die Stimme verschwindet.
    Ich bücke mich und pflücke eine Margerite.
    »Hier ist kein Termin verzeichnet.«
    »Was soll das heißen, kein Termin? Ich bitte Sie, das noch einmal zu prüfen. Dies ist doch Bogomin S.r.l., oder?«
    Die Stimme schnaubt genervt. »Hören Sie, ich habe das überprüft. Für den Vormittag sind keine Termine vorgesehen, und ich bin nicht befugt, die Ingenieure zu stören. Außerdem muss ich Sie darüber in Kenntnis setzen, dass wir schon mit Lieferanten unseres Vertrauens zusammenarbeiten, Menckel Stones, Toretti, Tys & Gutt …«
    »Aber …« Ich zögere. »Was reden Sie denn da, verdammt? Ich bin nicht hier, um Ihnen etwas zu verkaufen. Ich bin Anwalt. Ich kaufe.«
    »Entschuldigen Sie bitte?«
    »Ich kaufe. Haben Sie verstanden? Ich kaufe alles.«
    Technisch gesehen ist das gar nicht mal falsch. Ich bin der Anwalt der Käufer, und wenn wir das Unternehmen auch nicht ganz kaufen, sondern nur zu fünfzig Prozent, so macht das doch keinen großen Unterschied. Macht überhaupt etwas einen Unterschied? Das Klicken, mit dem die Verbindung unterbrochen wird, bestätigt zumindest, dass gewisse Ungenauigkeiten nicht folgenlos bleiben.
    Ich klingle erneut. Dieselbe Stimme sagt jetzt noch schriller: »Hören Sie gut zu. Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich die Carabinieri.«
    »Beruhigen Sie sich doch, Herrgott noch mal. Ich kann Ihnen das Ganze erklären.«
    »Beruhigen Sie sich erst einmal, was erlauben Sie sich denn?«
    »Ich bin die Ruhe selbst.«
    »Ach ja? Und wieso hämmern Sie dann gegen das Gitter?«
    Unwillkürlich schaue ich hoch und entdecke über dem Tor eine blinkende Kamera, die auf die Sprechanlage gerichtet ist. Ich öffne die Faust, mit der ich gegen die Metallstäbe geschlagen hatte, hebe zögerlich die Hand und wage einen bescheidenen Gruß.
    »Na, sehen Sie mich?«, frage ich mit einem idiotischen Grinsen in die Kamera und winke mit meiner roten Krawatte.
    »Ich bin es. Ein Profi, ein Anwalt. Flacker, Grunthurst and Kropper. Ich habe eine Verabredung mit Signor …« Erneut greife ich zu der Visitenkarte. »Carugato, dem Ingenieur. Für zehn Uhr. Seien Sie so nett, und sagen Sie dem Herrn Ingenieur Bescheid. Sie werden sehen, dass sich das Missverständnis klärt.«
    »…«
    »Ich verspreche es Ihnen«, füge ich unterwürfig hinzu.
    Ein langes Schweigen.
    Ich bücke mich und reiße alle Margeriten heraus. Dann fällt mir die Kamera wieder ein, und ich stelle sie zu einem hübschen Sträußchen zusammen. Ein Summen verkündet, dass sich das Tor öffnet.
    Hinter der Drehtür wartet ein großer, korpulenter Mann auf mich.
    »Sie sind von Flachergrunt ?«, fragt er unsicher.
    »Bis jemand die Ablösesumme zahlt.«
    Einen Augenblick lang ist der Mann perplex, dann fasst er sich wieder.
    »Herr Anwalt.« Er fuchtelt mit den Armen herum, als würde plötzlich Leben in ihn fahren. »Verdammter Mist. Entschuldigung, verzeihen Sie, dass wir Sie die ganze Zeit da draußen haben warten lassen. Ich stecke mitten in der Arbeit und hatte darum gebeten, dass man mich nicht stört. Ich habe Gäste, müssen Sie wissen. Wichtige Gäste.«
    »Campi, Andrea Campi«, sage ich und reiche ihm die Hand.
    »Verdammter Mistdreck, ich muss mich noch einmal entschuldigen, schlecht erzogen, wie ich bin. Sehr erfreut. Severino Carugato, Ingenieur und verantwortlicher Direktor.«
    »Herr Ingenieur, es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Ich, äh … kann warten, bis Sie fertig sind. Am besten warte ich hier.«
    Der Ingenieur schaut mich an, und sein Gesichtsausdruck verändert sich.
    »Ich habe aber noch den ganzen Vormittag zu

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