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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Rüpel. Hör einfach nicht auf ihn. Er ist es nicht wert, da musst du drüberstehen.«
    Sie schluchzt weiter.
    Ich lege einen Finger an den Mundwinkel und beobachte sie aufmerksam, fast nachdenklich.
    »Valentina«, sage ich leise.
    »Ja?«, jammert sie, während sie sorgfältig die Papiere aus meiner Akte sortiert.
    »Wie konntest du dich denn eigentlich beim Ausdrucken einer pdf-Datei vertun? Im Prinzip muss man doch nur Blätter in den Drucker legen, dann macht er alles alleine.«
    »Ich habe wohl etwas Falsches eingegeben, und die Blätter sind alle weiß rausgekommen.«
    »Aber hast du denn keinen Probeausdruck gemacht, bevor du den Befehl abgeschickt hast?«
    »Ich verstehe doch nichts von Jura.«
    »Oh Gott, Valentina. Invernizzi hat wirklich Recht.«
    Der Heulkrampf folgt auf dem Fuße und wird nur von Nicola eingedämmt, der aufsteht, Valentina die Hand auf die Schulter legt und sie mit einer Zärtlichkeit aus dem Zimmer führt, mit der er sich sonst nur seiner Pizza Margherita widmet.
    An der Tür bleibt er stehen und schaut mich an.
    »Andrea.« Er verzieht den Mund. »Manchmal frage ich mich, wie du es fertigbringst, so grob zu sein.«
    »Grob? Was fällt dir bloß ein, Nicola? Du übst tagein, tagaus, wie man den Namen der Kanzlei rülpst, und ich soll der Grobian sein?«
    Nicola hört mir nicht einmal zu, sondern führt Valentina aus dem Zimmer.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagt er. »Ich bin ja bei dir.«
    Durch das offene Fenster dringt der Klang einer Bambusflöte, der sich mit dem Lärm der Autos auf dem Straßenpflaster vermischt. Die lindgrüne Mappe des Dreifürzwei-Project scheint, so dick und undurchlässig sie auch sein mag, endlich getrocknet zu sein. Niemals sollte man wichtige Dokumente ins Bidet legen. Zumindest sollte man sie wieder herausholen, bevor man Wasser einlaufen lässt. Ich nehme die Visitenkarte von Ingenieur Carugato und stecke sie an die Korktafel an der Wand.
    »Endru«, ruft Giuseppe, der an meiner Tür vorbeikommt. »Tu mir einen großen Gefallen. Unten wartet Donato. Geh du schon mal hinunter, ich stoße gleich zu euch.«
    »Giuseppe, bist du sicher? Ich meine, dass heute die Sitzung ist. Gestern wurde ich bei Bogomin fast verhaftet, weil ich zu einem einzig mir bekannten Termin aufgekreuzt bin.«
    Giuseppe bleibt stehen und denkt nach.
    »Umso besser«, antwortet er dann. » Soft . Ein sanfter Ansatz ist immer vorzuziehen.«
    Er geht, redet aber weiter. Die letzten Worte vermischen sich mit dem Lärm im Flur. »Komm schon, Endru, Kopf hoch. Du wirkst immer so bedrückt. Rhythmus, Optimismus …«
    Donato ist bei Zeus Investments, unserem Mandanten, für das Dreifürzwei-Project verantwortlich. Bevor ich in dieses Projekt eingestiegen bin, hatte ich von Zeus Investments noch nie etwas gehört. Giuseppe hatte sich über diese Unwissenheit empört und mir erklärt, dass es sich um ein internationales Unternehmen handelt, das explodiert und überall ein wenig mitmischt – nicht dass er sich genau erinnern könnte, wobei –, Lebensmittel, Immobilien, Luftfahrt, Pharmazie, kurz, ein multinationaler Konzern. Wir vergeuden unsere Zeit schließlich nicht mit Provinzlern . Für ihre ersten Aktivitäten in Italien haben sie uns auserkoren, und schon der bloße Gedanke versetzt Giuseppe in Begeisterung: »Mit einem solchen Mandanten, Endru, sind wir über den Berg. Projekte und Gelder wird es nur so hageln, und wir können sie den Engländern glatt in the ass stecken, mitsamt ihrer notorischen Skepsis, dass wir, wenn sie uns keine Mandanten rüberschicken, hier verrecken.« Gleichzeitig scheint er aber auch nervös zu sein. »Diese Geschichte ist für unsere Kanzlei und für uns als Marktführer auf diesem Gebiet von entscheidender Bedeutung. Nicht dass ich dir nicht trauen würde, Endru, aber sag mir doch bitte: Kann ich dir trauen?«
    Was Donato betrifft, habe ich ihn noch nie gesehen. Seine Qualifikationen kenne ich nicht. Mir reicht es zu wissen, dass er mein Ansprechpartner ist, derjenige, an den ich berichten, den ich um Rat fragen, dem ich gehorchen muss. Am Vormittag hatten wir miteinander telefoniert, und ich hatte ihm meine Eindrücke von der Reise nach Venetien geschildert und meine Zeitvorstellungen für die Bewertung des Unternehmens mitgeteilt. Als ich ihn dann in Hinblick auf die heutige Sitzung um ein paar Informationen gebeten hatte, sagte er nur: »Nein, tut mir leid, mir ist nicht einmal klar, mit wem ich gerade geredet habe.«
    Ich ziehe das Jackett an, rücke

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