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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Ein Ast bricht ab und landet zu meinen Füßen.
    Arturo ist nicht mein erster Mitbewohner. Vor ihm gab es Cleo, der an einem Herbstabend in mein Leben getreten war. Es war einer jener Abende, an denen ich nach Hause komme und mich dazu zwinge, an Bürgerkriege und Hungersnöte zu denken, an Terrorakte und die einschlägigen Hintergrundsendungen, um einen Grund für die Annahme zu finden, dass es mir im Prinzip gar nicht so schlecht geht. Auf dem Tisch fand ich einen großen Pappkarton, an den mit Klebeband ein Zettel mit einer unverkennbaren Schrift geheftet war.
    Hallo, ich war hier und habe dir frische Hackfleischsoße mitgebracht (ist im Gefrierfach). Und ein Geschenk.
    Ein dicker Kuss.
    Mama
    PS Komm mal wieder nach Hause, dann mache ich Calamari.
    PPS Ich habe ihn Cleo genannt, aber du kannst ihn ruhig umtaufen.
    Ich öffnete den Karton und sah einen mit Wasser gefüllten Plexiglasquader, 65 x 35 Zentimeter, in dem ein Goldfisch schwamm, immer um einen gelben Stein herum. Neben dem Aquarium stand ein zylinderförmiges Gefäß mit einem eiweißhaltigen Spezialfutter. Die Aufschrift forderte: Gib deinem Fisch Kraft .
    »Cleo«, sagte ich und klopfte an die Scheibe. »Was hast du nur für einen bescheuerten Namen, mein Schöner. Mit einem solchen Namen bist du ein Niemand, weißt du das? Du bist nur einer von vielen. Möchtest du einer von vielen sein, Cleo?«
    Cleo stupste unbeirrt seine Schnauze gegen den gelben Stein und wirkte so unbekümmert, dass es mich fast schon nervös machte.
    »Um heute in der Welt zu bestehen, braucht man einen wichtigen Namen, einen feierlichen Namen, einen, der Ruhm und Ehre verspricht. Aber was weißt du schon? Möchtest du dein Leben damit zubringen, deine Schnauze gegen einen gelben Stein zu stupsen, oder hast du noch etwas vor, Cleo? Hast du ehrgeizige Ziele? Ehrgeizige Ziele sind wichtig heutzutage.«
    Ich öffnete den Kühlschrank und begann, mein Abendessen zuzubereiten.
    »Ab sofort nenne ich dich Cleo den Zweiten. Hörst du, wie das klingt? Cleo der Zweite, das ist kein Allerweltsname.«
    Ich schnitt Tomaten in Scheiben.
    »Oder besser noch, Cleo der Zweite der Große.«
    Ich nahm das Öl und stellte es auf den Tisch. Dann hob ich das Aquarium hoch.
    »Jetzt, Cleo der Zweite der Große, machst du dich aber vom Acker, denn hier wird gegessen. Ich bring dich schön ins Wohnzimmer.«
    Geraume Zeit später überschritt Eleonora zum ersten Mal die Schwelle meiner Wohnungstür. Ich half ihr aus dem Mantel, bat sie, es sich bequem zu machen, und ging in die Küche, um uns etwas zu trinken zu holen. Als ich den Korken aus der Amarettoflasche zog, hörte ich nebenan einen durchdringenden Schrei.
    »Iiieeh …Aber … Was ist das denn? Wie ekelig … Du bist ein … ein Verbrecher.«
    »Was?« Ich trat aus der Küche, zwei volle Gläser in der Hand, und zog ein ratloses Gesicht.
    Eleonora hatte sich auf eine Miene der Abscheu verlegt. Ich folgte ihrem Blick und sah auf dem Eckschränkchen im hintersten Winkel des Wohnzimmers einen Glasbehälter mit trübem Wasser stehen. Auf trägen Wellen trieb der Schatten eines rötlichen Flecks, und während ich mich noch fragte, wann ich den Fisch zuletzt gefüttert hatte, entdeckte ich auf dem Schränkchen die versiegelte Dose.
    »Er schläft«, stotterte ich leise. »Er heißt Cleo der Zweite der Große.«

15
    Valentina ist meine Sekretärin, ein anständiges und auf naive Weise sympathisches Mädchen, rundlich, aber anmutig. Am Valentinstag ist sie sechsundzwanzig geworden. (»Ich bin mit der Liebe geboren«, hat sie gesagt. »Wohl wahr«, hat Nicola bestätigt und ihr zugezwinkert.) Jetzt war sie in mein Zimmer gekommen, und als ich sie bat, sich um eine Akte zu kümmern, die schon seit Monaten auf dem Boden herumliegt, fing sie plötzlich zu weinen an.
    »Valentina«, sage ich, »mach dir keine Gedanken deswegen. Du kannst die Akte auch liegen lassen. Räum sie weg, wenn du Zeit hast. Aber ich bitte dich, keine Szenen, das macht mich ganz traurig.«
    »Nein, nein«, stößt sie mühsam hervor. »Ich weine nicht wegen der Akte.«
    »Gott sei Dank. Das wollte ich aber auch gemeint haben.«
    »Invernizzi.«
    Ich stöhne.
    »Was hat dieser Mann schon wieder verbrochen?«
    »Er hat mich eine Idiotin genannt, weil ich mich beim Ausdruck einer pdf-Datei vertan habe.«
    »Aber Valentina.« Ich lächle. »Das musst du dir doch nicht zu Herzen nehmen, wie oft habe ich dir das schon gesagt? Du weißt doch, wie Invernizzi ist. Arrogant, ungehobelt, ein

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