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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Arabern haben.«
    »Mit den Beduinen?«
    »Mit den Arabern, Tiziano. Nenn sie bitte Araber.«
    »Aber du nennst sie doch auch immer Beduinen.«
    »Das habe ich gelegentlich getan. Aber bevor uns das mal in einem falschen Kontext rausrutscht, ist es besser, sie ab sofort nur noch Araber zu nennen. Auf jeden Fall machen wir heute einen Punkt unter den Vertrag und die due diligence . Ich werde sprechen, keine Sorge, aber ich möchte, dass du dabei bist. Für den Fall, dass sie eine Detailfrage haben, könntest du mir behilflich sein. Außerdem kann es auch für dich von Vorteil sein.«
    »Und Mantecato?«
    »Mhm, Mantecato …«
    »Soll der auch daran teilnehmen?«
    »Schick Mantecato weg. Zum Abendbrot.«
    Aus dem Apparat ist ein unterdrücktes Lachen zu hören. Dann Schweigen.
    »Tiziano, bist du noch da?«
    »Ja. Nein … Ja. Alles in Ordnung.«
    »Okay.«
    »Okay.«
    »Tiziano, was ist los?«
    »Meine Freundin.«
    »Was ist mit deiner Freundin?«
    »Sie hat mich verlassen.«
    »Tiziano, ich muss Schluss machen. Die Nummer, mit der du dich einwählen kannst, schicke ich dir noch.«
    Ein conference call ist trotz des Namens, der an professionelle Szenarien, große Ereignisse, kleine Aktenkoffer und die Financial Times denken lässt, nichts als ein Telefongespräch. Profis aus aller Herren Länder wählen eine Telefonnummer, die für diese Gelegenheit bereitgestellt wurde und viele Leitungen zusammenführt, was den hauptsächlichen Vorteil hat, dass man Entfernungen überbrückt, und darüber hinaus garantiert, dass man sich nicht in die Augen schauen muss.
    Es ist Viertel vor zehn, und zwei Leute sind in der Leitung, Tiziano und ich. Auf meinem Schreibtisch steht eine Pizza. Ich nehme ein Stück und schaue Nicola an, der vollkommen abwesend zu sein scheint. Wenn er abends lange bleibt, verwandelt er sich in einen Ameisenbär, der vor sich hin brütet und leise toskanische Flüche ausstößt. Das stört nicht weiter, sondern versöhnt mich wie eine Spieluhr mit meiner Arbeit.
    Tuuut .
    Das Signal kündigt an, dass sich eine weitere Person einwählt. Ich warte, dass sie sich vorstellt.
    »Donato Cubi.«
    Tuuut .
    »Hallo, Donato«, sage ich. »Hier ist Andrea.«
    »Sind wir komplett?«
    »Nein. Wir sind jetzt du, ich und Tiziano, der aus Treviso zugeschaltet ist.«
    »Elender Mist, wollten wir nicht um neun telefonieren?«
    »Halb zehn.«
    »Und wie spät ist es jetzt?«
    »Zehn vor zehn.«
    »Also bitte … Ein wenig Pünktlichkeit, liebe Freunde.«
    Lange Pause.
    Tuuut .
    »Lina Ficozza.«
    Tuuut.
    »Hallo, Lina.«
    »Donato, bist du es?«
    »Andrea.« Donatos Stimme wird wichtig. »Darf ich dir Lina vorstellen. Sie ist die Verantwortliche fürs back office . Italienerin wie wir. Ein Hoch auf die Azzurri.«
    »Hallo, Lina, ich bin Andrea. Andrea Campi.«
    »Lina«, fährt Donato fort. »Andrea ist der Rechtsanwalt. Der Rechtsverdreher, würde ich eher sagen, wenn man bedenkt, was die uns abknöpfen für das bisschen Scheißdreck, das sie in den Vertrag schreiben. Hahaha, kleiner Scherz, was, Andrea? Verklag mich bitte nicht. Hahaha.«
    Ein Papierkügelchen trifft mich an der Wange. Ich reiße den Kopf hoch. Nicola lehnt sich zu mir herüber und fuchtelt mit den Händen, als würde er um Hilfe flehen. Seine Augen funkeln.
    »He, Andrea«, flüstert er.
    »Schsch.«
    »Hast du das gehört?«
    »Was?«, zische ich.
    »Ficozza. Sie heißt Ficozza.«
    »Ja.«
    »Ficozza«, wiederholt er und reckt den Hals.
    »Du musst es nicht wiederholen. Ich hab’s gehört.«
    »Findest du das nicht zum Brüllen?«
    »Verdammt, Nicola«, raste ich aus und drücke die Stummtaste. »Ich bin in einem conference call . Was soll ich deiner Meinung nach tun? Mich über eine Frau lustig machen, nur weil sie Ficozza heißt. Das geht nicht.«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Ich bitte wirklich um Entschuldigung, dass ich es gewagt habe, den feinen Herrn zu stören.«
    »Warum bist du überhaupt noch hier, Nicola? Den ganzen Tag hast du nicht einen Strich getan. Es ist zehn Uhr. Willst du nicht nach Hause gehen?«
    »Ich warte auf eine Mail«, sagt er und schaut in die Deckenlampe.
    »Kannst du nicht zu Hause darauf warten?«
    »Zu Hause habe ich kein Internet.«
    »Nur damit ich es recht verstehe: Du bleibst die ganze Nacht hier und wartest, dass diese Mail eintrifft?«
    »Es ist eine Frau.«
    »Wer ist eine Frau?«
    »Die, die mir schreiben soll.« Er zieht fünf, sechs Mal die Augenbrauen hoch. »Ich kann dir aber nicht sagen, wer es

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