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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Gartenzwerge?«, frage ich verärgert.
    »Was denkst du denn, wer das sein soll?«
    »Mhm.« Ich hebe die Hände. »Keine Ahnung.«
    »Willst du mich verarschen?«, fragt Emily, während nun aus den Lautsprechern ein vorprogrammierter Basis-Sound dringt und von der Bühne ein paar Luftballons aufsteigen.
    »Aber …« Jetzt wird mir alles klar. »Ja sicher, die Ricchi e Poveri . Wer soll es sonst sein?«
    Ich applaudiere wie verrückt, als ich merke, dass ich bis zu diesem Moment die Ricchi e Poveri mit den Righeira verwechselt habe. Zu meiner Rechten sitzt ein distinguierter Herr von mindestens achtzig und klatscht in seinem ureigensten Rhythmus mit. Zu meiner Linken tanzen zwei ältere Damen Walzer. Ich beuge mich zu Emily vor, die schon einen Schritt weiter ist und ihren Kopf hin und her wiegt.
    »Emily. Kleine Gedächtnislücke. Kannst du mir sagen, was die Ricchi e Poveri so ungefähr singen?«

30
    »… und bin also in dieser Wäscherei, warte darauf, dass ich drankomme, und habe diese Tante vor mir, fünfzig Jahre oder älter … Hast du diese aufgedonnerten Mailänder Damen vor Augen? Genau so eine, riesiger Hut, Typ Adelige aus dem achtzehnten Jahrhundert. Als sie das Paket ausgehändigt bekommt, fängt sie gleich zu murmeln an: Aber das gibt’s doch nicht? Oh nein, oh nein, oh nein … Das soll doch wohl nicht meine Bluse sein? Sie zieht ein Pygmäenhemd heraus. Ein Schrei erklingt, ein weiterer Schrei, fast scheint sie losheulen zu wollen. Aber … Aber … meine Bluse … Oh nein … Die hat mehr als hundertzwölf Euro gekostet … Das war meine Lieblingsbluse … Oh nein … Mein schönes Blüschen … Der Herr von der Wäscherei erwidert: Sehen Sie, Signora, das ist nicht unsere schuld. Das ist ein Produktfehler. Gehen Sie in den Laden und fragen Sie, was die Ihnen für ein Zeug angedreht haben. Beschweren Sie sich. Die Dame scheint sich zu fügen, dann beginnt sie aber plötzlich zu schreien. Wie stellen Sie sich das vor, ich kann da doch nicht hingehen. Die werden mir sagen, dass die Wäscherei schuld ist, und dann werde ich hin und her geschickt, das geht nicht, ganz bestimmt nicht , und verlangt, dass die Wäscherei ihr den Schaden ersetzt. Worauf auch noch die Ehefrau des Herrn von der Wäscherei dazukommt. Ganz bestimmt nicht. Wir haben sehr gut aufgepasst. Es liegt am Produkt. Man verkauft so etwas als namhafte Marke, obwohl das alles von chinesischen Kindern gemacht wird, die Armen. Da müsste Amerika mal eingreifen, von wegen Irak. Die Dame sagt nichts, stößt nur kleine Schreie aus und zieht die Nase hoch. An diesem Punkt mische ich mich ein und sage, die Dame hat Recht . Der Herr von der Wäscherei schaut mich an und begreift nicht, wieso dieser Unbekannte wie Salomo daherredet. Ich sage, Sie müssen dieser Dame den Schaden ersetzen, Sie haben doch eine Versicherung . Die Dame sagt, genau, so ist es, Versicherung , und zieht die Nase hoch. Die Wäschereibesitzer protestieren, erklären sich für unschuldig und behaupten, die Dame übertreibe. Die Dame sagt, ich zeige Sie an . Ich sage, Signora, bleiben Sie ganz ruhig . Die Wäschereibesitzer werden laut und erklären, es ist ganz offensichtlich, dass Sie sich nicht einigen wollen . Ich wiederhole, das interessiert mich nicht, die Dame hat Recht . Die Dame schreit wieder. Die Frau von der Wäscherei schnaubt. Ich versuche, mit dem Herrn von der Wäscherei zu sprechen. Die Dame muss entschädigt werden, auch wenn sie sich unmöglich aufführt, ich würde sogar sagen – da habe ich keinerlei Problem –, dass sie mir furchtbar auf den Sack geht. Die Dame reißt die Augen auf. Aber … Aber was erlauben Sie sich? Ich sage, lassen Sie mich nur machen, ich weiß schon, was ich tue . Die Frau von der Wäscherei ergreift wieder das Wort: Und woher sollen wir wissen, dass dieses Teil hundert Euro gekostet hat? – Hundertzwölf, mehr als hundertzwölf , schreit die andere. Das ist auch wieder wahr , sage ich. Die Bluse war wirklich zum Davonlaufen, das muss auch mal erwähnt werden, aber das habe ich natürlich nicht laut gesagt. Stattdessen sagte ein anderer Alter hinter mir, so werden die Alten heutzutage behandelt, Machtmissbrauch, Mangel an Respekt . Der Herr von der Wäscherei macht ihn darauf aufmerksam, dass er viel älter ist als die Dame, die jetzt nicht mehr zu schreien aufhört. Junger Mann , sagt die Frau von der Wäscherei zu mir und zieht mich am Ärmel, schauen Sie sich das Etikett an. Dreißig Grad. Dreißig Grad. Ich habe es sogar

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