Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)
habe ich, wie soll ich sagen, niemanden, mit dem ich dorthingehen könnte. Wenn du, äh, wenn du wollen würdest, also, wenn es dir vielleicht gefallen würde, irgendwie, mich zu begleiten. Ein ganz unverbindliches Angebot, das. Keinerlei Interessenkonflikte.«
Das hätte er besser machen können.
In meinem Innern tobt ein heftiger Streit zwischen verschiedenen misstönenden Stimmen.
Klar, das kann ich nur unterschreiben, das hätte er besser machen können, aber wir wollen nicht vergessen, dass er improvisieren musste.
Sicher, Improvisation, Eingebung, was immer ihr wollt. Aber diese ganze Aufregung war vollkommen überflüssig, diese Ähs und Na jas und Wenn du wollen würdest. So ein Murks.
Wie streng ihr seid. Ich finde, dass er sich sehr geistesgegenwärtig verhalten hat, auch mit der Erfindung dieses Konzerts. Ein Geniestreich.
Sie wird ihm sowieso einen Korb geben. Sie wird ihm sowieso einen Korb geben.
Ich glaube, dass noch alles offen ist.
Okay, aber diese Geschichte mit dem Interessenkonflikt hätte er sich sparen können.
Ja, das schon.
Still, still, sie sagt etwas.
»Wer?«, fragt Emily.
»Wie wer?«
»Wer singt?«
Tja, wer singt? Jetzt möchte ich aber mal hören, was er sich ausdenkt.
Hier ist Schlauheit gefragt.
Kommt schon, wir sollten ihm Zeit zum Nachdenken geben.
Risiko, Risiko! Bleiben Sie dran bitte!
Sie wird ihm sowieso einen Korb geben. Sie wird ihm sowieso einen Korb geben.
»Das kann ich dir nicht sagen.«
»Das kannst du mir nicht sagen? Und warum nicht?«
»Um nicht alles kaputtzumachen.«
»Alles was?«
»Die Überraschung, verdammt. Eine Riesenüberraschung.«
Emily betrachtet mich, ohne eine gewisse Verblüffung zu verbergen. Ich kratze mich an der Wange, rücke die Krawatte zurecht, schaue auf meine Schulter hinab.
»Okay.«
Auf ihrem Gesicht zeigt sich nicht die geringste Aufregung.
»Okay?«, frage ich ungläubig.
»Wenn du sonst niemanden hast.«
»Ich habe sonst niemanden.«
»Dann solltest du dich nur dazu durchringen, mir irgendwann ein paar Dinge mitzuteilen. Wo ich mich einzufinden habe, zum Beispiel.«
»Okay.« Ich lausche auf meine Gedanken, aber dort herrscht Schweigen. »Ach, Emily, noch was.«
»Schieß los. Danach muss ich dann aber gehen.«
Die ganze Zeit über lächelt sie. Eine Sekretärin kommt, um den Wagen mit den Snacks abzuräumen, aber Donato gestikuliert in ihre Richtung und reibt sich mit der Hand den Bauch.
» Puderzucker oder Zitronenbaiser? «
»Was?«
»Nichts. Vergiss es.«
»Okay. Wir sind uns also einig, du sagst noch Bescheid wegen heute Abend.«
Emily verlässt den Raum. Ich höre, wie sie die Dame am Empfang bittet, ihr ein Taxi zu rufen. Dann wird das Geräusch ihrer Absätze auf dem Marmorboden wieder lauter und sie erscheint im Türrahmen.
» Puderzucker übrigens.«
» Puderzucker , Puderzucker «, juble ich. »Das war mir klar. Ich hätte auch Puderzucker genommen.«
Vom Balkon aus sehe ich Emily in ein Taxi steigen und davonfahren. Sobald der Wagen um die Ecke gebogen ist, stürze ich in mein Büro und ziehe meinen Mantel an. Nicola fragt mich, ob ich schon die PowerPoint-Präsentation von den Frauen in den nassen Badeanzügen gesehen habe. Ich bitte ihn, mir viel Glück zu wünschen. Er schaut mich verständnislos an. Dann empfiehlt er mir, ich möge mir doch so bald wie möglich die PowerPoint-Präsentation von den Frauen in den nassen Badeanzügen anschauen.
Mailand, Kultur und Unterhaltung. Mailand, die Hauptstadt der Sitten. Mailand, eine kosmopolitische Stadt. Es ist Freitagabend, und da wäre es doch gelacht, wenn ich nicht zwei Konzertkarten finden würde. Am besten etwas Internationales, das würde Emily sicher gefallen. Oder Jazz, das hat Atmosphäre und verleiht mir einen gewissen Stil. Eine Nachwuchsband wäre auch nicht schlecht, irgendetwas Abgefahrenes aus der englischen Szene, wovon Giovannino immer erzählt. Optimistisch stelle ich mich in die Schlange an der Vorverkaufsstelle in der Galleria Vittorio Emanuele. Am Schalter bedient mich eine junge Frau mit kahl rasiertem Schädel. In ihrem Nacken windet sich ein Drachen.
»Bitte sehr?«
»Guten Abend. Ich hätte gerne zwei Konzertkarten für heute Abend. Für ein schönes Konzert.«
»Welches denn?«
»Keine Ahnung. Was es so gibt. Vielleicht etwas Internationales. Oder Jazz. Hauptsache schön. Eine englische Szeneband zum Beispiel.«
»Mhm. Für heute Abend sehe ich schwarz«, sagt das Mädchen und zuckt mit den Achseln. »Die
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