Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)
im Kopf einen einzigen Gedanken: Vielleicht treibe ich es heute Abend mit der aus dem zweiten Stock , und mich dann in einem hochexklusiven toskanischen Landhaus wiedergefunden hatte, das sich als nicht ganz so exklusiv herausstellte, weil wir den Ort mit den Mitarbeitern einer internationalen Geschäftsbank hatten teilen müssen, die in denselben Tagen mit demselben Auftrag dasselbe Ziel angesteuert hatten, sodass sich um vierzehn Uhr die Bänker im Leonardo-Saal und um fünfzehn Uhr die Anwälte im Galileo-Saal versammelt hatten, wobei Letzterer von unserem managing partner Franco Persecati kurzerhand in den Zorro-Saal umgetauft worden war, um die Stimmung aufzulockern, vor allem aber auch , und hier machte er eine Spannungspause, um eine gewisse Selbstironie unter Beweis zu stellen – und der Applaus war auf dem Fuße gefolgt, echt sympathisch, starker Typ, der Chef, immer einen coolen Spruch parat –, und ich nach drei Stunden feierlicher und motivierender Reden hinausgestürzt war und auf den tea break verzichtet hatte, um lieber eine Dusche zu nehmen, und hinterher im Bademantel am Fußende meines Bettes saß, in den Spiegel an meinem Schrank schaute und zu verdauen versuchte, was hängen geblieben war, indem ich mir einredete, du, du hast dich bei der Entscheidung zwischen dem Sein und dem Haben nicht mit dem Sein zufriedengegeben, du hast mehr gewollt, du hast dich dafür entschieden, ein Profi zu sein, ein Gestalter deiner Zukunft, der Schmied deines beruflichen Erfolgs, durch die Arbeit, für die Arbeit, das Opfer als Mittel zur Optimierung, ein steiniger Aufstieg zur Zufriedenheit, guideline des Schicksals, der Stolz, hier zu sein, die Ehre, zu einem perfekten Team zu gehören, tust du dein Bestes?, fragt es euch jetzt!, ein Erfolg mit best regards , against the competition , against all issues, höchstes Ansehen , bis ich plötzlich wieder auf den Beinen war, ins Bad rannte, weil ich von heftigen Krämpfen geschüttelt wurde, mich auf die Kloschüssel setzte, vor meinem rebellierenden Darm kapitulierte und an das traditionelle toskanische Mittagessen dachte, das wir vor der convention zu uns genommen hatten, an reife Käsesorten, Marmelade mit Chili, halbrohe Wurst, an den Eintopf aus weißen Bohnen, vor allem aber auch an Franco Persecati und daran, wie er against all issues gesagt hatte, und dass ich mich bis heute nach dem Grund für diese unglaubliche Entladung frage …
Wenn mir jemand gesagt hätte, dass Emily lachen würde, wahnsinnig lachen, und mich darauf aufmerksam machen würde, dass ich immer nur von der Arbeit rede, und ich mich entschuldigen würde, ein wenig verlegen, worauf Emily sagt, nein, es gefalle ihr, weil ich anders darüber rede, weil ich einen anderen Blick darauf habe, und wir uns schließlich erheben, ins Hotel zurückgehen und auch dann noch weiterlachen, als wir Donato und Giuseppe in Erwartung nächtlicher Fluchten mit einem Cognac im Foyer sitzen sehen und von Säule zu Säule hüpfen, um nicht von ihnen entdeckt zu werden, bis uns dann der Aufzug verschluckt, wo wir uns in die Augen schauen, während hinter den gläsernen Wänden die Stadt versinkt …
Wenn mir dann schließlich jemand gesagt hätte, dass wir an meiner Zimmertür ankommen würden, wo ich den Blick senke, bis Emily fragt, sagst du dieses Mal nicht, dass es sehr schön war? , und ich antworte, nein, dieses Mal sage ich es nicht , worauf Emily ihrerseits den Blick senkt und murmelt, dann sage ich es , worauf ich mich nach einer Abfolge von bruchstückhaften Bildern – ein langer Kuss, das Klicken, mit dem die Zimmertür entriegelt wird, das mühsame Gefummel an einem BH, die Befreiung des Bettes von einem halben Dutzend Kissen, um Platz zu schaffen, zunehmend ungeduldige Bewegungen, dann langsamere Bewegungen, dann wieder schnellere, dann wieder langsamere – ausgestreckt auf dem Bett wiederfinde und die Reflexe der nächtlichen Lichter an der Zimmerdecke betrachte, während Emilys glatter Arm sanft auf meinem Bauch liegt …
Tja, wenn mir irgendjemand das alles gesagt hätte, ich hätte es einfach nicht geglaubt.
Schön wär’s , hätte ich gesagt.
»Was?«, murmelt Emily.
»Was?«, frage ich und schüttle meinen Gedanken ab.
»Was hast du gesagt?«
»Ich? Was ich gesagt habe? Nichts habe ich gesagt.«
»Du hast gesagt: Schön wär’s. «
»Ach so, nein, nein. Ich habe nur Luft geholt. Die Klimaanlage. Ich musste mich räuspern.«
Ich fahre mit der Hand durch Emilys Haare und versuche, sie
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