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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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schon schneller als der Schall. Der Knipser schubste Sibylle vor sich her und fluchte:»Jetzt zufrieden? Die kommt hinter uns her, mit’ner Kettensäge!«
    »Bleib doch und mach ein Foto«, keuchte ich.
    »Lassen Sie mich.« Die Forelle ließ sich fallen, der Knipser zerrte sie wieder hoch. Dabei knallte ihr der Aluminiumkoffer an den Kopf.
    »Und wenn ich dich an den Haaren mitschleifen muss, du dummes Weib«, herrschte er sie an. Und endlich tat sie das, was man auf einer Flucht tun sollte: rennen.
    »Wir trennen uns«, keuchte ich. »Jeder eine andere Richtung, dann weiß der Hund nicht, wen er zuerst suchen soll.«
    Der Knipser blieb abrupt stehen. »Schlecht! Zieh deine Jacke aus, Maggie.«
    Ich rannte weiter. Für dich zieh ich mich nicht mehr aus, dachte ich noch und prallte frontal gegen die Leiter eines Hochsitzes, die plötzlich aus der Dunkelheit vor mir aufgetaucht war. Ich taumelte rückwärts, dem Knipser direkt in die Arme. Anstatt mir Trost zu spenden, riss er mir die Jeansjacke vom Leib. Als Nächstes holte er sein Teleobjektiv aus dem Koffer, wickelte es in die Jacke und warf es in den Hochsitz. Es schlug polternd auf dem Holzboden auf, und wir setzten uns wieder in Bewegung.
    Der ordentliche Tannenwald war ohne Vorankündigung in einen Urwald übergegangen. Zweige schlugen mir ins Gesicht, meine Beine machten Bekanntschaft mit stacheligen Pflanzen, die gerne in meiner Jeans hängen bleiben wollten. Meine nackten Arme hielt ich schützend über meinen Kopf. Trotzdem verfingen sich meine langen Locken immer wieder im Gestrüpp. Ich rannte einfach weiter, egal, wie viele Haarbüschel auf der Strecke bleiben mussten.
    Gefühlte 20 Kilometer später blieben wir wieder stehen, rangen nach Luft und lauschten in die Finsternis. Meine Lunge rasselte. Die Kettensäge kreischte. Es klang gefährlich nah. Waren wir zwei Kilometer weit gekommen? Oder im Kreis gerannt, und uns trennten keine 200 Meter von der Irren? Wie sich die Kettensäge anhörte, war Ariadne gerade dabei, den Hochsitz abzusägen.
    »Weiter, weiter, Maggie«, schnaufte der Knipser. »Sie wird merken … dass wir nicht … da oben sind. Denk an Indie Jones.«
    Ich hab’s befürchtet. Bei dem funktionieren die meisten Sachen auch nicht. Gerade feixt er noch über seinen gelungenen Streich, und im nächsten Moment wird er von einem Panzer überrollt.
    Sibylle Schröder-Fröse war am Ende ihrer Kräfte. Sie hielt sich an einem Baum fest und übergab sich. Sollten wir sie hierlassen? Nein, auf gar keinen Fall. Nike würde sie finden, und Ariadne würde sie zersägen. Wir schleiften die völlig erschöpfte Frau weiter. Sie kam aus dem Husten nicht mehr heraus. Das Knirschen und Krachen von zerberstendem Holz hallte durch den Wald. Der Hochsitz war zusammengebrochen.
    Plötzlich hörte ich Nikes Hecheln direkt neben mir. Der Knipser blieb stehen und drohte:»Ich erschlag das Vieh jetzt mit dem Koffer.«
    »Nein, bitte …«, jammerte die Forelle. Nike wedelte mit dem Schwanz und tänzelte auffordernd neben uns her.
    »Sie bellt nicht mehr.« Ich holte aus meiner Umhängetasche einen von Herzigs Golfbällen, spuckte drauf und warf den Ball in die Nacht. »Hol’s Bällchen, Nike.«
    Sie rannte los. Dein Glück, Köter – ich kenne schließlich meinen Ex. Er hätte dir den Schädel gespalten. Er macht alles, wenn’s der Sache dient.
    Wir hörten, wie der Hund durchs Unterholz stöberte. Der Erfolg meiner Aktion währte nicht lange – nach ein paar Minuten rannte Nike wieder neben mir. Sie hatte den Ball nicht gefunden. Ich griff im Laufen wieder in die Tasche und warf den nächsten. Sie rannte wieder los und kam nach ein paar Sekunden schon wieder zurück. Nach dem dritten Ball wollte sie dann gar nicht mehr suchen und blieb an meiner Seite. Ich packte ihr Halsband und zog sie mit mir. So war sie wenigstens ruhig.
    Ich lief sehr unbequem in gebückter Haltung, aber das bewahrte mich davor, mit dem Gesicht direkt im Stacheldrahtzaun hängen zu bleiben, in den ich unweigerlich gerannt wäre, wenn Nike nicht abrupt gebremst hätte. Dafür rannte der Knipser in mich hinein, und ich fiel auf die Knie. Die Forelle röchelte: »Da ist die Straße.«
    Wir warfen uns flach auf den Boden, um unter dem Zaun durchzurobben.
    »Da geht es zum Berkelbacher Hof. Da sind Leute«, rasselte Sibylle.
    Ariadne rief nach Nike und pfiff. Nike antwortete mit lautem Gebell. Ich ließ den Hund los und lief, als wäre der Teufel hinter mir her. Hinter mir fluchte der

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