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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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viele Kanister sie wohl mitgebracht hat, um uns zu grillen?
    »Raus hier, steh auf! Los, raus«, zischte ich meinem Ex ins Ohr. Ich zerrte an seinem blutigen Hemd. Er rührte sich nicht. Die Forelle war plötzlich neben mir und hob seinen Kopf hoch. Zwei Zähne lagen auf dem Steinfußboden.
    In ein paar Sekunden würde hier alles in Flammen aufgehen. Das Gluckern war von der Rückseite des Hauses zu hören. Die Forelle zeigte stumm auf eine schmale Tür und nickte. Ich verstand. Ein Hinterausgang. Gibt es einen Gott, oder gibt es ein gutes Drehbuch? Ob wir überleben würden oder nicht, hing eher von der Laune des Regisseurs ab.
    Wir mussten abwarten, bis Ariadne mit dem Benzin an der Vordertür angekommen war. Ich betete, dass sie nicht dem Klischee aller verrückten Film-Verbrecher entsprach. Dann käme nämlich noch ein großer, tragischer Abschiedsmonolog, mit hocherhobenem, brennendem Streichholz in der Hand, und wir könnten die Hintertür vergessen.
    Der Knipser rappelte sich ächzend auf und befühlte die Lücke in seinem Oberkiefer. Die Forelle half ihm aufzustehen, während ich schon vorsichtig die Klinke der Hintertür herunterdrückte. Ariadne war, den Geräuschen nach zu urteilen, an der fensterlosen Seite der Hütte angelangt. Das war gut für uns. Der Knipser drehte sich um und nuschelte ohne Vorderzähne: »Meine Kamera.«
    Hatte ich was anderes erwartet?
    Neben dem Kamin stand sein Kamerakoffer. Es war nur ein Schritt für mich. Er schaute mich mit flehendem Blick an und schwankte. Überredet. Ich machte den Schritt für ihn und schnappte den Kofferriemen. Dann schlichen wir auf Zehenspitzen aus der Hütte. An der Frontseite hörten wir Ariadne leise fluchen und mit dem Kanister hantieren.
    Das kleine Stückchen Wiese, das wir bis zum Waldrand überwinden mussten, war unser Glück. Kein knackender Zweig, kein raschelndes Laub verirrte sich unter unsere Schuhsohlen.
    Ohne uns noch einmal umzuschauen, erreichten wir den Rand des dichten Tannenwaldes. Ab da ging es zunächst sanft bergauf. Der Knipser zerrte die keuchende Forelle mit sich. Ich schleppte den Aluminiumkoffer, stolperte hinterher und konnte mal wieder sehen, wo ich blieb. Irgendwie war alles wie immer. Nur diesmal war es lebensgefährlich.
    Wir waren gut fünfzig Meter weit gekommen, da hörten wir hinter uns ein Zischen und dann einen lauten Knall. Wir warfen uns auf den Waldboden und hielten die Hände schützend über unsere Köpfe. Erst nach ein paar Sekunden wagten wir es, uns umzudrehen. Die Hütte brannte lichterloh. Flammen schossen meterhoch in die Dunkelheit. Die Forelle stand auf und wollte in Richtung Hütte zurücklaufen, aber der Knipser hielt sie am Hosenbein fest. Sibylle fiel auf die Knie. Sie schlug die Hände vors Gesicht und wälzte sich wimmernd hin und her. »Ich muss zu ihr … sie braucht mich jetzt …«
    »Halten Sie die Klappe. Sie sind ja verrückt«, sagte der Knipser und nahm mir den Koffer ab, holte seine Nikon raus und schoss ein paar Fotos. Sssst, sssst … machte der Motor: flammendes Inferno auf Kleinbild. Hört das denn nie auf mit dem? Der hätte auch noch fotografiert, wenn wir in der Hütte zu Grillhähnchen zerbrutzelt wären. Er blickte angestrengt durch den Sucher. »Dein Auto brennt, Maggie.«
    Ich riss ihm die Kamera aus der Hand und zog die Schärfe nach.
    »Deins auch«, sagte ich, drückte auf den Auslöser, machte ein paar Fotos und gab ihm die Kamera zurück.
    Für einen kurzen Augenblick fürchtete ich, dass er losrennen würde, um seinen Angeber-Volvo zu retten. Ich konnte hören, wie sein Gehirn an diesem Problem arbeitete. Die Entscheidung wurde ihm auf der Stelle abgenommen. Es gab eine riesige Verpuffung und einen lauten Knall.
    Der Knipser riss die Kamera wieder hoch. Sssst. Sssst. »Das war deiner.«
    Ich hatte keine Zeit, den Verlust meines alten Opels zu betrauern. Nike kam auf uns zugaloppiert. »Der Köter. Weg, weg hier.«
    Ein paar Minuten lang hatten wir uns in Sicherheit geglaubt, aber was für ein fataler Irrtum. Ich zerrte die Forelle auf die Füße, der Knipser machte den Kamerakoffer zu, hängte ihn sich quer über die Schulter, und wir gaben Fersengeld. Wir hörten Ariadne nach dem Hund rufen. Nike bellte. Die Forelle schrie: »Sie ist hier!«
    Im selben Moment dreht sich der Knipser um und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
    Sekunden später dröhnte das Geräusch einer Motorsäge durch den Wald.
    Ich wünschte mir, meine Beine wären drei Meter lang. Dabei rannte ich

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