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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Knipser: »Ich hätte den Köter erschlagen sollen.«
    Die Leute im Berkelbacher Hof konnten unsere Rettung sein. Wir mussten die schmale Straße überqueren, um zum Burgtor zu kommen. Ariadnes Rufen wurde lauter. Sie konnte nur noch 20 oder 30 Meter entfernt sein. In keinem Zimmer der Burg brannte Licht. Ich sah den dunklen Wassergraben, der die Burg zu drei Vierteln umschloss. Ariadne war zu nahe. Wir würden es nicht mehr schaffen, hier irgendjemanden zu wecken oder ans Tor zu locken. Sie wird uns vorher erwischen und zu Hackfleisch verarbeiten.
    Ich rannte auf die Böschung zu und ließ mich in den Burggraben gleiten. Das Wasser stank, meine Beine wurden von seltsamen Gewächsen umschlungen, und eigentlich hatte ich vergessen, warum ich ins Wasser gegangen war. Ja richtig, weil Hunde dann die Spur verlieren. Hatte ich jedenfalls mal irgendwo in einem Film gesehen. Neben mir glitt der Knipser ins Wasser. Die Forelle stand an der Böschung und schaute in die Richtung, aus der jeden Moment Ariadne auftauchen musste. Zwischen den Bäumen tanzte der Lichtkegel einer Taschenlampe. »Kommen Sie endlich, verflucht nochmal«, schimpfte der Knipser.
    »Ist mir scheißegal, was die macht. Soll sie sich doch zerhacken lassen.« Ich packte den Knipser am Hemdkragen und zog ihn weiter in den Wassergraben hinein. In der Dunkelheit konnte ich die Burgmauer nur ahnen. Wenn wir es schaffen könnten, ans andere Ende des Burggrabens zu gelangen – da wuchs dichtes Schilf. Da könnten wir uns verstecken.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der wasserdichte Aluminiumkoffer silbrig glänzend auf dem Wasser tanzte. »Hey, der Koffer.«
    Der Knipser packte den Koffer und drückte ihn an seine Brust wie Gollum seinen Schatz und schwamm hinter mir her. Ab und zu testete ich, ob ich mit meinen Füßen den Boden berühren konnte. Der Graben war tiefer, als ich dachte – und eine nasse Jeans wiegt mindestens 800 Kilo.
    Ariadne tauchte am oberen Ende des Wanderweges auf, auf dem ich noch vor ein paar Wochen regelmäßig mit Oma Berti, Carmen und Mia unterwegs gewesen war. Wenn der Wanderweg in die schmale, asphaltierte Straße überging, wussten wir immer, wir hatten es geschafft, und die Schnitzel waren in greifbare Nähe gerückt. Dann war Carmen jedes Mal in Jubel ausgebrochen.
    In mir jubilierte gerade gar nichts. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ariadne lief die Straße hinunter, direkt auf den Wassergraben zu. Sie trug eine Stirnlampe auf dem Kopf, eines von diesen neumodischen Dingern, mit denen man ein Filmset ausleuchten kann, wenn’s drauf ankommt. Im Laufen warf sie die Kettensäge ins Gebüsch, nahm ihr Gewehr von der Schulter und lud es durch. Nike rannte am Rand des Wassergrabens hin und her und verbellte uns tapfer und ausdauernd. Das schussbereite Gewehr im Anschlag, ging Ariadne auf den Burggraben zu.
    Ich gab dem Gewicht meiner nassen Klamotten nach und versank.
    Der Lichtkegel der Lampe glitt über die Wasseroberfläche. Ich musste schneller wieder auftauchen, um Luft zu holen, als mir lieb war. Wo war der Lichtkegel hingewandert? Oh je, er kam zurück. Im Burghof schlugen die Wachhunde an.
    »Tauchen«, keuchte der Knipser.
    Vor mir im Wasser regte sich plötzlich etwas. Ein Tier! Ein großer Fisch! Ich konnte ihn an meinen Beinen spüren. Er musste riesig sein. Jetzt bewegte er sich auf die Oberfläche zu. Er berührte meine Arme. Er griff nach mir.
    Ich steckte den Kopf aus dem Wasser und hätte am liebsten hysterisch geschrien und ohne Rücksicht auf Leib und Leben den Burggraben verlassen.
    Weiter atmen, Maggie! Es gibt keine gefährlichen Wesen in deutschen Gewässern! Wir sind nicht am Amazonas! Neben mir tauchte plötzlich der Kopf von Sibylle auf, dann der vom Knipser. Vorsichtig rückwärts paddelnd, bewegten wir uns von dem großen Fisch weg. Und wie der stank!
    Als ich die Burgmauer endlich erreicht hatte, versuchte ich mit den Händen Halt zu finden, aber die Mauer war glitschig. Meine Beine krampften. Jeder Muskel im Leib tat mir weh. Die nassen Klamotten zogen mich unerbittlich nach unten, und ich musste die ganze Zeit dagegen anstrampeln. Nike hatte aufgehört zu bellen. Der Lichtkegel streifte wieder über das Wasser. Ich konnte den schwarzen, gewölbten Rücken des großen Fisches deutlich einen Meter vor mir aufragen sehen. Dann erreichte das Licht den großen Fisch. Die Forelle keuchte kurz auf und schlug sich die Faust in den Mund. Der Fisch trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Metallica. Was wir für

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