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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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Menschen vor der Information. Ihm schwante Übles.
    »Habe ich das jetzt richtig verstanden?«, hörte er Linda fragen. »Ihre Tochter wurde entführt, und ich soll diesen Mann hier aufschneiden, weil Sie in seinem Körper weitere Hinweise vermuten?«
    »Ja.«
    Herzfeld löste sich aus dem Pulk der Reisenden, die entweder wütend oder resigniert die Anzeige kommentierten. Bis auf die S-Bahn waren alle Zugverbindungen gestrichen.
    »Linda, hören Sie zu!« Herzfeld senkte die Stimme, als zwei Geschäftsreisende so nah an ihm vorbeigingen, dass ihm ihre Laptoptrolleys beinahe über den Fuß gerollt wären. »Ich weiß, ich verlange sehr, sehr viel von Ihnen, aber uns rennt die Zeit davon. Hannah ist Asthmatikerin. Wenn ihr das Spray ausgeht, bleiben ihr nur wenige Stunden.«
    Und ich fürchte, das ist nicht einmal die größte Gefahr, in der sie steckt.
    »Außerdem geht es hier nicht allein um meine Tochter.«
    »Sondern?«
    »Es ist schon die zweite Leiche. Wir haben es also mit einem Serienmörder zu tun. Was, wenn der Killer noch auf der Insel ist und seine Serie nicht abgeschlossen hat?«
    Pause. Er spürte förmlich, wie sich die Gedanken im Kopf der jungen Frau am anderen Ende überschlugen. Ohne sie gesehen zu haben, ging er fest davon aus, dass er Linda auf den ersten Blick sympathisch finden würde. Er mochte Menschen, die mehr auf ihre Gefühle als auf ihren Verstand hörten. Und nach allem, was sie bereits für ihn getan hatte, musste Linda ein hilfsbereiter Mensch mit einem guten Herzen sein, an das er jetzt appellierte.
    »Bitte, helfen Sie mir.«
    »Ender denkt, der Mann hat sich selbst umgebracht«, erwiderte Linda matt.
    »Da irrt er sich. Hannah hat angekündigt, dass ich von einem Erik weitere Hinweise bekomme. Und plötzlich liegt er tot am Strand, mit dem Handy in der Tasche, dessen Nummer ich heute Morgen im Kopf einer verstümmelten Frauenleiche gefunden habe. Muss ich noch mehr sagen?«
    Eine weitere, diesmal längere Pause, die Linda mit einem tiefen Seufzer beendete. »Ich bin seit Jahren Vegetarierin. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Steak zerschnitten habe, und jetzt soll ich …«
    »Keine Sorge. Ich leite Sie Schritt für Schritt an, okay? Hallo, Linda?«
    Er sah auf sein Handy.
    Verdammt.
    Das Display war dunkel. Der Akku war mal wieder ohne Vorwarnung in die Knie gegangen. Weshalb hatte er sich nur dieses »Smartphone« aufschwatzen lassen. Was war
smart
an einem
phone,
dessen Akku nur wenige Stunden hielt, weil der meiste Strom für Anwendungen draufging, die er noch nie genutzt hatte?
    Facebook, Skype, Push-E-Mail.
Mist.
    Herzfeld wechselte den Koffer in die andere Hand und eilte durch den Notausgang wieder nach draußen in die Kälte. Die Drehtür hatte endgültig den Dienst quittiert und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Auch vor dem Bahnhof herrschte das blanke Chaos. Ankommende Fahrzeuge kamen den abreisenden Gästen in die Quere, die momentan in der Überzahl waren. Ein Falschparker verschlimmerte die Situation noch, indem er den Taxi-Nachrückerplatz blockierte und dafür mit einem dröhnenden Hupkonzert gestraft wurde: Ingolfs schwarzer Geländewagen.
    Herzfeld schirmte mit der Handfläche die Augen vor dem Schneeregen ab und sah sich um. Er hörte ihn, bevor er ihn sah.
    »Nanu, Herr Professor?«
    Ingolf von Appen lief über die schmale Zufahrtsstraße, die den Vorplatz vom Hauptgebäude trennte, und hob die rechte Hand, in der er eine Rostbratwurst hielt. Er zog bedauernd die Mundwinkel herunter, was seine arrogante Wirkung noch verstärkte. »Sie sind noch da?«
    Herzfeld machte eine wegwerfende Bewegung. »Kein Zug. Die Oberleitungen sind eingefroren. Das blanke Chaos. Alles Richtung Norden liegt buchstäblich auf Eis.«
    Aus dem Augenwinkel sah Herzfeld, wie ein Mann mit wütendem Gesichtsausdruck aus seinem Taxi sprang.
    »Hey, du Idiot. Ist das deine Karre hier?«
    »Karre?« Ingolf drehte sich entrüstet um. »Das ist ein Porsche Cayenne Turbo S.«
    »Ich steck dir deinen Turbo S gleich in den Arsch. Du blöde Sau blockierst meinen Stellplatz.«
    Der Mann war zwei Köpfe kleiner, wog aber mindestens das Doppelte des Praktikanten. Er schwenkte beim Reden eine geballte Faust.
    Ingolf biss unbeeindruckt von der Wurst ab und drehte sich wieder zu Herzfeld. »Es geht mich ja nichts an, aber das, was ich vorhin mitbekommen habe, als Sie telefonierten, also …« Er schluckte seinen Bissen herunter. »Sie sind nicht wirklich krank,

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