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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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größter Muskel bleibt immer eingepackt.«
    »Das ist jetzt ein Witz?«
    »Nein. Aber wollen Sie noch einen guten hören? Gestern ist über mir eine Kellerwohnung frei geworden.«
    Er kicherte. Linda verdrehte die Augen. Sie verließen den Trakt durch die Flügeltür und warteten vor dem Fahrstuhl. Kaum hatte Ender auf den Knopf gedrückt, klingelte es. Der Hausmeister fingerte ein schnurloses Festnetztelefon aus der durchsichtigen Plastiktasche eines Werkzeuggürtels, der ihm wie ein Patronengurt um die Hüfte schlackerte.
    »Sana-Klinik, Ender Mueller, hallo? Was? Ach, du bist’s. Nee, mein Handy ist aus. Das funktioniert im Keller eh nicht.«
    Er lachte etwas übertrieben. »Ja, alles super bei uns. Mach dir keine Sorgen.«
    Ender schenkte Linda ein verschwörerisches Zwinkern, die sich ernsthaft fragte, ob sie mit diesem Mann in den ankommenden Fahrstuhl steigen sollte. Sie fröstelte bei dem Gedanken an die Wahl, die ihr blieb: Zurück in das Haus, in dem ein Fremder –
Danny?
 – in ihrem Bett gelegen hatte? Hier ausharren? Oder hinab in die Pathologie, in der es gewiss noch kälter war, nachdem der Stromausfall auch die Wärmepumpen der Klinik lahmgelegt hatte.
    »Helgoland bedeutet ab sofort To-Hell-Go-Land, wenn du verstehst, was ich meine.« Zur Sicherheit übersetzte Ender seinem Anrufer den müden Witz: »Zur-Hölle-geh-Land. Hier geht gerade die Welt unter, keine Sau ist unterwegs. Ich hätte die Leiche auf einem Indischen Elefanten herschaffen können, das wäre keinem aufgefallen, Paul.«
    Paul Herzfeld,
dachte Linda
. Wer sonst.
    Sie betraten den Fahrstuhl. Ender ging, die Leiche schiebend, voran. Zum Glück war der weiße Sack blickdicht. Linda reichte es, die Konturen des Mannes unter der Folie zu erahnen.
    »Ich hab der Lady gesagt, dass da bestimmt ein Lebensmüder wieder einen kalten Abgang hingelegt hat und … ähh, wie bitte?« Er sah zu Linda.
    »Ja, sie ist bei mir, und, wenn mir die Bemerkung gestattet ist, die Frau hat Augen wie Männerfüße. Groß, feucht und schwarz.« Sein Lachen erstarb kurz nach dem Ansatz. »Was? Nee, der ist nicht von Fips Asmussen. Der ist von … ja, ist ja gut, okay. Ich hör dir ja zu.«
    Es folgte eine längere Pause, die Ender hin und wieder durch vereinzelte »Hmmms« unterbrach, bis er schließlich lauthals ausrief: »Auf gar keinen Fall!«
    Mittlerweile hatte sich die Fahrstuhltür im ersten Kellergeschoss wieder geöffnet. Ender zerrte die Rolltrage rückwärts aus dem Lift, und das Flurlicht, grell flackernde Neonröhren, ging automatisch an. Hier unten war es wider Erwarten wärmer als oben, dennoch konnte Linda noch immer ihren Atem sehen.
    »Mag sein, dass es furchtbar wichtig ist, Paul. Aber du hast gesagt, ich muss nur rasch die Leiche in die Pathologie schaffen, und dann sind wir quitt.«
    Sie blieben vor einer pistazienfarbenen Schiebetür stehen. Ender klemmte sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter und zog die Tür mit beiden Händen auf. Der Raum, den sie betraten, hatte niedrige Decken und war etwa so groß wie ein Volleyballfeld. Auf den ersten Blick ins Halbdunkel hätte er als Hotelküche durchgehen können: weiße Fliesen, graue Steinbodenplatten, Edelstahlschränke und Waschbecken an den Wänden. Wäre da nicht der große Seziertisch gewesen, der wie eine Schlachtbank in der Mitte des Saales thronte …
    »Auf gar keinen Fall. Nein, Mann. Ich hab schon Arschwasser, nur weil ich hier überhaupt in der Pathologie
stehe,
Mann.« Der Hausmeister drückte auf zwei große Lichtschalter neben der Tür, und mehrere Neonleuchten begannen bedrohlich zu flackern. Gleichzeitig nahm die Lüftung über ihren Köpfen ihren Dienst auf.
    »Du verlangst echt zu viel von mir. Darf gar nicht daran denken, dass ich deinetwegen heute schon eine Leiche angefasst habe.« Ender zeigte beim Telefonieren wild gestikulierend auf eine Batterie von Kühlschrankfächern an der Wand zu seiner Rechten. »Ich hasse es, hier unten zu sein.« Er stoppte abrupt und drehte sich zu Linda um, die noch immer in der Türschwelle stand.
    »Hey, was arbeiten Sie?«, fragte er.
    »Was?«
    »Ihr Beruf! Womit verdienen Sie Ihre Brötchen, Linda?«
    »Ich male.«
    »Wände oder Bilder?«, fragte Ender, nachdem er die Information weitergegeben hatte.
    »Comics«, rief sie so laut, dass auch Herzfeld am anderen Ende der Leitung es gehört haben musste.
    Ender kratzte sich wieder den Hinterkopf, als verwirrte ihn die Nachfrage des Professors.
    »Die Augen waren dir egal, aber

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