Abgetaucht
korrigierte Jabali. »Ka mele sind demütige Tiere, groß und stark, sie tragen geduldig Menschen und Lasten. Das kann man von Frauke ja nicht gerade behaupten!
Die hat eher das Gemüt einer Dampframme.«
Ilka lachte.
Frauke wurde wütend. »Red nicht solchen Scheiß. Also, was ist jetzt? Starten wir noch mal oder traust du dich nicht?«
»Verzieh dich, Frauke«, blaffte Ilka sie an. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit dir noch mal einen Wettkampf schwimme.
Nach dem, was vorhin passiert ist.«
»Du feige Zicke!«, fauchte Frauke.
Linh kam vorbei, nahm gar keine Notiz von Frauke und wandte sich an Ilka. »Ach, hier bist du. Ich wollte ein Foto von der
Heldin des Tages machen.«
»Von mir?«, staunte Frauke.
Linh schaute Frauke an, als ob ihr gerade grüne Antennen aus dem Kopf wuchsen.
»Zu heiß gebadet?«, fragte Jabali. »Wir sprechen hier vom
Held
mit
e
und
d
, verstehst du? Nicht von einer, die sich zurück
hält
, wenn sie gebraucht wird.«
»Ich hol schnell meine Kamera«, verkündete Linh und düste los.
Jabali drehte sich wieder auf den Rücken und schaute durch Frauke hindurch in die Wolkenformationen. »Frauke, du stehst mir
in der Sonne. Kannst du nicht einen Weltrekord-Versuch im Langzeittauchen unternehmen?«
»Gute Idee«, stimmte Ilka zu. »Am besten, dutauchst bis zum Ende des Wochenendes ab und lässt dich nicht mehr blicken.«
»Das werdet ihr noch bereuen«, drohte Frauke unbestimmt.
In dem Moment kam Linh ganz aufgeregt mit ihrem Rucksack zurück und rief: »Weg! Nicht mehr da! Geklaut! Ich kann es nicht
fassen! Einfach geklaut!«
Jabali und Ilka schreckten gleichzeitig hoch. Linh war selten so außer sich.
»Meine Kamera ist weg!«, rief sie verzweifelt. »Verschwunden! Das kann doch nicht sein!«
Und alle Bilder, die ich damit geschossen habe, dachte Ilka mit Bedauern: Cowboy Michael hinter lodernden Flammen. Die Inseloase
vor untergehender Sonne. Vom Wind zerzauste Wasseroberfläche. Ein Schnappschuss von Michael bei einer Arschbombe war ihr besonders
gut gelungen. Und sogar Frauke bei einem zugegeben wirklich gekonnten Hechtsprung hatte sie fotografiert. Aber viel schlimmer
als der Verlust dieser Bilder war natürlich, dass Linh jetzt keine Kamera mehr hatte. Ein Dieb in ihrer Klasse? Ilka wollte
sich das gar nicht vorstellen. Aber kam sonst jemand infrage? AndereCamper? In der ganzen Aufregung um die Rettung waren die Sachen sicher öfter unbeobachtet geblieben.
»Ich hatte sie beim Wettschwimmen bei mir. Ich wollte doch den Ilka-Fisch fotografieren!«
Linhs Kamera blieb nicht der einzige Verlust. Eine halbe Stunde später lief Frauke aufgeregt umher und brüllte: »Mein iPod
fehlt! Hat jemand meinen iPod gesehen? Ich hatte ihn ganz sicher in meiner Außentasche, aber dort ist er nicht mehr. So ein
Mist! Hier geht ein Dieb um!«
Für die Fünf Asse stand sofort fest: Das konnte kein Zufall sein. Hier hatte jemand gründlich zugelangt und sich bei Linh
und Frauke bedient. Und wer wusste, was noch alles als fehlend gemeldet werden würde?
Vorfälle
Der Rest des Wochenendes verlief glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle. Ilkas Bilanz dieses Ausflugs: zu wenig Zeit
fürs Spaßschwimmen, Streit mit Frauke, ein Dieb in ihrer Klasse. Immerhin hatte es noch einen netten Abend am Grillplatz mit
Würstchen und Countrymusik gegeben, die Michael auf seiner Gitarre gespielt hatte. Und Ilka war nach wie vor stolz auf sich,
das Mädchen Thuy gerettet zu haben.
Dennoch beunruhigte es Ilka, dass der Dieb noch immer nicht gefasst war. Und sie wusste ebenso, dass Frauke keine Ruhe geben
würde, auch wenn sie sich für den Rest des Ausflugs von Ilka ferngehalten hatte. Die nächste Gelegenheit für Ärger stand bereits
bevor. Denn kaum zu Hause angekommen, musste Ilka schon wieder bei einem Vorkampf antreten.
Ihre Stimmung war angespannt wie immer, wennsie zu einem Wettkampf die Schwimmhalle betrat. Sie drehte ihren MP 3-Player lauter, um sich von den Einflüssen der Umgebung abzuschotten und sich ganz auf sich und ihren Wettkampf konzentrieren zu
können. So abgeschirmt von der Außenwelt betrat sie die Umkleideräume, zog sich um und ging an den Duschen vorbei in die Halle.
Ilka verzog sich in eine einsame Ecke und begann dort wie gewohnt verschiedene Aufwärmübungen. Es war an der Zeit, die Gelenke
und Muskeln auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten. Sie griff mit der rechten Hand zwischen ihre Schulterblätter, während
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