Abgezockt
ist.«
Josh wusste es nicht. Er hatte keine Vorstellung davon, wie man unter Killern mit Konflikten umging. Er wollte es auch gar nicht wissen.
Mitchell fuhr fort: »Und der Teufel soll mich holen, wenn ich mir einen Auftrag so einfach wegschnappen lasse. Darum habe ich Jenks getötet. Sie sind gerade noch mal entwischt, sonst wären Sie beide in die Sechs-Uhr-Nachrichten gekommen.«
Josh hatte richtig vermutet: Mitchell wollte ihn zusammen mit Jenks aus dem Weg räumen. Ihm drehte sich der Magen um. Auch eine zweite Erkenntnis steigerte nicht gerade sein Wohlbehagen: Wäre er nicht in die Fabrikruine geflüchtet, dann wäre Bell jetzt nicht tot. Es hätte keinen Grund gegeben, sie zu ermorden. Sie war ein Miststück gewesen, aber einen so grausamen Tod hatte sie nicht verdient. War sein eigenes Leben mehr wert als das von Bell? War es besser, dass er lebte und sie starb? Nur wenn er diesen Abend lebend überstehen würde und Mitchell davon abhielt, ihn umzubringen. Nur dann könnte er sich Mark Keegans und Margaret Maceys Tod je verzeihen. Er durfte nicht das nächste Opfer werden.
»Ich sehe immer noch nicht Ihre Fingerabdrücke auf diesem Messer«, sagte Mitchell.
»Wer ist Ihr Auftraggeber – Pinnacle Investments?«
»Ja.«
Bob hatte recht gehabt. Josh lächelte.
»Freut Sie das?«, fragte Mitchell.
»Ja. Jetzt ergibt alles einen Sinn«, antwortete Josh.
Mitchell deutete mit seinem Revolver auf Bell. »Können wir dann wohl weitermachen?«
»Natürlich«, sagte Josh. »Nur diese eine Sache musste ich noch wissen.«
Er wandte sich von dem Killer ab und sah Bell ins Gesicht. Hoffentlich würde ihm Mitchell keinen Kopfschuss verpassen, bevor er die Chance hatte, etwas zu unternehmen. Josh holte tief Luft, ehe er in die riesige Blutlache trat, um das Messer aus Bells Brust zu ziehen. Er nahm es mit der Rechten. Der Holzgriff lag ihm angenehm in der Hand.
»So ist’s gut, Josh, machen Sie ein paar schöne dicke Fingerabdrücke darauf, los! Nicht so zaghaft«, sagte der Killer, während er im Durchgang zur Küche stand und über Joshs Schulter sah.
»Sie glauben wirklich, damit kämen Sie durch: ›Verkrachtes Liebespaar bringt sich gegenseitig um‹?«
»Oh, Sie ahnen ja nicht, wie ich das alles arrangiere. Sie wären beeindruckt. Zu schade, dass Sie’s nicht mehr erleben!«
»Wie haben Sie denn Margaret Maceys Tod hinarrangiert?«
»Margaret Macey! Lieber Himmel!« Mitchell stieß ein lautes Lachen aus. »Gar nichts hab ich getan. Das haben ja Sie alles erledigt. Damit hatte ich, weiß Gott, nicht gerechnet. Es war wirklich ein Traum! Ich habe Sie rausrennen sehen und mir Sorgen gemacht. Ich dachte, Sie hätten mir alles verpatzt, aber im Gegenteil: Sie haben meinen Job ausgeführt, genau wie ich’s wollte. Es war großartig!«
Josh warf über seine Schulter einen Blick auf ihn. Mitchells Gedanken waren mehr bei der alten Frau als bei Josh. Er hatte in seiner Wachsamkeit nachgelassen. Hoffentlich hielt er Josh für ein zahmes Lamm, das den Kopf einziehen und ohne Widerstand sterben würde. Josh zog an dem Messer in Bells Brust.
»Womit haben Sie Margaret so viel Angst eingejagt?«, fragte Mitchell.
»Sie hat mich mit Ihnen verwechselt.«
Der Killer lachte erneut.
Das Messer saß fest, und Josh hatte völlig vergessen, dass die Klinge in einem Menschen steckte, bis er Bell ansah. Ihm wurde übel.
Noch einmal warf er einen Blick auf Mitchell, der hinter ihm stand. Hoffentlich sah der Kerl nicht, dass er an dem Griff zog, sonst würde er Josh ohne Skrupel eine Kugel durch den Kopf jagen –
Game over.
Er zog das Messer aus dem Opfer.
»Das reicht. Sie müssen das Ding nicht die ganze Nacht festhalten«, sagte Mitchell.
Josh wirbelte blitzschnell herum und warf das Messer nach dem Mörder. Dabei rutschte er in Bells Blut aus, fiel zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf an einen Küchenschrank.
Mitchell reagierte im Nu. Er zielte und schoss.
Das Messer traf ihn in dem Moment, als er die Halbautomatik abfeuerte. Durch Joshs Sturz verließ die Klinge ihre Flugbahn, schlug flach an die Brust des Killers und fiel klappernd zu Boden. Allerdings ging der Schuss in die Decke.
Josh rappelte sich auf und attackierte seinen Gegner. Noch bevor Mitchell erneut auf ihn zielen konnte, schmetterte er den Mann an den Rahmen der Küchentür. Mitchell stieß einen kurzen erschrockenen Laut aus. Aber schon rammte er Josh ein Knie in den Magen, so dass dieser seinen Feind aus dem Griff verlor. Mit einem
Weitere Kostenlose Bücher