Abgezockt
sehr verdrängt, dass ihm erst jetzt das Ausmaß seiner Fehler klarwurde. Bell hatte sie an die Oberfläche gebracht wie Wasserleichen. All seine Ängste kehrten zurück, als wäre alles erst vor kurzem passiert. Er trank sein restliches Bier aus und knallte die leere Flasche auf den Tisch.
»Du Mistkerl«, sagte Bob und meinte es auch so. »Warum musstest du mir das erzählen? Als ich hier ankam, war ich noch gut drauf.«
»Weil du mein Freund und der einzige Mensch bist, an den ich mich wenden kann.«
»
Du
bist als Freund nicht grad eine Zierde.«
»Du wirst doch nichts weitersagen?«
»Du weißt, dass ich das nicht tue, weil ich dein
Freund
bin.« Bob sprach das Wort »Freund« aus, als wäre es etwas Schmutziges.
»Danke.«
»Ich wusste, du stecktest in der Scheiße, als ich diese Versicherungspolice für dich veräußern sollte. Ich dachte, du hättest dein Konto überzogen oder so. Aber das …« Bob schüttelte den Kopf. »Hättest du’s mir nicht selbst gesagt, ich würde es nicht glauben.«
»Manchmal kann ich es selbst kaum glauben.«
»Also, was hat das alles mit deinem Unfall zu tun?«
»Bell rief heute bei mir an. Sie will noch mal fünftausend, sonst … Ich glaube,
sie
hat mich von der Brücke gedrängt.«
»Aber du sagst doch, es saß ein Mann am Lenker.«
»So war es auch, aber vielleicht hat sie jemanden angeheuert.«
»Nein, das glaube ich einfach nicht. Es wäre nicht in ihrem Interesse, dich umzubringen. Sie würde das Huhn töten, das goldene Eier legt und so.«
»Vielleicht wollte sie mich ja gar nicht töten. Vielleicht wollte sie mir nur Angst einjagen, damit ich zahle.«
»Das wird ja richtig unheimlich«, meinte Bob. »Also, was hast du vor?«
»Ich weiß nicht.«
»Dir bleiben nur zwei Möglichkeiten: bezahlen und dich weiter von dieser Abzockerin abhängig machen, oder sie zum Teufel schicken, Kate beichten, was du getan hast, und sehen, was passiert. Was gefällt dir besser?«
»Keines von beidem.«
»Kannst du es dir diesmal leisten, zu zahlen?«
»Ja, ich habe ein paar Ersparnisse auf einem separaten Konto.«
»Dann kauf dir etwas Zeit und gib ihr das Geld, aber finde heraus, was, zum Teufel, sie vorhat. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie das alles nur für ein bisschen Kohle macht. Ist ja nicht so, als würde sie hier Rockefeller abzocken. Ich persönlich glaube, sie benutzt den Unfall nur, um dich über den Tisch zu ziehen. Und das funktioniert auch noch.«
»Du meinst, das zeitliche Zusammentreffen sei rein zufällig?«
»Ja, tu ich. Du hast dich in was reingeritten, und jetzt kriegst du die Panik. Du musst anfangen, mit klarem Kopf zu denken.«
»Okay, dann bezahl ich sie. Und wie verwische ich die Vorgänge?«
»Weiß nicht. Darum müssen wir uns kümmern, wenn wir mehr Informationen haben.«
»Wir?«
»Ja, wir. So sehr ich es ablehne, was du getan hast, ich bin da, um dir zu helfen, Mann. Du und Kate, ihr habt zu viel zu verlieren.«
»Erzähl mir nicht, was ich schon weiß.«
»Na, warum wusstest du’s dann damals nicht?«
Josh hatte keine Antwort.
Bob Deuce saß in seiner Versicherungsagentur und wälzte die Akten. Joshs Enthüllungen gestern Abend in der Bar gingen ihm nicht aus dem Kopf. Das Ganze war bei ihm eingeschlagen wie eine Bombe. Er hätte sich nie träumen lassen, dass sein engster Freund sich so tief in die Scheiße geritten hatte. Er selbst war noch länger in der Kneipe geblieben, um sich das Spiel anzuschauen, aber seine Gedanken schweiften unwillkürlich zu Josh zurück. Zwanzig Minuten nach Josh ging auch er. Seine Frau Nancy bemerkte sein Missbehagen, aber er wich ihren Fragen aus.
In der Nacht tat er kaum ein Auge zu. Anstatt mit Josh dessen Bürde zu teilen, hatte er sie ganz auf die eigenen Schultern geladen. Er begriff den Druck, unter dem Josh gestanden haben musste, da er die Sache so lange geheim gehalten hatte. Er hätte nicht in Joshs Haut stecken wollen. Schon die Geschichte anzuhören, war schlimm genug. Bob musste sich zusammennehmen, um nicht bei nächstbester Gelegenheit Kate gegenüber alles herauszuposaunen. Aber er wollte keine Klatschbase sein. Freundschaft war Freundschaft, und Josh brauchte seine Hilfe jetzt dringender denn je. Maria, Bobs Sekretärin, bot eine willkommene Ablenkung, als sie ihren Kopf durch die Tür streckte.
»Bob, da draußen ist ein James Mitchell von Pinnacle Investments. Er sagt, er hätte einen Termin bei Ihnen, aber es ist nichts dergleichen notiert.«
»Ja, stimmt. Er
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