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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Er erkannte es schon auf fünfzig Meter Entfernung: das bunt lackierte Heck der Cessna C152, das in den Himmel ragte. Es sah aus, als hätte ein wütendes Kind ein Spielzeug weggeworfen. Der Rest der Maschine war von Rettungsleuten und ihren Fahrzeugen verdeckt. Josh stieg aus dem Minivan und rannte blindlings, ohne den Verkehr zu beachten, auf die andere Straßenseite.
    Die Polizisten, die die Menschen von der Absturzstelle fernhielten, traten ihm in den Weg. »He! Wo wollen Sie denn hin, Sir?«, schnauzte ihn einer der Beamten an.
    Josh ignorierte ihn und lief weiter. Er hatte keine Zeit für dumme Fragen.
    Zwei Polizisten stürmten hinter ihm her und hielten ihn auf, bevor er zur Absperrung gelangte. Ohne viel Federlesen warfen sie ihn zu Boden, so dass alle drei auf dem Asphalt landeten.
    »Ich bin Josh Michaels, dieses Flugzeug da gehört mir!«, rief er, während ihm einer der Beamten Handschellen anlegte. Er musste den Satz zweimal wiederholen, bevor die Männer überhaupt zuhörten.
    Der Polizist nahm Josh die Handschellen wieder ab und sagte: »Das nächste Mal nähern Sie sich einem Unfallort gefälligst etwas langsamer!«
    Er führte Josh zu der Stelle, doch es sah eher aus, als würde der
ihn
führen: Josh rannte beinah.
    »Wie kommen Sie darauf, dass das Ihr Flugzeug ist?«, fragte der Beamte, während sie das holprige Gelände überquerten.
    »Das Heck.« Josh deutete auf die bunten Farben. »Das ist unsere Lackierung. Und ich habe mich vor einer Stunde von meinem Flugpartner verabschiedet, bevor er Richtung Stockton startete.«
    »Woher wissen Sie von dem Absturz?«
    Josh überhörte die Frage des Polizisten, während er zu der Menschenmenge rings um die Unglücksstelle vordrang. Die Leute versuchten ihn aufzuhalten.
    »Lassen Sie ihn durch. Er behauptet, er ist der Besitzer der Maschine«, sagte der Polizist atemlos.
    Man machte ihm Platz. Josh gelangte zum Heck der Maschine und konnte einen ersten Blick auf die Cessna werfen. Man stellte ihm Fragen. Er hörte nicht hin.
    Sein Flugzeug steckte kopfüber im Erdboden und lag auf der abgebrochenen rechten Tragfläche. Der Treibstofftank war geborsten und der Inhalt auf dem Acker verteilt. Feuer war nicht ausgebrochen, aber trotzdem hatte jemand das Benzin mit Löschschaum abgedeckt. Josh ging auf die andere Seite der Maschine. Der Bug war vollkommen zerstört, das Fahrwerk total verbogen. Der Propeller hatte sich in die Erde gebohrt, Streben waren aus Halterungen gebrochen, und ein Spinngewebe von Rissen bedeckte die Plexiglasscheibe. Über die Instrumententafel verlief eine Blutspur. Josh las seinen und Mark Keegans Namen auf der Tür.
    »Ich bin Josh Michaels«, sagte er und deutete auf den Schriftzug. »Dieses Flugzeug gehört mir.«
    Er sah Mark Keegans Körper wie eine weggeworfene Puppe über den Steuerknüppel hängen. Mehr als zwanzig Rettungsleute standen einfach herum. Einer davon öffnete die Kopilotentür. Ein Notarzt trat zu ihm.
    »Warum helfen Sie ihm nicht?«, fuhr Josh ihn an.
    »Diesem Mann ist nicht mehr zu helfen. Er ist tot.«
    Mark war tot. Jeder konnte das sehen.

[home]
12
    W ieder musste Josh mit der Polizei reden. Er verbrachte die nächsten paar Stunden an der Absturzstelle. Aus Sicherheitsgründen hatte man ihn mit sanfter Gewalt von dem Wrack entfernt. Die Stelle musste geräumt, abgesperrt und vor neugierigen Blicken geschützt werden.
    Noch immer in Sichtweite des abgeschirmten Flugzeugs, berichtete Josh alles, was er über Mark und die Geschichte der Maschine wusste. Er identifizierte auch Marks Leiche, als sie schließlich aus der Cessna geborgen wurde. Die Fragen, die man ihm stellte, schienen von weit her zu kommen.
    Eine Flut von Erinnerungen bestürmte Josh, Bilder von Marks Leiche bis hin zu seinem letzten Gespräch mit ihm, vor dem Abflug. Er dachte an den Scheck, den er ihm gegeben hatte und der immer noch in Marks Gesäßtasche steckte. Die Vorstellung, vom Tod seines Freundes zu profitieren, weil die Schuld noch nicht beglichen war, quälte ihn. Mark war unverheiratet, und Josh fragte sich, an wen er sich wenden solle. Er fühlte sich verpflichtet, jemanden zu benachrichtigen und das Geld zurückzuzahlen. Die einzige Person, die ihm einfiel, war Marks Schwester.
    Zu guter Letzt erlaubte ihm die Polizei, nach Hause zu fahren, aber er musste mit einer Untersuchung seitens der Flugsicherheitsbehörden rechnen. Josh fuhr nicht nach Hause.
    Er kehrte nach Laguna zurück und kam kurz nach siebzehn Uhr bei Bob an. Sein

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