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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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November, zwei, drei, sieben, zwei, neun.« Marks Stimme klang gepresst, und seine Zunge war schwerfällig und klebte am Gaumen. Erleichtert, dass er es überhaupt herausgebracht hatte, begann er die Notlandeprozedur; er wusste, er konnte es schaffen. Das Training hatte ihn zwar nicht auf die harte Realität vorbereitet, aber er bekam das schon hin. Er dankte Gott im Stillen, dass er nicht ausgerastet war. Alles würde gut.
    Ein besorgter Mann von der Flugüberwachung in Stockton meldete sich und bat um nähere Angaben. Mark nannte ihm Flugzeugtyp, die Art des Notfalls, Position, beabsichtigtes Vorgehen und Fluginsassen. Sein einförmiger Ton war perfekt – sein Ausbilder wäre stolz auf ihn, obwohl er Marks langsame Sprechweise wahrscheinlich bemängelt hätte. Aber wie oft war sein Ausbilder schon notgelandet? Mark beachtete den Funkverkehr mit Stockton nur mit halbem Ohr. Er konzentrierte sich auf das Landemanöver. Die konnten ihm nicht helfen. Es war seine Maschine, und er wollte ihnen nur sagen, wo sie ihn abholen konnten. Er setzte mit Rückenwind zur Landung an.
    Die Fallgeschwindigkeit der Cessna wurde größer. Mark zog den Steuerknüppel sacht nach hinten, um die Maschine unter Kontrolle zu bringen. Nichts geschah. Die Cessna fiel immer schneller. Er zog den Knüppel noch weiter zurück. Das Ding bewegte sich ohne Widerstand, und noch etwas stimmte nicht. Mark starrte zur Heckflosse und zog erneut an dem Knüppel. Das Höhenruder blieb regungslos.
    »Nein. Das darf nicht sein!«
    Er trat auf die Pedale. Auch ihnen gehorchte das Ruder nicht. Die Heckflosse war tot.
    Es kann doch nicht alles schiefgehen!
Mark hatte seine Panik unter Kontrolle gebracht, aber jetzt konnte er nicht mehr. Seine Angst überwältigte ihn. Die Cessna stürzte ab, und er war lediglich ein Bordinsasse. Er sah kurz auf den Höhenmesser: vierhundert Fuß. In nicht mal einer Minute wäre alles aus.
    Er kämpfte um die Kontrolle über sein Flugzeug. Es fiel weiter, das Tempo beschleunigte sich und verringerte Marks Überlebenschance. Mit einer lahmgelegten Heckflosse könnte er die Maschine nie sanft landen.
    Der Luftgeschwindigkeitsmesser zeigte siebzig Knoten … fünfundsiebzig … achtzig …
    Der Höhenmesser zeigte dreihundert … zweihundertfünfzig … zweihundert Fuß …
    Mark starrte auf das Feld, das ihm mit zunehmender Schnelligkeit entgegenraste – zog Kontrollhebel, die nicht gehorchten, während sein Daumen den Durchsageknopf des Funkgeräts drückte.
    Immer wieder schrie er: »Mayday, Mayday, Mayday!«
     
    Josh bog vom Freeway zum Haus von Bob Deuce ab. Er hörte, wie ein alternativer Rocksender einen Titel nach dem anderen von seiner neuen Playlist abspulte. Sacramento hatte er schon hinter sich und war nun im Wohngebiet »Laguna«, da wurde der nächste Track von einer Durchsage unterbrochen.
    »Ein tragisches Unglück. Nicht weit von der Interstate Five zwischen Sacramento und Stockton ist ein Kleinflugzeug abgestürzt. Die Rettungsdienste sind bereits vor Ort«, verkündete der PC -Jockey.
    Josh trat auf die Bremse, und der Dodge kam bebend zum Stehen. Die Fahrzeuge hinter ihm hupten wütend. Zum Glück gab es keinen Zusammenstoß. Mit schlingernden Reifen vollführte Josh auf der zweispurigen Straße eine Kehrtwende, um in Richtung der I-5 davonzudonnern.
    Er wusste instinktiv, dass die Unglücksmaschine seine eigene war, und er musste nach Mark sehen. Obwohl er nicht an Hellseherei, Vorahnungen oder sonst etwas aus »Akte X« glaubte, war er sicher, die Meldung bezog sich auf ihn selbst. Ohne Rücksicht auf sich und die anderen Verkehrsteilnehmer jagte Josh die Interstate entlang. Dabei hörte er den Rest der Durchsage – über den ungefähren Unglücksort – und behielt das Gelände rechts und links der vierspurigen Straße im Auge. Er entdeckte Autofahrer, die nach etwas auf dem Feld Ausschau hielten.
    Ohne das Tempolimit von fünfunddreißig Meilen pro Stunde zu beachten, fuhr er auf die Ausfahrt der I-5. Er bremste so hart, dass der Wagen ins Schleudern geriet, und bog nach links auf die Landstraße ein, die ihn über den Highway zu dem Spektakel auf dem Feld führte.
    Das Knäuel von Menschen und Fahrzeugen kam immer deutlicher in Sicht. Sämtliche Einsatzdienste waren vertreten: Polizei, Feuerwehr, Notarzt und Sanitäter. Die Leute drängten sich um etwas im freien Gelände.
    Wieder brachte Josh den Caravan abrupt zum Stehen, zwei Räder auf dem Asphalt, zwei auf dem unbefestigten Randstreifen.

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