Abgezockt
Freund empfing ihn in typischer Wochenend-Aufmachung: Schlabbershorts, Schlabber-T-Shirt und Trekking-Sandalen.
»Hey, Josh, ich hab dich früher erwartet. Los, komm rein, Mann!« Er schob Josh ins Haus. »Nancy sagt, du hättest heute Morgen schon angerufen. Wo brennt’s denn?«
»Mark Keegan ist tot«, antwortete Josh.
»Tot?« Nancy kam gerade in den Hausflur.
»Mein Gott! Wie ist denn das passiert?«, fragte Bob.
»Er ist heute Vormittag mit dem Flugzeug abgestürzt, auf dem Weg nach Stockton. Ich weiß nur, dass er dem Tower Triebwerksprobleme gemeldet und eine Notlandung versucht hat. Das Letzte, was sie von ihm hörten, war ein langgezogener Schrei – bis zum großen Crash.«
Nancy schlug sich eine Hand vor den Mund. Sie ging zu Josh und fasste ihn tröstend am Arm. »O Josh, das ist ja schrecklich.«
»Ich hab was von einem Flugzeugabsturz im Radio gehört, aber mir nichts dabei gedacht«, sagte Bob.
»Wie hat es denn Kate aufgenommen?«, fragte Nancy.
»Der hab ich noch nichts erzählt. Ich war gerade vom Flugplatz hierher unterwegs, als ich’s im Radio hörte, und ich wusste sofort: Das ist Mark. Kann ich mit ihr telefonieren?«
»Klar, Mann. Da brauchst du doch nicht zu fragen.« Bob holte das schnurlose Telefon aus dem Wohnzimmer und gab es Josh.
»Soll ich dir etwas zu trinken bringen, Josh?«, fragte Nancy.
»Irgendwas Kaltes, bitte, egal, was«, antwortete Josh und wählte seine Privatnummer.
»Ich lass dich eine Minute allein.« Bob ging in die Küche, wo eben auch Nancy verschwunden war.
Beim vierten Klingeln nahm Kate ab, und Josh erzählte ihr, was Mark Keegan zugestoßen sei. Der Unfall schockierte sie. Aus der Fassung brachte sie auch die Tatsache, dass Josh nicht gleich nach Hause gefahren war. Er entschuldigte sich und versprach, bald zu kommen. Dann ging er in die Küche.
»Wie hat sie’s aufgenommen?« Nancy reichte ihm eine Limonade.
»So gut oder so schlecht wie zu erwarten. Außerdem gefällt es ihr nicht, dass ich hier bin statt zu Hause.« Josh nippte an seinem Getränk. Es war bitter, aber schmackhaft.
»Also ist sie so weit in Ordnung?«, fragte Nancy.
»Du machst gute Limonade, Nancy.«
»Was führt dich her, Josh?«, sagte Bob. »Wolltest du heute nicht eigentlich mit Mark fliegen?«
»Ja, eigentlich, aber ich komme wegen deines Kollegen James Mitchell. Ich wollte mit dir über ihn sprechen.«
»Wieso? Was ist mit ihm?«
»Macht es dir was aus, wenn wir das bei einem Spaziergang bereden? Ich kann zurzeit einfach nicht stillsitzen.« Das stimmte zwar, aber Josh wollte auch nicht, dass Nancy zuhörte.
»Wie du willst«, antwortete Bob.
Josh trank seine Limonade hastig aus und stellte das leere Glas auf das Abtropfbrett. »Danke für die Erfrischung, Nancy.«
»Nichts zu danken, Josh.« Nancy lächelte, aber ihre Besorgnis um den Freund ihres Ehemanns war trotzdem zu erkennen.
Josh und Bob schlenderten durch die Neubausiedlung. Die Straße kam Josh unheimlich still vor. Gehsteige und Gärten waren menschenleer, doch es gab Lebenszeichen. In den Einfahrten standen gewaschene und polierte Pkws, Baseballschläger und Fußbälle lagen auf frisch gemähten Rasen. Es war, als hätte eine Neutronenbombe eingeschlagen und Josh und Bob wären die einzigen Überlebenden. Joshs Phantasie wurde zerstört, als ein paar Kinder aus einem Haus in der Nähe gerannt kamen. Ein oder zwei Jahre älter als Abby, kickten sie einen Fußball auf der Straße.
Josh ging mit gesenktem Kopf. Er starrte auf den Beton-Gehsteig, der die Farbe von Haferschleim besaß. Neben ihm marschierte Bob, den Blick geradeaus und die Hände auf dem Rücken. Einige Minuten sprach keiner von ihnen. Dann blieb Bob abrupt stehen.
»Josh, was genau interessiert dich an James Mitchell?«
Sein Freund ging zwei Schritte weiter, blieb dann ebenfalls stehen, drehte sich um und hob den Kopf, um Bob anzusehen. »Was weißt du über ihn?«
Bob zuckte die Schultern. »Eigentlich gar nichts. Er ist Versicherungsagent für Pinnacle und reist gerade durch Kalifornien, um Aufträge an Land zu ziehen. Die meiste Zeit hat er nichts zu tun. Er war bei mir und tat mir leid, darum hab ich ihn zu deiner Party eingeladen. Was ist? Hat er jemandem die Stimmung vermiest?«
»Ja, mir«, sagte Josh.
»Scheiße! Sorry, Mann. Dumm ge…«
Josh fiel ihm ins Wort. »Es war er, der mich von der Straße gedrängt hat. Und du bringst ihn in mein Haus mit!«
Bobs Gesichtsausdruck veränderte sich, während er Joshs Bemerkung
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