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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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verdaute. Er packte Josh am Handgelenk wie ein unfolgsames Kind.
    »Was soll das heißen? Dass ich gewusst hätte, dass er der Kerl auf der Brücke war?«, schnaubte Bob verärgert.
    »Ich frage nur, was du über ihn weißt.«
    »Ich weiß nichts weiter«, entgegnete Bob.
    »Gehen wir noch ein Stück. Ich will nicht, dass uns die Nachbarn hören«, sagte Josh.
    »Wie kommst du darauf, dass er es ist?«, fragte Bob, während sie ihren Weg fortsetzten.
    »Als ihr gestern abgefahren seid, haben du und er miteinander geredet und er zeigte mit dem Daumen nach unten.«
    »Ist das alles? So was stempelt ihn für dich zum Schuldigen? Ach komm, Josh, das ist ein bisschen dünn, meinst du nicht?«
    »Es war genau die gleiche Geste. So würde es kein Zweiter machen.«
    Bob runzelte die Stirn. »Josh, du überzeugst mich nicht, Kamerad. Sieht eher so aus, als würdest du dich in etwas verrennen.«
    »Und dieser Kranz, er kam von Pinnacle Investments.«
    Bob schüttelte den Kopf. »Du willst also behaupten, James Mitchell hätte dich von der Fahrbahn gedrängt, hätte ausgeforscht, wer du bist, und dir dann einen Kranz geschickt als irgendeine Art abgedrehten Spaß. Und wie der Zufall so spielt, bist du auch noch Kunde bei ihm. Verzeihung, Josh, aber das hört sich nicht plausibel an.«
    »Wer sagt denn, dass er wirklich Versicherungsagent ist? Findest du es nicht komisch, dass ausgerechnet jetzt, wo all diese Scheiße passiert, Bell mit neuen Forderungen auf der Bildfläche erscheint? Erst vorhin kam mir die Idee, die beiden könnten unter einer Decke stecken. Ich hab sie gestern Abend zusammen reden sehen.«
    »Mein Gott, Josh, das beweist doch gar nichts.«
    »Aber auch nicht das Gegenteil.«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Dann hilf mir, es herauszufinden. Zeig mir, dass ich mich irre«, entgegnete Josh.
    Bob sah auf seine Füße und kickte einen Kieselstein vom Gehsteig. Er überlegte eine Minute. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Wir statten ihm einen Besuch ab. Du hast ihn doch von diesem Hotel abgeholt. Du weißt, wo er wohnt.«
    »Ja, und ich weiß auch, dass er heute oder morgen nach San Francisco abschwirren wollte.«
    »Wenn wir es nicht probieren, erfahren wir’s nie. Los!«
    »Nein, Josh«, entgegnete Bob. »Einer deiner Freunde ist gerade tödlich verunglückt, und deine Frau ist krank vor Sorge. Fahr nach Hause.«
    »Er wird uns durch die Lappen gehen.«
    Bob seufzte. »Gleich morgen früh hol ich dich ab, wir fahren zu dem Hotel und schauen nach. Aber jetzt geh nach Hause. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Josh gab sich geschlagen.
    »Gut. Das andere klären wir morgen.«
     
    Am nächsten Morgen um acht Uhr holte Bob seinen Freund ab. Sie kämpften sich durch die Straßen, die vom Pendlerverkehr verstopft waren wie die Blutgefäße eines kranken Herzens. Bob fuhr zur Südostseite der Stadt, wo er James Mitchell am Samstagabend abgeholt hatte.
    Es fiel ihm schwer, ein Gespräch zu führen, denn bisher hatte ihn Josh nur mit einsilbigen Antworten abgespeist. Das sah Josh gar nicht ähnlich. Ihnen beiden ging sonst nie der Gesprächsstoff aus. Bob würde ihn zum Reden bringen.
    »Wie geht’s dir und Kate?«, fragte er.
    »So lala.«
    »Nein, ehrlich. Und Schluss jetzt mit den einsilbigen Antworten! Rede mit mir, verdammt.«
    Josh seufzte. »Nicht besonders gut. Sie meint, ich sei ein anderer Mensch geworden. Dieser Unfall hätte mir mehr zugesetzt, als ich glaube. Wir haben uns wieder gestritten. Sogar Abby und Wiener behandeln mich jetzt anders«, sagte er.
    Bob konnte sich das Zusammenleben mit Josh vorstellen, wenn das gestrige Gefasel seines Freundes irgendwie symptomatisch war. Es musste hart für Kate sein, und dem Kind konnte das einfach nicht guttun. Bob hoffte, das Treffen mit Mitchell würde für Klarheit sorgen, so dass Josh die Dinge hinter sich lassen könnte. Natürlich gab es immer noch das Damoklesschwert der Erpressung. Bobs Meinung nach war Bell das alles nie wert gewesen. Mann Gottes, Josh hatte Mist gebaut, und jetzt musste er die Sache zehnfach büßen! Bob fuhr von der Stadtautobahn herab, und das Motel kam in Sicht.
    Er parkte den Toyota vor dem River City Inn. Das Motel gehörte zu einem Neubaukomplex, der noch das Sozialamt, eine Shell-Tankstelle und ein zweites Motel beherbergte. Bob war in seiner Zeit als Versicherungsvertreter oft in solchen Gebäuden gewesen. Zum Glück hatte er Wurzeln geschlagen und seine eigene Agentur gegründet. Er beneidete James Mitchell nicht um dessen

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