Abgezockt
für etwas verhaftet, das er gar nicht getan hatte.
»Es waren jede Menge Leute da – das hätte jeder von ihnen tun können.«
»Das ist aber nicht sehr nett, Mr. Michaels, seinen Freunden die Schuld in die Schuhe zu schieben«, sagte Brady. »Wer einen Freund wie Sie hat, braucht keine Feinde.«
Josh ignorierte die Beleidigung.
»Sehr praktisch, dass Sie ausgerechnet zum Zeitpunkt dieses Anrufs eine Party hatten«, fuhr Brady fort.
Der Kerl wollte einfach nicht lockerlassen. »Ich wusste nicht, dass ich ein hieb- und stichfestes Alibi benötige«, erwiderte Josh.
»Ich glaube, das reicht fürs Erste«, sagte Williams und stand auf. »Eventuell werden wir Sie zu einer Stimmaufzeichnung vorladen, zu Analysezwecken und damit Mrs. Macey sie identifizieren kann. Ich gebe Ihnen rechtzeitig Bescheid.«
Sofort stand Brady ebenfalls auf. »Wir finden selbst hinaus, Mr. Michaels.«
»Hey, warten Sie!« Josh trat vor seinen Schreibtisch, um die Polizisten aufzuhalten. »Ich will Ihnen etwas von dem Mann erzählen, den ich auf der Brücke sah – diesem Drängler. Ich habe ihn wiedergesehen.«
»Mr. Michaels, ich an Ihrer Stelle würde mir zurzeit über mich selbst Sorgen machen. Möglich, dass Ihnen schwerwiegende Anschuldigungen drohen. Den Unfalltäter wiederzusehen, das ist vielleicht beunruhigend, aber meines Erachtens Ihr geringstes Problem. Und wenn ich mich recht erinnere, konnten Sie ihn nur undeutlich erkennen«, sagte Brady und gab seinem Kollegen ein Zeichen, zu gehen. Williams hatte schon die Tür geöffnet. Die Beamten verließen Joshs Büro, und er sah ihnen nach. Mit einem Schlag, der an ein Gefängnistor erinnerte, fiel die Haustür ins Schloss.
Abends um sechs Uhr kam der Profi vor Bells Haus an. Die Sonne ging gerade nach einem perfekten kalifornischen Frühlingstag unter. Der Profi parkte in einer benachbarten Straße, um jede Verbindung zwischen ihm und dem Leihwagen zu vermeiden.
Heute früh hatte er in der Gastronomiezone von Arden Fair Kaffee getrunken, die Zeitung gelesen und eine höchst bizarre Hellseherszene zwischen zwei weiblichen Schwarzen beobachtet, da rief sie an. Sie war sauer wegen des Ultimatums, das Michaels ihr gestellt hatte, ja, sie schäumte vor Wut, und diese Wut drohte auch auf den Profi überzuschwappen, während er am Handy zuhörte. Bell hatte nur wenige Minuten nach Michaels’ Besuch beschlossen, ihrem Zorn Luft zu machen. Der Profi freute sich, dass er nicht persönlich bei ihr war. Er hatte wenig Lust, so nahe an einem Vulkanherd zu sein, und sagte, er schaffe es frühestens in einer Stunde. Bis dahin, nahm er an, würde sie sich beruhigt haben.
Er kam zu dem Schluss, dass Michaels’ Streit mit Bell für ihn nur von Vorteil sein konnte. Jetzt war Bell die perfekte Marionette. Es bräuchte nicht viel Zureden, damit sie tat, was er wollte. Es wurde Zeit, Joshs und Bells Verhältnis noch mehr zu zerrütten und auf die entscheidende Konfrontation zuzuführen. Man mische die richtigen Elemente, und heraus kommt ein Knalleffekt. Das war chemisches Grundeinmaleins.
Er klopfte an die Haustür, und Bell öffnete ihm. Sie schien bereit, jemanden zu erwürgen. Je besser er Bell kennenlernte, desto mehr sah er sich vor, es sich mit ihr zu verderben. Er hatte die Absicht, sie hereinzulegen, ja, aber wenn sie das merkte, dann wäre es schon zu spät.
»Kann ich dir ein Bier holen?«, fragte sie.
»Ja, ein Bier wäre schön.«
Der Profi sah sich in dem spartanisch eingerichteten Wohnzimmer um, während Bell in die Küche ging. Er rief sich ihr erstes Treffen ins Gedächtnis, in dem Innenstadt-Restaurant, nach dem Bell ihn hierhergeschleppt hatte. Sie hatten über Josh, die Affäre und das Geld gesprochen, das sie anschließend von ihm erpresst hatte. Sie schilderte lang und breit die Gründe für ihre Rückkehr nach Sacramento – dass sie lieber in ihrer Geburtsstadt sein wolle als im Exil in San Diego.
Obwohl ihn persönliche Bekenntnisse eher langweilten, saugte der Profi aus arbeitstechnischen Motiven jede dieser Informationen auf. Er machte Vorschläge, wie sie mit ihrem ehebrecherischen Geliebten wieder zusammenkommen könne, und sie suhlte sich in diesen Ideen. Danach hatte sie ihn selbst ins Bett gezogen. Es war nicht Liebe, sondern geiler, genüsslicher Sex. Die rachsüchtigen Vorschläge des Profis wirkten wie ein Aphrodisiakum. Nach einer Stunde hemmungsloser Lust, wie sie der Profi lange nicht mehr erlebt hatte, machte er den Vorschlag, Bell solle in den
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