Abgezockt
mich zu erschießen, da hat jemand anderer ihn getötet.«
»Was! Wer denn?«
»James Mitchell. Er hat ihn überfahren, hat ihn anschließend erschossen und muss ihn und den Wagen auch verbrannt haben. Ich bin auf und davon, als das Gemetzel losging.«
»Aber ich dachte, Mitchell versucht dich umzubringen und nicht, dich zu retten?«
»Genau das habe ich auch geglaubt. Jetzt stehe ich wirklich vor einem Rätsel.«
Kate schlang ihre Arme um ihn. »O Josh, in was hast du uns da hineingezogen?«
Das Wort »uns« versetzte ihm einen Stich. Sein Verhalten, seine Untreue, seine Fehler hatten Familie und Freunde in diesen abgrundtiefen Strudel gerissen. Dabei war es ausschließlich seine eigene, ganz persönliche Schuld.
»Ich weiß nicht.« Er schob Kate sanft zurück. »Aber ich glaube, es hat mit Margaret Macey zu tun, der Frau, die diese Drohanrufe erhielt. Jemand will uns beide tot sehen. Ich werde sie besuchen.«
»Nicht, Josh.«
»Doch, ich muss. Vielleicht kann ich ihr Leben retten, und vielleicht ist sie in der Lage, mir zu erklären, was hier läuft.«
»Nein, Josh. Dazu ist die Polizei da.«
»Aber die interessiert sich erst dafür, wenn ich mit einer Kugel im Kopf im Dreck liege.«
Kate zuckte zusammen.
»Tut mir leid, aber so ist es.«
»Josh, ich habe Angst. Ich will nicht, dass du heute Abend dieses Haus verlässt. Je tiefer du dich in diese Sache verstrickst, desto mehr geht schief. Es hat Tote gegeben. Ich will nicht, dass du der Nächste bist.«
»Ich kann nicht einfach herumsitzen und Däumchen drehen. Ich muss dorthin.«
»Wenn du das tust, bin ich bei deiner Rückkehr nicht mehr da. Und das meine ich ernst.«
Entspannt lag der Profi auf dem Bett seines Motelzimmers. Er hatte sich Kissen hinter den Rücken gestopft und hielt in der einen Hand die Fernbedienung, in der anderen ein Mobiltelefon. Er war gerade dabei, seine Arbeit im Fernsehen zu studieren: den ausgebrannten Wagen und die entstellte Leiche.
Gar keine üble Leistung, so aus dem Stand,
dachte er. Es war er, über den sie redeten. Er wählte, und sofort wurde abgenommen.
»Dexter Tyrell.«
Er drückte die Stummschaltung, verfolgte die Fernsehberichte aber weiter.
»Tyrell, du dummes Schwein.« Der Profi klang cool, ohne eine Spur von seiner Wut zu zeigen.
Der Versicherungsmann murmelte etwas von wegen »Wusste nicht«.
Der Profi schnitt ihm das Wort ab. »Spielen Sie nicht den Unschuldsengel. Sie kennen den Grund meines Anrufs. Sie haben einen anderen geschickt, der meine Arbeit zu Ende führen sollte. Nicht wahr?«
Es herrschte Stille in der Telefonleitung, bis auf das Rauschen, das Tyrell wie in einem Windkanal klingen ließ.
»Ja, das habe ich«, gestand er.
»Schön, dass Sie’s zugeben. Fehler einzugestehen beweist Charakterstärke. Finden Sie nicht?«
Der Reporter gab zurück ins Studio, und der Sprecher ging zu anderen Meldungen über. Der stumme Quatschkopf auf dem Bildschirm interessierte den Profi nicht. Er schaltete den Fernseher ab.
»Was macht er?«
»Komische Frage, ausgerechnet von Ihnen! Ich habe gerade die Nachrichten gesehen. Ihr Mann ist heute Abend in den Schlagzeilen.«
»Ist er tot?«
»Ja, ist er. Keine Sorge, es wird ein Weilchen dauern, bis man seine Identität feststellt.«
Der Profi grinste. Er glaubte ein deutliches Keuchen zu hören.
»Zum Glück war ich vor Ort, sonst hätte er mir meine Gage geklaut.«
»Was soll das heißen?«
»Er war gerade dabei, Josh Michaels zu töten, da kam glücklicherweise ich dazwischen.«
»Sie haben ihn daran gehindert?«
»Selbstverständlich, Mr. Tyrell. Das ist
mein
Auftrag.
Ich
habe ihn zu beenden.«
»Aber Michaels wird zur Polizei gehen«, protestierte Tyrell mit schriller Stimme.
»Wohl kaum. Das wäre nicht in seinem Interesse.«
Tyrell zögerte mit einer Antwort. »Was ist Ihr Plan?«
»Mein Plan? Diesen Auftrag selbst zu beenden. Innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden werden Sie wunschgemäß bedient. Morgen gebe ich Ihnen die Bestätigung. Und dann … sollten wir uns noch einmal über die Konditionen unterhalten. Nach Ihrem Vertrauensbruch.«
»Natürlich.«
»Am besten vielleicht unter vier Augen.« Der Profi ließ die einfache Bitte bedrohlich klingen.
»Sagen … sagen Sie mir, wenn Sie … so weit sind«, stammelte Tyrell.
»Gute Nacht, Mr. Tyrell.« Der Profi legte auf.
Er schaltete den Fernseher wieder ein und zappte auf der Suche nach einer neuen Nachrichtensendung durch die Kanäle.
Er wusste, Tyrell
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