Abgezockt
zurück zu seinem Taurus. Er beobachtete das Feuer und fuhr zufrieden davon. Nach mehr als einem Block Entfernung hörte er eine dumpfe Explosion.
Josh Michaels war weg, doch das spielte keine Rolle. Auch sein Schicksal war besiegelt. Dieser dumme Zwischenfall würde sein Ableben nur beschleunigen.
[home]
24
S chließlich kehrte Josh in die Zivilisation zurück. Reges Treiben, Verkehr und lebende, atmende Menschen bevölkerten den Broadway. Hier war er in Sicherheit. Es gab Zeugen, jede Menge sogar – zu viele, als dass ein Killer sie alle ausschalten konnte. Josh hatte das Niemandsland hinter sich gelassen und war auf der richtigen Seite der Frontlinie. Aber er brauchte noch mehr Schutz; er brauchte sein Zuhause. Er wusste, der Killer konnte bereits dorthin unterwegs sein, doch wo sollte er sonst hingehen?
Er entdeckte die Bushaltestelle gegenüber dem Tower Theater. Omnibus, das war ein gutes, sicheres Transportmittel, das ihn unbeschadet heimbringen würde. In einem Bus konnte Mitchell ihm nichts anhaben. Einen so dreisten Mordversuch konnte sich der Killer nicht leisten. Ein Bus war genauso gut wie ein Panzer: kugelsicher. Josh lief hinüber zu der Haltestelle.
Nach mehreren Sekunden auf der Wartebank traf ihn die Erkenntnis wie eine Ohrfeige: An der Bushaltestelle zu sitzen, das war keine sehr gute Idee. Er bildete die perfekte Zielscheibe. Vielleicht riskierte es der Kerl, im Vorbeifahren auf ihn zu schießen.
Josh hatte keine Ahnung, wann der nächste Bus kam. Es konnte in fünf Minuten sein oder in einer Stunde. Nervös überquerte er die Straße und suchte in einer Buchhandlung Unterschlupf.
Er blätterte in Taschenbüchern, Zeitungen und Illustrierten, ohne das Gedruckte auch nur anzuschauen. Stattdessen sah er aus dem Fenster zu der leeren Bushaltestelle. Personal und Kunden beäugten ihn verwundert, aber keiner sprach ihn an. Ein Kichern hinter ihm machte ihm deutlich, dass er ein Kuriosum war. Er stellte das Buch ins Regal zurück und ging.
Das Kinofoyer bot einen gewissen Schutz vor neugierigen Blicken. Nach einigem Hin und Her kaufte er an der Erfrischungsbar eine Limonade.
Ein hydraulisches Zischen erregte seine Aufmerksamkeit, und als er durch die Scheibe sah, erblickte er den Bus. Er verließ den abgedunkelten Eingang des Foyers und warf dabei den Becher in den Abfall. Im Laufschritt eilte er zu der Haltestelle hinüber und stieg in den Bus ein. Es war ein gutes Gefühl, die drei Stufen in die freundlichen Arme des öffentlichen Nahverkehrs hochzusteigen.
Er bezahlte drei Dollar für die Nachhausefahrt – fünfundsiebzig Cent zu viel. Die schwarz-weiße Hinweistafel verkündete: Kein Wechselgeld. Josh war das egal. Neben einem Mädchen, das einen Nasenring trug, nahm er Platz. An ihrer Brust hing ein Namensschild, das sie als Angestellte von Virgin auswies. Beim Hinsetzen atmete er tief durch. Seine Platznachbarin und mehrere andere Feierabend-Passagiere sahen ihn an.
»Schwerer Arbeitstag heute«, sagte Josh zu dem Mädchen.
»Wie jeden Tag.« Sie beachtete ihn nicht und starrte aus dem Fenster.
Ratternd schlossen sich die Türen. Die Hydraulikbremsen zischten, und der Bus ordnete sich in den Verkehr ein.
An seiner Straße nutzte Josh die Gelegenheit, sich umzuschauen, ob die Luft rein war. Die Quecksilberdampflampen beleuchteten seinen Pkw und Kates Minivan. Es brannte Licht im Haus, und von dem weißen Ford, über den Jenks wie eine Stoffpuppe geschleudert worden war, war weit und breit nichts zu sehen. Josh kannte alle Autos, die am Bordstein und in den Einfahrten standen. Also ging er los. Falls doch jemand heimlich die Umgebung beobachtete, dann bemerkte Josh davon nichts. Auf der Straße und im Haus drohte allem Anschein nach keine Gefahr, aber er hatte gelernt, seinen Instinkten zu misstrauen. Mit zitternden Händen öffnete er die Tür.
Der kleine Flur hinter dem Eingang war weder voll mit Polizei, die darauf wartete, ihn festzunehmen, noch hielt James Mitchell dort Kate und Abby ein Messer an die Kehle. Beruhigt und etwas zuversichtlicher wagte sich Josh weiter ins Haus. Seine Frau und seine Tochter saßen vor dem Fernseher.
»Josh, wo hast du denn gesteckt?«, fragte Kate mit einer Stimme, aus der Unmut und Sorge klangen. »Dein Wagen stand noch draußen.«
»Ich möchte etwas nachschauen«, unterbrach er sie und schnappte Abby die Fernbedienung weg, um durch die Kanäle zu schalten.
»Dad«, sagte Abby ungehalten.
»Josh, ich habe dich etwas gefragt.« In
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