Abgründe der Leidenschaft
von euch ist Dean und welcher ist Nicky?«, fragte Carla und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.
Die Männer starrten Carla an und starrten und starrten. Carla lächelte entspannt und genoss die Bewunderung für ihre schlichte weiße Hemdbluse, die Westernweste und die enganliegende Jeans. Dazu trug sie eine mehrreihige bunte Kette und passende Ohrringe und hatte nur wenig Make-up aufgelegt. Die Männer schwiegen eine ganze Weile und begannen dann gleichzeitig zu sprechen.
»Er ist Dean.«
»Ich bin Dean.« Sie lachten. Das warmherzige Lachen erinnerte Carla daran, wie schön es sich anfühlen musste, einander so nah zu sein. »Timmy hat nicht zu viel versprochen, als er erzählte, was für eine super Frau du bist«, sagte Dean. »Bevor du angekommen bist, haben Nicky und ich darüber nachgedacht, ob das Ganze vielleicht doch eine dumme Idee war. Aber jetzt glaube ich, dass wir genau das Richtige getan haben.«
»Tim hat gesagt, dass ihr beide in letzter Zeit Glück gehabt habt«, sagte Carla. Tim Sorenson hatte Carla angerufen und ihr mitgeteilt, dass Dean Gerard und sein Freund Nicky Romano sie für einen Abend engagieren wollten. Abgesehen davon, dass er sich für Dean verbürgt und den Termin vereinbart hatte, war Tim nicht sehr gesprächig gewesen.
»Wir haben fünfzehntausend Dollar im Lotto gewonnen. Siebentausendfünfhundert für jeden.«
»Ich habe noch nie jemanden getroffen, der im Lotto gewonnen hat«, entgegnete Carla. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke«, erwiderte Nicky. Der Kellner kam an ihren Tisch, und Dean schlug ein deutsches Bier vor, von dem Carla noch nie etwas gehört hatte. Als Carla nickte, hielt Dean drei Finger hoch und der Kellner verschwand.
»Erzählt mir ein bisschen von euch«, sagte Carla und merkte, dass sie die beiden eher wie ein Paar und nicht wie zwei Einzelpersonen behandelte.
Dean übernahm das Reden. »Wir arbeiten beide für die Städtische Müllentsorgung. Manchmal sind wir für die Mülltonnen zuständig und manchmal fährt einer von uns einen Müllwagen. Im Winter räumen wir Schnee oder fahren mit dem Schneepflug.« Kein Wunder, dass sie so durchtrainierte Arme haben, dachte Carla. »Wir machen den Job seit fast fünfzehn Jahren, und wir haben uns an unserem ersten Tag kennengelernt. Nicky und ich sind ein Team.«
»Seid ihr verheiratet?«
»Dean ist verheiratet. Ich nicht«, antwortete Nicky. »Nicht mehr.«
»Und woher kennt ihr Tim?«, wollte Carla wissen. »Er hat mir fast nichts verraten, als er anrief.«
Dean atmete tief durch und schob seine Brille die Nase hinauf. »Ich kenne Tim seit vielen Jahren. Wir haben uns in einem Anfängerkurs für Fotografie kennengelernt und sind seitdem in Kontakt geblieben.« Dean blickte Carla an. »Ich weiß, dass ich nicht gerade wie ein Fotograf aussehe, aber ich fotografiere schon seit meiner Kindheit.«
Der Kellner stellte drei Bierflaschen auf den schlichten Holztisch vor ihnen und erklärte ihnen die Tageskarte.
»Ich nehme die Lammkoteletts, halb durch, Pommes frites und einen Salat mit Roquefort-Dressing«, sagte Carla.
Wenn schon …
»Eine Frau nach meinem Geschmack«, entgegnete Nicky. »Das nehme ich auch.«
»Und ich auch«, erklärte Dean. Der Kellner verschwand. »Das ist alles etwas seltsam für uns, Carla. Also komme ich gleich zum Punkt und erläutere dir, was mir so vorschwebt. Timmy hat mir erzählt, dass du ein Callgirl bist.«
»Das klingt nicht so nett, Dean«, meldete Nicky sich zu Wort. Er wandte sich Carla zu. »Tut mir leid, Carla. Das ist ein bisschen unangenehm.«
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Carla. »Ich habe gern Sex, erfülle gern die Fantasien von Männern und ich nehme Geld dafür. Also bin ich ein Callgirl.«
»Fantasien«, sagte Dean. »Davon hat Timmy gesprochen. Und ich habe schon seit ich denken kann eine bestimmte Fantasie. Ich will Regie bei einem Film führen.«
»Bei einem Film?«, wiederholte Carla.
»Bei einem Film. Nur ein Kurzfilm. Nicky ist der männliche Hauptdarsteller, und wir wollen, dass du die weibliche Hauptrolle übernimmst.«
Carla hatte einen Augenblick, um den Vorschlag zu überdenken, denn der Kellner brachte die gigantischsten Koteletts, die sie je gesehen hatte. Als er wieder gegangen war, nahm Carla einen Bissen. »Fabelhaft. Erzählt mir mehr von diesem Film.«
»Ich sehe mir gern Pornos an, und ich wollte schon immer meinen eigenen drehen«, sagte Dean. »Ich will einen Porno machen, der besser ist, als der Müll, den man so
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