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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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vorbereitet“, sagte er. „Man erwartet dich.“

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    Anfang Juli traf der König beim Belagerungsheer vor der Merseburg ein. Gero hatte ihm durch einen Eilboten mitgeteilt, dass Heinrich gegen die Zusicherung freien Geleits für sich und alle, die ihm folgen wollten, bereit sei, die Burg zu übergeben und abzuziehen. Der Markgraf hielt sich nicht für berechtigt, die Belagerung aufzuheben, und Heinrich bestand auch darauf, dass ihm sein Bruder selbst die für den Abzug benötigte Frist zugestand und garantierte. Otto kam mit einigen ostsächsischen Hundertschaften Gepanzerter, denen er in den nächsten Wochen thüringische und westfälische hinzufügen wollte, um weiter nach Lothringen zu ziehen.
    „Zwei Monate hat er durchgehalten“, sagte Gero. „Sie müssen die Vorräte mächtig gestreckt haben. Aber jetzt sind sie da oben am Ende. Einige sollen schon im Sterben liegen.“
    Der König erwartete seinen Bruder allein am Fuße des Burghügels an der
via regia
, der Königsstraße, auf der er gekommen war. Sie verlief von Magdeburg und Halle, streckenweise der Saale folgend, fast schnurgerade über knapp siebzig Meilen und endete hier. Heinrich hatte sich ausbedungen, unter vier Augen mit Otto zu reden. Vor Zeugen, darunter zwei Geistlichen, hatte der König auch das feierliche Versprechen abgeben müssen, seinen Bruder nach der Begegnung frei und unversehrt in die Burg zurückkehren zu lassen. Ottos Gefolgschaft lagerte abseits am Flussufer. Auch der Markgraf ließ seine Mannschaft bis auf einige Beobachtungsposten im Lager. Es bestand ja keine Gefahr mehr, die geschwächten Verteidiger der Burg könnten einen Ausfall machen, wenn aber doch, würde man leicht mit ihnen fertig werden. Gero selbst blieb in der Nähe des Königs, doch außer Hörweite.
    Heinrich erschien an der Spitze eines Häufleins seiner Getreuen, von dem er sich löste, sobald er seines Bruders ansichtig wurde. Er näherte sich mit einigermaßen festem Schritt, sichtlich bemüht, keine Schwäche zu zeigen. Sein schäbiger Mantel war so am Halse geschlossen, dass er den steifen linken Arm völlig verdeckte. Er hatte den Bart weiter wachsen lassen, doch sorgsam gestutzt, trug eine saubere Tunika und war offensichtlich bemüht, nicht den Eindruck eines heruntergekommenen, bezwungenen Abenteurers zu machen. Die spitzen Schultern, das abgezehrte Gesicht und die |245| dunkel geränderten Augen verrieten jedoch genug von dem, was ihm in den letzten Wochen widerfahren war.
    „Willst du nicht näher kommen?“, fragte Otto, als Heinrich im Abstand von etwa acht bis zehn Schritten stehen blieb.
    „Nein!“, war die trotzige Antwort. „Du wirst auch so gut verstehen, was ich dir zu sagen habe.“
    „Fürchtest du, ich könnte mein Wort brechen und Hand an dich legen?“
    „Ich fürchte mich nicht vor dir. Und dass du dein Wort brichst, traue ich dir nicht zu. Aber wir müssen uns ja nicht in die Arme fallen.“
    „Also sprich. Ich höre!“
    „Die Sachsen wünschen, dass ich ihr Herzog werde.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Sie verlangen, dass ich endlich in alle meine Rechte eingesetzt werde.“
    „Ich wüsste nicht, welche Rechte das sein sollten.“
    „Ich verlange das Erbe, das mir unser Vater hinterließ.“
    „Du wurdest nach seinem Tode reichlich ausgestattet.“
    „Diese Burg gehört mir!“
    „Diese Burg ist das Erbe der ersten Frau unseres Vaters, das er einbehalten hatte – ich weiß nicht, ob zu Recht oder Unrecht. Ich gab sie einem zu Lehen, der näher mit ihr verwandt ist als wir.“
    „Gero ist bei allen verhasst. Die Sachsen wollen ihn loswerden.“
    „Meinst du die Sachsen, die du in Saalfeld bestochen hast? Mit Geschenken, die du unserer Mutter abgeschwatzt hattest?“
    „Du lügst! Mutter würde dir eine gebührende Antwort geben.“
    „Ich kenne ihre Antwort bereits. Aber ich weiß auch, was mir Agina und andere Verschwörer gestanden haben.“
    „Agina ist ein Schuft. Wenn es eine Verschwörung gab, habe ich nichts damit zu tun!“
    „Warum bist du jetzt feige?“, rief Otto, der ungeduldig wurde. „In dem Gefecht bei Birten sollst du tapfer gekämpft haben. Oder willst du nun etwa behaupten, nicht dabei gewesen zu sein? Woher hast du den verkrüppelten Arm, den du unter deinem Mantel versteckst?“
    „Ich verstecke nichts!“, schrie Heinrich und schlug den Mantel zurück. „Da! Ich bin stolz auf die Verwundung!“
    „Stolz auf eine Verwundung, die du dir im Kampf gegen deinen Bruder, den König,

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