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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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ihr wütender Blick bohrte sich in seinen. Er schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Kaffee.
    »Was ist mir dir?« Sie betrachtete ihn jetzt neugierig, hatte offenbar bemerkt, dass mit ihm ebenfalls etwas nicht stimmte. Innerlich verfluchte er sie für ihre gute Menschenkenntnis, denn wenn er an eines nicht erinnert werden wollte, dann war das die wohl schmerzhafteste Trennung seines Lebens, die nur wenige Stunden zurücklag.
    »Lass uns das Thema wechseln.«
    »Ach komm schon, Ethan.« Maddi setzte sich auf, was dank ihrer fixierten Arme zum Balanceakt wurde.
    Was sollte er ihr erzählen? Dass er sich zu einhundert Prozent in der Frau getäuscht hatte, die er hatte heiraten wollen? Dass die Liebe, die er für sie zu empfinden geglaubt hatte, von einer Sekunde auf die andere in nichts als Wut und Verständnislosigkeit umgeschlagen war?
    »Du bist zu jung, um so was zu verstehen.«
    »Du meinst, zu weltfremd.«
    Er schwieg. Vielleicht meinte er genau das. Was wusste Madison West schon über die Welt da draußen, die sie kaum mehr betreten hatte, seit sie fünfzehn war? Was wusste sie schon über Frauen wie Claire? Er wünschte, sie hätte ihn einfach nur betrogen. Oder ihm eröffnet, dass sie gar keine Lust hatte, zu heiraten. Er hätte ihr vieles verziehen. Aber nicht das .
    »Hat sie einen Anderen? Oder hat sie…«
    »Ich hole mir noch einen Kaffee.« Damit stand er auf. Er brauchte ein paar Minuten für sich und hoffte, dass Madison dann aufhören würde, ihn zu löchern, denn er wollte nicht auch noch auf sie wütend sein. Sie war ein Opfer. Sie war nicht wie Claire.
     
    Ethan schrak aus seinen Gedanken auf, als Gladys seinen Namen sagte. Offenbar war sie mit ihrem Schaubild fertig. Er rieb sich die Augen und suchte irgendwo in seinem Kopf nach einem letzten Rest Konzentration. Auch wenn sie die Hoffnung, anstachelte, spürte Ethan, wie sie alle an ihre Grenzen stießen.
    Sie hatten die Nacht durchgearbeitet, sich in einem der Besprechungsräume eingerichtet und den Ermittlungen einen neuen Mittelpunkt gegeben: Ethan selbst.
    Endlich schienen sich die losen Fäden zu einem stabilen Netz zusammenzufügen. Am Freitagvormittag hatte Gladys aus ihren Ergebnissen eine Tafel erstellt und Fotos der Opfer um seinen Namen gescharrt wie Fliegen. Für jede einzelne der Frauen ergab sich eine Verbindung zu Ethan.
    Gladys schien nach der langen Nacht noch den klarsten Kopf zu haben. Nachdem sie sicher war, die Aufmerksamkeit aller zu haben, fasste sie die Ergebnisse noch einmal grob zusammen. »Beginnen wir mit Opfer Nummer Eins. Grace Mitch. Ihr Bruder Alex hat 2003 betrunken ein Kind angefahren. Verhaftet wurde er von niemand Geringerem als Ethan. Opfer Nummer Zwei, Tiffany Jaiden, hat eine Tochter, die mit Ethan auf der Highschool war.«
    »Ernsthaft? Das hätte uns eher auffallen sollen.« Ethan schwirrte der Kopf und er stand auf, um seinen Kreislauf ein wenig in Schwung zu bringen.
    »2005 hat Ethan einen Arbeitskollegen von Rusty Hilbredge hinter Gitter gebracht.« Gladys hob die Hände, als sie sah, dass Mason etwas einwenden wollte. »Zugegeben, eine lose Verbindung. Aber immerhin eine Verbindung.« Sie wandte sich wieder der Tafel zu. »Roxanna Johnsonn, die Letzte im Bunde, hat einen Neffen namens Elijah Candell. Du weißt, von wem die Rede ist, Ethan?«
    »Allerdings.« Er blickte in die Runde. »Mein Sohn geht aufs gleiche College wie Candell. Die beiden sind ein paar Mal aneinander geraten.«
    Donovan atmete durch und lehnte sich zurück. »Gut, die bisherigen Opfer sind also Frauen, die du über drei Ecken kanntest. Wieso dann jetzt gleich deine Ex-Verlobte?«
    Ethan hatte keine Antwort darauf und auch Gladys musste einen Moment lang überlegen, bevor sie zurückgab: »Offenbar hat es der Kerl satt, dass wir im Trüben fischen. Er will Ethan schaden. Und er will, dass wir das wissen.«

-52-
     
    Als Ethan am frühen Abend das Büro verließ, grübelten die anderen noch über den Zeugenaussagen. Er selber hatte sich bereit erklärt, Doktor Terence Jermyn, Claires Psychotherapeuten, zu befragen. Er kannte Jermyn: Eine Zeitlang, gleich nach seinem Umzug aus Detroit, war auch Haley bei ihm in Behandlung gewesen. Auch wenn Ethan nicht gerade ein Fan von Psychologen und ihren Röntgenblicken war, würde er sich um Jermyn kümmern. Dass er kein Unbekannter war, konnte von Vorteil sein.
     
    Das Haus des Therapeuten lag an einer ruhigen Landstraße in Hill Landing. Hier draußen gab es eine Menge

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