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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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etwas angetan zu haben, und ihr schaut seelenruhig dabei zu, obwohl ihr wisst, dass sich jemand anders mit ihm gestritten hat?«
    »Tim, habe ich es gerade erzählt oder nicht?«, fragte Jenny ruhig.
    »Und? Was sagst du dazu?«, wandte Janik sich an Lucas.
    Der wand sich wie ein Wurm. »Na ja, gut, erst haben wir noch etwas gestritten. Ralf war sauer, ich war sauer … der Alkohol. Aber dann haben wir uns vertragen.«
    »Ralf hat dich am Kragen gepackt und dir die Faust unter die Nase gehalten«, berichtete Jenny verächtlich. »Das sah für mich nicht nach vertragen aus.«
    »Vielleicht war ich es ja.« Alle Köpfe fuhren zu Denis herum, der auf dem Boden saß und mit gleichgültiger Miene zu ihnen hochsah. »Ich war heut Nacht auch kurz draußen. Ralf war wach. Er hat blöd rumgelallt. Ich hab ihm gesagt, er soll sein dämliches Maul halten. Und ganz nebenbei: Als ich wieder zurückkam, warst du auch wach.« Er nickte Sebastian zu.
    »Na, sieh einer an«, bemerkte Fabian in der ihm eigenen Art. »Und plötzlich ist fast jeder verdächtig.«
    »Ja, aber nur einer hatte Blut im Gesicht«, beharrte Sebastian, wobei seine Stimme allerdings nicht mehr ganz so sicher klang wie noch Minuten zuvor. »Ich bin nur kurz aufgewacht. Ich hab mich gleich wieder umgedreht und weitergeschlafen.«
    »Sagst du«, konnte Tim sich nicht verkneifen.
    »So kommen wir nicht weiter«, schaltete Lena sich wieder ein. »Wenn wir uns gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, bringt das überhaupt nichts. Und am allerwenigsten für Ralf. Bei alledem haben wir nämlich ganz vergessen, dass wir keine Ahnung haben, was überhaupt mit ihm los ist. Vielleicht hat er sich tatsächlich verlaufen und irrt irgendwo umher, während wir hier überlegen, wer ihm etwas angetan haben könnte.«
    »Und das Blut?«, fragte Janik, doch Lena überging den Einwand.
    »Ich schlage vor, wir setzen uns jetzt hin, und nacheinander erzählt jeder, was er in der letzten Nacht gemacht hat. Ob und wann er wach war und was er dabei gesehen hat. Okay?«
    Lenas Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. Auch Sebastian und Janik nickten, wenn auch sichtbar widerwillig.
    Tim wollte sich gerade neben Lena setzen, als Janik sich nochmals zu ihm umdrehte. »Sag mal, wo ist eigentlich dein Messer?«
    »Was?«
    »Dein Messer. Du bist der Einzige, der ein Messer dabeihat, vergessen? Wo ist es?«
    »In … meinem Rucksack. Im vorderen Fach.«
    Das brachte auch Sebastian wieder auf den Plan. »Zeig mal her.«
    Ein Gefühl bleierner Schwere breitete sich in Tims Magengegend aus, als er zu seinem Rucksack ging und den Reißverschluss des vorderen Fachs öffnete. Er zog es auf und sah hinein.
    Dann wurde ihm schlagartig übel.

22
    Das Fach war leer. Sein Messer war verschwunden, und das ausgerechnet in dieser Situation. Aber – war es gestohlen worden oder …?
    Denk daran, was sich vor ein paar Jahren in der Küche abgespielt hat , meldete sich wieder diese Stimme in ihm.
    Damals war auch ein Messer im Spiel. Und du hast deine Mutter damit verletzt. Und dich. Auch damals warst du voller Blut und hast nicht gewusst, wo es herkommt.
    Du weißt, dass es möglich ist.
    »Na?«, machte Sebastian hinter ihm. »Jetzt erzähl uns bloß nicht, es ist nicht mehr da.«
    Tim drehte sich langsam um, alle Augen waren auf ihn gerichtet, und noch mehr als zuvor spürte er, dass mit Ausnahme von Lena die gesamte Gruppe gegen ihn war. Mehr noch, in einigen Gesichtern glaubte er regelrechte Feindseligkeit zu erkennen.
    Denis konnte er nicht sehen, allerdings wäre es Tim wahrscheinlich sowieso unmöglich gewesen, in seinem Gesicht abzulesen, was er dachte.
    »Ich …«, stammelte er. Sein Mund war mit einem Mal staubtrocken, sein Hals kratzte. Er musste sich mehrmals räuspern. »Ich weiß nicht, wo das Messer ist. Es ist … verschwunden. Jemand muss es rausgenommen haben.«
    »Ja, ganz bestimmt hat es jemand da rausgenommen.« Sebastian machte einen Schritt auf ihn zu und sah sich nach beiden Seiten um, als müsse er sich vergewissern, dass die anderen hinter ihm standen. »Sag mal, Timmi , für wie dämlich hältst du uns eigentlich? Ich denke, es ist an der Zeit, dass du mit der Wahrheit herausrückst. Falls es Ralf noch halbwegs gut geht, haben wir dann wenigstens die Chance, ihm zu helfen. Also: Was hast du mit ihm gemacht und wo ist er?«
    Tim war nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen. Er starrte Sebastian einfach nur an, ohne ihn wirklich zu sehen. Sein Verstand lief auf Hochtouren.

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