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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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eben ein Mann in meiner Suite war?«
    »Das kann ich nicht, Sir.« Wut funkelte in Allens schwarzen Augen – Wut und Kränkung. »Verzeihung, Sir, aber ein Eindringling hätte Ihre Suite durch diese Tür betreten müssen. Aber dazu hätte er mich umbringen müssen. Wir sind Ihnen treu ergeben, Sir.«
    Allens Wut konnte der Tatsache entspringen, dass Gabriel ihm misstraute. Oder sie konnte der Tatsache entspringen, dass Gabriel John und Stephen dem Anschein nach entlassen hatte – niemand wusste, dass sie immer noch in Gabriels Diensten standen, nicht einmal Gaston.
    In den letzten Jahren hatte er ausschließlich zu dem Zweck gelebt, den zweiten Mann zu töten. Sein Geruch und sein Anblick hatten Gabriels Gedanken in jedem wachen Moment und in jedem Traum besudelt.
    Das Gefühl beim Aufwachen, beobachtet zu werden, könnte von einem Traum herrühren. Sein Geruch im dunklen Schlafzimmer konnte ein Trugbild aus seiner Erinnerung sein. Gabriels Sorge um Victoria konnte durchaus Verfolgungswahn bei ihm ausgelöst haben.
    Er konnte es sich nicht leisten zu vertrauen. Zu fühlen. Zu begehren.
    Zu brauchen.
    Aber er fühlte. Er begehrte.
    Er brauchte.
    Die Geschichte wiederholte sich.
    Vor sechs Monaten hatte Michael zugelassen, dass seine Gefühle für eine Frau sein Urteilsvermögen beeinträchtigten. Michael wäre getötet worden, hätte Gabriel nicht eingegriffen.
    Michael wäre wegen einer Frau gestorben.
    Michael könnte immer noch wegen einer Frau sterben.
    Dieses Mal wegen Victoria. Eine Frau, die lieber als Dienstbotin gearbeitet hatte, als von einem Mann abhängig zu sein, der Frauen verachtete; eine Frau, die lieber ihre Jungfräulichkeit verkauft hatte, als sich einem Mann zu unterwerfen, der sie wegen ihrer Jungfräulichkeit verfolgte.
    Und nun war sie von Gabriel abhängig; verfolgt eines Mannes wegen, dem sie nie begegnet war.
    Wir tun, was wir tun müssen, um zu überleben .
    »Schick mir Gaston herauf.« Er verbarg die Angst, die durch sein Blut pumpte, hinter der Maske, die Gabriel ausmachte. »Ich passe so lange auf die Frau auf, bis du ihn geholt hast.«
    »Ja, Sir«, sagte Allen.
    Gabriel erinnerte sich an das Gefühl, wie Victorias Körper sich an seinen geschmiegt hatte. Sie war so dünn, dass er ihre Knochen wie Äste hätte zerbrechen können.
    »Pierre soll ein Frühstück à deux fertig machen«, sagte er abrupt. Ich habe noch nie Ananas gegessen. Sind sie süß? »Sag ihm, er soll frische Ananas dazu geben. Ich läute, wenn ich das Tablett haben möchte.«
    Gabriel wartete Allens Antwort nicht ab. Er schloss die Tür.
    Victoria zog ihn ins Schlafzimmer.
    Licht vom Arbeitszimmerfenster spaltete den Holzboden. Der Geruch von Sinnenlust, Schweiß und Befriedigung lag in der Luft.
    Ihrer. Seiner.
    Sofort verhärtete sich Gabriels Fleisch.
    Victoria lag noch so da, wie Gabriel sie verlassen hatte; feuchtes Haar breitete sich über das Kissen statt über seine Schulter; ein Bein lag quer über dem Laken statt über seinem Schenkel.
    Er erinnerte sich an ihre seidige Haut, glatt vom Wasser in der Dusche, schlüpfrig vor Schweiß in seinem Bett.
    Er erinnerte sich an die nasse Seide ihres Haares und die Hitze ihrer Pobacken zwischen seinen Schenkeln, als er die Knoten ihrer Vergangenheit entwirrt hatte.
    Er erinnerte sich an Victorias Finger auf seinen Hoden. Der Anblick, wie Victoria an ihrem Finger kostete, blitzte durch die Dunkelheit seines Lebens, vom Wasser schwarzes Haar, vor Erregung gerötete Wangen, im elektrischen Licht strahlende Augen.
    Ich würde sagen, du schmeckst nach … les noix de Gabriel .
    Keine Frau hatte je mit ihm gespielt. Sie waren für ihn zum Höhepunkt gekommen, aber sie hatten nicht mit ihm gespielt. Sie hatten ihn nicht angerührt und sie hatten ihn nicht geliebt.
    Victoria schlug die Augen auf.
    Blaue Augen musterten silberne Augen, ihre Farbe von der Dunkelheit geschwärzt, von Verlangen überschattet.
    Victoria hatte seinen nackten Höhepunkt erlebt. Und nicht ein einziges Mal hatte sie die Frage gestellt, die er nicht beantworten konnte.
    Gabriel hatte sich für unempfindlich gehalten: gegen Schmerz, gegen Lust.
    Gegen eine Frau.
    Wieder einmal hatte der zweite Mann ihm bewiesen, dass er sich geirrt hatte.
    Gespannt wartete Gabriel, dass Victoria es bereute, einen heimatlosen fumier berührt zu haben.
    »Ich habe dein Kissen nass gemacht«, sagte Victoria mit kleinem Stimmchen. Sie klang wesentlich jünger als die vierunddreißigjährige Frau, als die Gabriel sie

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