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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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verspottet.
    »Wohin wollten Sie, als Sie aus Ihrem Haus gingen?«, fragte Gabriel scharf.
    »In meinen …«, die entstellte Stimme des Mannes bebte, »Club.«
    Zweifel kroch Gabriel den Rücken hinauf. Der Mann hatte zugegeben, dass Victoria bei ihm gearbeitet hatte. Eingestellt von seiner Frau . Wenn er nicht der Mann war …
    »Wenn Sie keinen Füllfederhalter haben, bringe ich Sie um, Thornton«, sagte Gabriel nachdrücklich.
    »Ich habe einen Füllfederhalter, Sir!«, sagte der Mann eifrig. »Hier in meinem Rock! Sehen Sie!«
    Es konnte eine List sein. Der Mann könnte eine Waffe in seinem Rock haben statt eines Füllfederhalters. Es gab nur eine Möglichkeit für Gabriel, es in Erfahrung zu bringen.
    »Holen Sie den Füllfederhalter aus Ihrem Rock«, befahl Gabriel.
    »Ich k-k-k-ann nicht. Mein Mantel ist zugeknöpft.«
    »Knöpfen Sie ihn auf.«
    »Ich k-k-kann nicht, mit der Waffe in meiner Wange, Sir.«
    Zynismus verzerrte Gabriels Mund.
    »Sie würden sich wundern, was ein Mann kann, Thornton.« Ein Mann konnte töten. Ein Mann konnte Leben schenken. »Knöpfen Sie Ihren Mantel auf.«
    Der Mann kämpfte unbeholfen mit den Knöpfen. Kurz darauf öffnete sich sein Mantel.
    »Jetzt greifen Sie in Ihren Rock. Langsam.«
    Thornton griff in seinen Rock. Langsam.
    Gabriels Daumen spannte den Hahn seines Revolvers, ein tödliches Klicken hallte durch den Nebel. Wenn Thornton eine Waffe zöge, wäre er ein toter Mann, sagte das Klicken. Schweiß rann über Thorntons Wange, glitzerte auf der blau plattierten Mündung. Vorsichtig holte er einen dicken bronzenen Füllfederhalter heraus. Er schwankte hin und her.
    Hatte Victoria vor Angst gezittert, fragte er sich.
    »Ich möchte, dass Sie etwas schreiben«, sagte Gabriel brüsk.
    Es war Zeit herauszufinden, wer der wahre Briefschreiber war.
    »Ich habe … ich habe kein Papier.«
    »Ziehen Sie Ihre linke Manschette aus.«
    Gabriel trat weit genug zurück, um Thornton Platz zu lassen, seine Hände vor den Körper zu nehmen.
    Er las Thorntons Absichten, bevor der Mann Zeit hatte, sie auszuführen: Er wollte weglaufen.
    »Wissen Sie, was eine Kugel aus dieser Entfernung aus dem Gesicht eines Mannes macht?«, fragte Gabriel leise.
    Thornton riss sich die linke Manschette vom Handgelenk. Behutsam nahm Gabriel die Waffe weg. Eine weiße Druckstelle dellte die Wange des Mannes ein.
    »Wenn Sie schreien, bringe ich Sie um«, sagte er klar und deutlich. »Wenn Sie weglaufen, bringe ich Sie um. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.« Thornton atmete in kurzen Stößen.»Ja, ich verstehe, Sir.«
    » Bon . Ich will, dass Sie etwas auf die Manschette schreiben.«
    »Was? Was soll ich schreiben? Ich schreibe alles, was Sie wollen. Alles. Sagen Sie mir nur, was ich schreiben soll …«
    Gabriel dachte rasch nach. »Schreiben Sie: ›Der ewige Hunger einer Frau.‹«
    Aus Thorntons Miene sprach kein Wiedererkennen, nur die Angst zu sterben und die Bereitschaft, alles zu tun, um dem Tod zu entrinnen.
    Mit dem Mund zog Thornton die Kappe des Füllfederhalters ab, benutzte die linke Hand als Unterlage und kritzelte hastig die Worte auf die steife, weiße Manschette; sein Atem dampfte in der Luft. Als er fertig war, schaute er begierig auf wie ein Kind, das auf Anerkennung wartete.
    »Halten Sie die Manschette hoch, damit ich es lesen kann«, befahl Gabriel.
    Thornton hielt die Manschette hoch, die bronzene Kappe im Mund, die Hand zitternd, dass die Manschette hin und her schwankte und die schwarze Schrift tanzte. Gabriel riss Thornton die Manschette aus der Hand. Die schwarze Schrift passte nicht zu der in Victorias Briefen.
    Sein Inneres krampfte sich bei der Erkenntnis zusammen. Thornton war nicht der Mann, der Victoria Childers die Briefe geschrieben hatte.

Kapitel 12
    Ein steifes, weißes Stück Stoff schwebte auf das Laken herunter, das Victoria gerade unter die Matratze steckte. Verwirrt hob sie es auf. Es war die Manschette eines Mannes. Schwarze Tintenflecke stachen scharf hervor. Victoria drehte die Manschette um.
    Der ewige Hunger einer Frau schlug ihr ins Gesicht.
    Ihr Herz schlug gegen ihre Rippen. Victoria ließ die Manschette fallen und fuhr hoch. Die Manschette wirbelte herunter. Warmer Atem kitzelte ihren Nacken. Sie drehte sich um.
    Gabriel stand unmittelbar hinter ihr. Er roch nach kalter Luft und Londoner Nebel.
    Die Eier mit Schinken, die Victoria vor einiger Zeit heißhungrig verschlungen hatte, stiegen ihr wieder in die Kehle.
    »Ich habe Ihren früheren

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