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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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Heranwachsenden, der Erfolg haben wollte, um nie wieder arm zu sein … einen Mann, der die Lust spüren wollte, die er anderen schenkte.
    »Der Mann, der Ihre Begierde gegen Sie verwendet hat, war im Unrecht, Sir«, sagte Victoria mitfühlend, »nicht Sie.«
    Gabriels Kopf schnellte zurück, als habe Victoria ihn geohrfeigt.
    Victoria wartete, dass Gabriel die Wahrheit akzeptierte.
    Gabriel zog sich den Nadelstreifenrock über, drehte sich um und nahm Mantel, Stock und Hut.
    Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Wache vor der Tür.
    Gabriel grüßte ihn nicht.
    Victoria starrte in dunkle, neugierige Augen. Und dann schloss sich die Tür hinter Gabriel. Ließ Victoria allein.
    Plötzlich hatte sie einen Bärenhunger. Sie setzte sich in Gabriels Sessel, legte das französische Buch in Reichweite und hob die silberne Haube vom Teller. Das weiße Porzellan hatte einen blauen Rand. Victoria aß mit Appetit. Als sie das letzte Stück Schinken, den letzten Bissen Ei und die letzte Kruste blättrigen Croissants gegessen hatte, setzte sie die Silberhaube wieder auf und brachte das Tablett zur Tür.
    Der dunkelhaarige Mann – mindestens zehn Jahre jünger als Gabriel – drehte sich mit gezogener Waffe zu ihr um. Sie hatte ihn überrascht. Er hatte sie überrascht.
    »Bitte sagen Sie dem Koch, das Frühstück war ganz köstlich«, sagte sie ruhig und reichte ihm das Tablett.
    Langsam schweifte der Blick des Mannes über die Seidendecke, die Victorias Schultern unbedeckt ließ. Ein boshaftes Funkeln flackerte in seinen Augen auf. Offenbar hatte die Prostitution ihm weder die Lust noch die Begierde genommen.
    »Vielen Dank, Ma'am.« Er schob die Waffe unter sein schwarzes Jackett und nahm grinsend das Tablett. Seine Stimme war leise, kultiviert, verführerisch. »Pierre wird sich freuen.«
    Ihr Herz stockte. Er sah wirklich sehr gut aus.
    »Danke.« Victoria zögerte verlegen. Sie atmete tief durch. Es gab wahrhaftig keinen Grund zur Verlegenheit – es gab nichts, womit sie auch nur einen Menschen im Haus Gabriel schockieren könnte. »Bitte richten Sie Pierre aus, dass ich gern mit meiner nächsten Mahlzeit eine Dose Kondome hätte …«

Kapitel 11
    Die Londoner Luft war feuchtkalt. Gelblicher Nebel hüllte die Stadt ein. Gabriel schwang lässig den Gehstock. Die Jagd war eröffnet. Er kannte die Adresse, die er suchte; er wusste nur nicht, ob der Mann, den er suchte, zu Hause war. Gabriel fand das Stadthaus ohne Schwierigkeiten. Es lag am Park.
    Kinderstimmen drangen durch das gelbe Zwielicht, das auf London lag. Die Kinder spielten London Bridge ; ihre Kindermädchen tauschten den neuesten Klatsch aus.
    Niemand würde zwei Männer bemerken, die durch den Nebel schlenderten. Und falls doch, würde niemand sie erkennen.
    »Schuhputzen für einen Penny, Gouvernor«, bot eine barsche Stimme an.
    Gabriel starrte in sechsjährige Augen, die wie sechzig wirkten. Er ließ sich die Schuhe putzen. Er dachte nicht an seine Schuhe. Er dachte nicht an den Mann, den er suchte. Gabriel dachte an Victoria.
    Sie wollte einen Engel retten.
    Gabriel war kein Engel.
    Wie liebt eine Frau einen Mann?
    Michael liebte Gabriel. Seine Liebe hatte Gabriels Leben zerstört.
    Gaston behauptete, seine Bediensteten liebten Gabriel. Ihre Liebe gab Gabriel die Möglichkeit, ihr Leben zu zerstören.
    Keine Frau hatte Gabriel je geliebt. Er betete, dass keine Frau ihn je lieben möge.
    Der Schuhputzer setzte sich zurück auf seine Fersen, damit Gabriel sein Werk begutachten konnte. Die jungen-alten Augen funkelten blau.
    Der Mann, der Ihre Begierde gegen Sie verwendet hat, war im Unrecht, Sir, nicht Sie .
    Gabriel nahm den Fuß von der Kiste und warf dem Schuhputzer einen Florin zu.
    Die Tür des Stadthauses öffnete sich. Eine Frau mit zwei kleinen Mädchen – acht und zehn Jahre alt – kam heraus. Die Frau trug einen schäbigen Mantel und eine Haube; die beiden Mädchen hatten Pelzmützen und passende Muffs an. Die Gouvernante nahm ihre beiden Schützlinge an die Hand.
    Victoria hatte gesagt, nicht alle Kinder seien liebenswert. Hatte sie die beiden Mädchen gemocht, fragte er sich flüchtig. Würde sie die Kinder eines Bastards lieben?
    Gabriel wartete, ob die beiden Mädchen und ihre Gouvernante in den Park gingen. Sie taten es. Die Gouvernante schirmte die beiden Mädchen gegen Gabriel ab, als sie sie durch das Tor drängte. Der Nebel verschlang sie bald.
    Ein Muffin-Verkäufer bot seine Ware feil.
    Victoria hatte nicht

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