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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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Zorn aufstieg.
    Er hätte Victoria die Realität des Todes ersparen wollen. Der zweite Mann wollte offensichtlich nicht, dass sie verschont blieb.
    Grüne Augen hielten seinem silbernen Blick stoisch stand.
    »Ja, Sir«, sagte Evan.
    Gabriel fragte sich, ob Evan Mitleid mit Victorias Lage hatte. Er fragte sich, ob er versuchen würde, sie freizulassen. Gabriel trat beiseite, damit Evan hereinkommen konnte. Evan bückte sich, um eine Schachtel aufzuheben.
    »Evan.« Evan hielt inne. »In einigen Schachteln sind menschliche Überreste.«
    Vielleicht waren in allen Schachteln menschliche Überreste, obwohl Gabriel es bezweifelte. Das Gewicht der Schachteln hätte Misstrauen erregt, als man sie nach oben brachte.
    Evan erstarrte erschrocken, ein Beweis, dass nicht alle Männer, die auf der Straße gelebt hatten, den Schrecken vor dem Tod verloren hatten.
    »Werft die Leichenteile in die Themse«, befahl Gabriel ausdruckslos. »Verbrennt die Kleider und die Kartons.«
    Viele Menschen verschwanden in der Themse. Gabriel wollte in seinem Ofen keine Knochenreste haben. Evan stellte keine Fragen. Er hob eine schwere Hutschachtel an.
    »Evan.«
    »Ja, Sir?« Evans Stimme war gedämpft.
    Er hatte tatsächlich Mitleid gehabt.
    »Gaston hat euch ermahnt, Mademoiselle Childers gut zu bewachen, nicht wahr?«
    Evan drehte sich nicht um. »Ja, Sir.«
    »Sag Julien und Allen, was in der Hutschachtel ist, die du in der Hand hast«, befahl Gabriel kühl. »Sag Julien und Allen, dass es ebenso gut Mademoiselle Childers' Kopf hätte sein können, wenn wir sie nicht beschützt hätten.«
    Gaston kam, als Evan gerade die ersten Schachteln aus dem Zimmer trug.
    »Was ist, Monsieur?«, fragte er verblüfft. »Gefielen Mademoiselle die Kleider nicht?«
    Gabriel reichte ihm die Handschuhschachtel. Gastons olivbraunes Gesicht wurde aschfahl.
    »Wann sind die Kleider gekommen, Gaston?«, fragte Gabriel ruhig.
    »Sie kamen unmittelbar vor Ihnen, Monsieur.«
    »Wer hat sie geliefert?«
    » Je ne sais pas . Ein Mann. Nur …« Entsetzen runzelte flüchtig sein Gesicht. »Die Schachteln waren von Madame René. Ich wusste es nicht, Monsieur.«
    Gabriel glaubte ihm. Er konnte Gaston ermahnen, weitere Schachteln zu kontrollieren, die ins Haus geliefert wurden. Aber das war nicht notwendig. Der zweite Mann würde nicht zwei Mal die gleiche List anwenden. Er hätte Gaston gern gesagt, worauf er in Zukunft achten sollte. Aber Gabriel wusste nicht, was der zweite Mann als Nächstes tun würde. Er wusste nicht, wen er als Nächstes töten würde: einen Mann oder eine Frau. Einen Freund oder einen Feind.
    »Gib das Evan«, sagte er stattdessen. »Und lass Julien an Evans Stelle die Tür bewachen.«
    » Très bien , Monsieur.« Gaston wandte sich ab.
    »Und Gaston.« Gaston blieb stehen. Gabriel schaute auf die Seidendecke, die noch auf dem Teppich lag, wo sie von Victorias Körper gerutscht war. »Nehmen Sie die Seidendecke mit.«
    Schweigend ging Gabriel durch sein Arbeitszimmer, ins Schlafzimmer und blieb vor dem massiven Kleiderschrank stehen. Er öffnete die Tür und kramte in Gehröcken, Hosen … Schließlich holte er einen königsblauen seidenen Morgenmantel heraus. Er fühlte sich an wie Frauenhaar.
    Victoria saß mit kerzengeradem Rücken und bleichem Gesicht auf den kalten Fliesen vor der Toilette. Ihr Haar fiel über ihre rechte Schulter. Sie hatte dunkel brünettes Haar, auf dem rote und kupferne Glanzlichter schimmerten. Schönes Haar.
    »Sie hieß Dolly«, sagte Victoria matt.
    Gabriels Hand ballte sich um den Seidenmantel zur Faust. Erkonnte nichts tun, um sie zu trösten. Aber er hätte es gern getan. In seinem Inneren staute sich die Wut weiter an. Der zweite Mann hatte alles geplant. Und er konnte nichts tun, um dem Spiel ein Ende zu setzen. Aber er wollte es.
    »Vor drei Monaten versuchte ein Mann mich zu vergewaltigen«, erzählte Victoria in schreckstarrem Ton. »Es regnete. Dolly half mir. Alle anderen gingen einfach vorbei mit gesenkten Regenschirmen, um nicht zu sehen, was passierte.«
    Gabriels Anspannung wuchs; plötzlich pochte es in seiner linken Schläfe. Er wusste, wer Victoria nahe getreten war – er wusste alles über ihn bis auf seinen Namen und wie weit er gehen würde, um den letzten Willen eines Toten zu erfüllen.
    »Wie sah der Mann aus?«, fragte er mit täuschend ruhiger Stimme.
    Victoria ließ sich nicht täuschen. Erkenntnis zeichnete sich in ihren abgespannten Zügen ab.
    »Der Mann, den Sie suchen«, sie

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