Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
Vom Netzwerk:
aber sie war es.
    Victoria umklammerte das zwischen ihren Brüsten geknotete Handtuch. Gleichzeitig schaute ein braunhaariger Mann auf. Ersah aus wie Mitte dreißig und schien keineswegs bekümmert, eine Frau zu sehen, die nichts anderes als ein Handtuch trug.
    Sofort erkannte sie in ihm den Mann, der sie an dem Abend, an dem sie ihre Jungfräulichkeit versteigert hatte, zu Gabriel geführt hatte. Gaston , hatte Gabriel ihn genannt.
    Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Er wusste sicher von den Kondomen, um die sie gebeten hatte. Würde er den Dienstboten jetzt erzählen, wie dürr sie war?
    Victoria wappnete sich mit einem tiefen Atemzug. Sie hatte nackt vor Madame René gestanden, ohne sich zu verstecken; sie konnte mit einem Handtuch bedeckt auch vor Gaston stehen, ohne einen hysterischen Anfall zu bekommen.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte sie in jenem eiskalten Ton, der gelegentlich widerspenstige Kinder zur Räson gebracht hatte.
    Gaston lächelte mit warmen braunen Augen. » Mais non , Mademoiselle. Ich habe lediglich diese Schachteln gebracht.«
    Die weißen Schachteln, die er in der Hand hielt, waren mit roten Rosenblüten bedruckt. Victoria schreckte zurück.
    » Non, non , Mademoiselle«, sagte Gaston schnell. »Ich habe sie persönlich bei Madame René abgeholt. Sehen Sie?«
    Gaston stellte die Schachteln auf das zerwühlte Bett.
    Hitze wallte durch Victoria; es war keine sinnliche Hitze.
    Ein großer Fleck prangte am Rand des Lakens, wo sie gelegen hatte, als ihr Körper vor Lust triefte. Ein Metalldeckel lag auf dem Nachttisch; die aufgerollten Gummihäutchen in der kleinen Dose daneben waren unübersehbar.
    Gaston schien sie nicht zu bemerken. Da er im Haus Gabriel angestellt war, achtete er vielleicht nicht mehr auf die äußeren Anzeichen körperlicher Vereinigung. Er hob den Deckel einer rechteckigen Schachtel an.
    Victoria stählte sich, erinnerte sich an Blut, an Dollys Ha…
    Die Schachtel enthielt ein schwarzes Satinkorsett.
    Anspannung schlug in weibliche Neugier um.
    » Voilà .« Gaston drehte sich strahlend zu Victoria um. Er hatte vollkommene weiße Zähne. »Es ist bloß ein hübsches Korsett, Mademoiselle.«
    Gastons Versicherung trug nicht dazu bei, Victorias brennende Verlegenheit zu mindern, ein Überbleibsel all der Jahre, in denen sie sich als Ausbund an Tugend dargestellt hatte. Es spielte keine Rolle, dass ihre Lust das Laken befleckte oder auf dem Nachttisch eine offene Dose Kondome stand. Männer sprachen einfach nicht über Damenunterwäsche – geschweige denn, dass sie sie zur Schau stellten.
    Gaston war unempfindlich gegen solche Anstandsregeln. Er öffnete weiter jede Schachtel, beschrieb die Weichheit von Seidenhemden, hielt eine mit blauen Bändern verzierte Unterhose hoch, damit sie die hauchdünne Seide bewundern konnte, zeigte ihr stolz Strumpfhalter, Seidenstrümpfe, feine Seidenhandschuhe, eine Tournüre, die mehr Ähnlichkeit mit einer Schürze hatte als mit dem Drahtgestell, das Victoria jahrelang getragen hatte.
    Beifall glitzerte aus Gastons braunen Augen. »Das ist très chique . Monsieur Gabriel hat es ausgesucht.«
    Während Victoria noch darüber nachdachte, dass Gabriel Leibwäsche für sie ausgesucht hatte, hielt Gaston wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht, ein goldbraunes Seidenkleid hoch, das mit seinen Verzierungen aus weinrotem Samt und dem cremeweißen Lampasunterrock mit grünen, gelben und matt roten Figuren eigentlich geschmacklos hätte wirken müssen, aber wunderschön war.
    Unwillkürlich streckte sie die Hand danach aus. Gerippte Seide schmiegte sich in ihre Finger. Sie war viel weicher als die billigen Seidenunterhosen, die sie früher zu kaufen pflegte – die allerdings für den Lohn einer Gouvernante keineswegs billig waren.
    »Mademoiselle wird bei dem Kleid Hilfe brauchen«, sagte Gaston in offenkundiger Vorfreude.
    Victoria zog die Hand zurück und wurde sich schlagartig des Handtuchs bewusst, das sie umgeschlungen hatte, und des nackten Fleisches, das es kaum bedeckte. Sie würde auf keinen Fall zulassen, dass ein anderer Mann sie nackt sah. »Ich versichere Ihnen, Sir, ich bin durchaus imstande mich selbst anzuziehen.«
    Gaston hatte wahrhaftig ein entwaffnendes Lächeln. Sie erinnerte sich des Lächelns in Gabriels Augen, als sie ihm gesternVorwürfe wegen der vielen Kleiderschachteln auf dem Sofa gemacht hatte.
    Und nun hatte er Unterwäsche für sie ausgesucht.
    » Non, non , Mademoiselle, Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher