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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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hinzubringen.«

    Als Clarke in den Aufenthaltsraum zurückkehrt, steigt Brander gerade die Leiter hinunter. »Wie geht es Alice?«
    »Sie träumt«, sagt Clarke. »Es geht ihr gut.«
    »Keinem von uns geht es wirklich gut«, erwidert Brander. »Die Uhr tickt für uns alle, wenn Sie mich fragen.«
    Sie gibt ein Knurren von sich. »Wo ist Ken?«
    »Er ist gegangen. Er kommt nicht mehr zurück.«
    »Was?«
    »Er hat den Verstand verloren. Genau wie Fischer.«
    »Unsinn. Ken ist nicht wie Fischer. Er ist das genaue Gegenteil von ihm.«
    »Wir wissen das.« Brander deutet mit dem Daumen zur Decke hoch. »Aber die wissen es nicht. Er hat den Verstand verloren. Das ist jedenfalls die Geschichte, die wir denen da oben über ihn erzählen sollen.«
    »Warum?«
    »Glauben Sie, der Wichser hätte mir das gesagt? Für den Augenblick habe ich mich bereit erklärt mitzuspielen, aber ich kann Ihnen sagen, dass mir sein Verhalten langsam ziemlich auf den Geist geht.« Brander steigt eine weitere Sprosse hinunter und blickt dann noch einmal zurück. »Ich gehe ebenfalls wieder raus. Ich will mir das Karussell noch einmal genauer ansehen. Ich glaube, wir sollten ein Auge darauf haben.«
    »Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
    Brander zuckt die Achseln. »Warum nicht.«
    »Eigentlich ist ›Gesellschaft‹ vielleicht nicht das richtige Wort, oder?«, stellt Clarke fest. »Was wir sein sollten, ist wohl eher … wie nennt man das doch gleich?«
    »Verbündete«, sagt Brander.
    Sie nickt. »Verbündete.«

Quarantäne

Luftblase
    S eit einer Woche nun schon maß Yves Scanlons Welt nur noch fünf mal acht Meter. Und während der ganzen Zeit hatte er nicht eine lebende Seele zu Gesicht bekommen.
    Allerdings hatten ihn eine Reihe von Gespenstern heimgesucht. Ein Gesicht nach dem anderen tauchte auf dem Bildschirm seines Rechners auf und erkundigte sich voll fröhlicher Besorgnis, ob er es bequem habe, ob ihm das Essen zusage und ihm die letzte Magen-Darm-Untersuchung nicht zu viel Unannehmlichkeiten bereitet habe. Auch Poltergeister gab es. Manchmal schlüpften sie in den medizinischen Teleoperator an der Decke und brachten ihn zum Tanzen, worauf er auf Scanlons Körper einstach und Fetzen aus seiner Haut riss. Sie sprachen mit vielen Stimmen und gaben dennoch kaum etwas Bedeutsames von sich.
    »Wahrscheinlich ist es nichts weiter, Dr. Scanlon«, hatte der Teleoperator – ein sprechendes Exoskelett – einmal gesagt. »Nur ein vorläufiger Bericht von Rand/Washington. In der Riftzone wurde ein neuer Krankheitserreger entdeckt … Vermutlich nicht weiter gefährlich …«
    Oder in einer angenehmen weiblichen Stimme: »Sie sind offensichtlich in exz… guter gesundheitlicher Verfassung. Es gibt sicherlich keinen Grund zur Sorge. Aber Sie wissen ja, wie vorsichtig wir heutzutage sein müssen. Wenn wir nicht aufpassen, könnte sich selbst Akne zu einer Seuche entwickeln, ha-ha-ha … Also, ich gebe Ihnen jetzt noch einmal zwei Kubikzentimeter …«
    Nach ein paar Tagen hatte Scanlon aufgehört, Fragen zu stellen.
    Worum immer es sich handelte, er wusste, dass es etwas Ernstes sein musste. Die Welt war voller scheußlicher Mikroben, und es bildeten sich ständig neue, in dunklen Ecken der Welt wurden alte freigesetzt oder bereits bekannte nahmen eine neue Gestalt an. Scanlon war in seinem Leben schon öfter unter Quarantäne gestellt worden. Die meisten Menschen hatten diese Erfahrung schon einmal gemacht. Normalerweise hatte man es dabei mit einer Menge Technikern in Körperkondomen zu tun und mit Krankenschwestern, deren Aufgabe es war, die Patienten mit gelegentlichen Scherzen bei Laune zu halten. Er hatte noch nie von einer Quarantäne gehört, bei der alles per Fernsteuerung erledigt wurde.
    Vielleicht handelte es sich um eine Frage der Sicherheit. Vielleicht wollte die NB verhindern, dass etwas darüber an die Öffentlichkeit gelangte, und hatte deshalb das Personal auf ein Minimum reduziert. Oder vielleicht … vielleicht war das mögliche Risiko auch so groß, dass sie das Leben ihrer Techniker nicht in Gefahr bringen wollten.
    Jeden Tag entdeckte Scanlon ein neues Symptom an sich: Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit. Er war klug genug, sich zu fragen, ob nicht letztlich alles nur Einbildung war.
    Immer häufiger kam ihm der Gedanke, dass er womöglich nicht mehr lebend hier herauskommen würde.

    Hin und wieder erschien eine Gestalt auf dem Bildschirm seines Rechners, die Patricia Rowan ähnlich sah und ihm Fragen über die

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