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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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wann hat er hier das Sagen?« Brander scheint einen Teil seines Heldenmutes wiedergewonnen zu haben. Er wirft einen feindseligen Blick auf das Deck hinunter. »Ich vertraue diesem Scheißkerl nicht. Egal, was er sagt. Wahrscheinlich belauscht er uns gerade.«
    »Wenn er das tatsächlich tut, dann wird er wohl kaum etwas erfahren, das Sie ihm nicht schon an den Kopf geworfen hätten.«
    »Hören Sie«, sagt Nakata. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    Brander wirft die Hände in die Luft. »Was haben wir schon für eine Wahl? Wenn wir das verdammte Ding nicht entschärfen können, bleibt uns nur noch, von hier zu verschwinden oder herumzusitzen und zu warten, bis wir pulverisiert werden. Keine besonders schwierige Entscheidung, wenn Sie mich fragen.«
    Tatsächlich nicht?, fragt sich Clarke.
    »Wir können nicht zur Oberfläche hochschwimmen«, stellt Nakata fest. »Wenn sie Judy gefangen genommen haben …«
    »Dann halten wir uns eben dicht am Meeresboden«, sagt Brander. »Ja. Wir überlisten ihre Echolotgeräte. Die Tintenfische werden wir allerdings hierlassen müssen, die wären zu leicht zu orten.«
    Nakata nickt.
    »Lenie? Was ist?«
    Clarke schaut hoch. Brander und Nakata haben beide den Blick auf sie gerichtet. »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
    »Sie sehen so aus, als wären Sie anderer Meinung.«
    »Bis nach Vancouver Island sind es dreihundert Klicks, Mike. Mindestens. Ohne die Tintenfische würden wir über eine Woche brauchen, um dorthin zu gelangen. Wenn wir uns nicht unterwegs verirren.«
    »Unsere Kompasse sollten gut funktionieren, sobald wir die Riftzone verlassen haben. Und der Kontinent ist ziemlich groß, Len. Wir können ihn eigentlich kaum verfehlen.«
    »Und was sollen wir tun, wenn wir dort angekommen sind? Wie sollen wir durch die Flüchtlingszone gelangen?«
    Brander zuckt die Achseln. »Klar. Die Flüchtlinge fressen uns möglicherweise bei lebendigem Leib, wenn die Schläuche in unserer Brust nicht schon vorher von dem ganzen Zeug verstopft sind, das dort im Wasser schwimmt. Aber mal ehrlich, Len, würden Sie Ihr Glück lieber mit einer tickenden Atombombe versuchen? Uns bleiben einfach nicht sonderlich viele Alternativen.«
    »Sicher.« Clarke macht eine resignierte Geste. »Von mir aus.«
    »Ihr Problem ist, Len, dass Sie immer viel zu schicksalsergeben sind«, stellt Brander fest.
    Darüber muss sie lächeln. Nicht immer .
    »Außerdem stellt sich noch die Frage, wovon wir uns ernähren sollen«, sagt Nakata. »Wenn wir genügend Proviant für die Reise mitnehmen, würde uns das ziemlich langsam machen.«
    Ich will gar nicht fortgehen, wird Clarke bewusst. Selbst jetzt noch nicht. Ist das nicht seltsam?
    » … glaube nicht, dass es auf Geschwindigkeit ankommt«, sagt Brander gerade. »Wenn dieses Ding in den nächsten Tagen hochgeht, werden uns ein paar Meter pro Stunde mehr sowieso nichts nützen.«
    »Wir könnten mit leichtem Gepäck reisen und uns auf dem Weg etwas zu essen suchen«, grübelt Clarke. »Gerry kommt damit sehr gut zurecht.«
    »Gerry«, wiederholt Brander, plötzlich ganz kleinlaut.
    Einen Moment lang herrscht Schweigen. Beebe erzittert von dem weit entfernten, leisen Heulen von Lubins Mahnmal.
    »Oh Gott«, sagt Brander. »Allmählich kann einem dieses Ding wirklich auf die Nerven gehen.«

Software
    Da war ein Geräusch.
    Keine Stimme. Es war schon Tage her, seit er das letzte Mal eine menschliche Stimme außer seiner eigenen gehört hatte. Das Geräusch stammte weder vom Essensspender, noch von der Toilette. Und es war auch nicht das vertraute Knirschen der Bruchstücke zerschlagener Maschinen unter seinen Füßen. Nicht einmal das Geräusch zerbrechender Plastik oder das Klirren von Metall, auf das jemand einschlägt. Er hat bereits alles zerschlagen, was er kaputt machen konnte, und inzwischen hat er es aufgegeben.
    Nein, das war etwas anderes. Ein Zischen. Es dauerte eine Weile, bis ihm wieder einfiel, worum es sich dabei handelte.
    Die Luke des Raums, die unter Druck gesetzt wurde.
    Er reckte den Hals, um an einem Schränkchen vorbeizublicken, das im Weg stand. Die Lampe an der Wand neben der großen Metallellipse leuchtete wie üblich rot. Vor seinen Augen wurde sie grün.
    Die Luke schwang auf. Zwei Männer in Körperkondomen betraten den Raum. Das Licht in ihrem Rücken warf ihre Schatten durch den dunklen Raum. Sie schauten sich um, weil sie ihn nicht gleich entdeckten.
    Einer von ihnen schaltete das Licht an.
    Scanlon blickte von seinem Winkel aus

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