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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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steigt in die Kabine achtern hoch und öffnet die Taucherhaut an ihrem Gesicht. Wasser fließt aus der linken Seite ihres Brustkorbs, während sich die rechte mit Luft füllt.
    Über ihr hört sie das Stöhnen des Piloten.
    Sie klettert zu ihm hoch und dreht seinen Sitz herum, so dass er auf dem Rücken liegt und zur hinteren Schottwand blickt. Sie arretiert den Sitz und versucht, das gebrochene Bein des Piloten zu richten.
    »Au!«, schreit er.
    »Tut mir leid. Versuchen Sie, sich nicht zu bewegen. Ihr Bein ist gebrochen.«
    »Was Sie nicht sagen. Aua!« Er zittert. »Verdammt, ist mir kalt.« Langsam dämmert ihm, was geschehen ist. »Oh Gott. Wir haben einen Riss.« Er versucht sich zu bewegen, und es gelingt ihm, den Kopf herumzudrehen, ehe sich seine Verletzungen bemerkbar machen. Er zuckt zusammen und sinkt wieder auf den Sitz zurück.
    »Das Cockpit füllt sich mit Wasser«, sagt Clarke. »Bisher geht es sehr langsam vonstatten. Warten Sie einen Moment.« Sie klettert wieder nach unten und zieht an der Luke zum Cockpit. Sie klemmt. Clarke zerrt weiter daran, und schließlich löst sich die Luke und schwingt zu.
    »Einen Moment«, sagt der Pilot.
    Clarke schiebt die Luke wieder ein Stück weit zurück.
    »Kennen Sie sich mit der Steuerung aus?«, fragt der Pilot.
    »Ich bin mit dem Standardaufbau vertraut.«
    »Funktioniert da noch irgendetwas? Funk? Antrieb?«
    Sie kniet nieder und taucht mit dem Kopf unter Wasser. Einige der Anzeigen, die zuvor noch geleuchtet haben, sind inzwischen erloschen. Sie sieht nach, was übriggeblieben ist.
    »Waldos. Außenlichter. Sonarboje«, meldet sie, als sie wieder auftaucht. »Alles andere ist tot.«
    »Mist.« Seine Stimme zittert. »Nun, wir können auf jeden Fall die Boje hochschicken. Auch wenn wohl niemand zu unserer Rettung kommen wird.«
    Sie tastet unter Wasser nach dem entsprechenden Schalter und drückt darauf. Draußen an der Hülle ist ein leises Poltern zu hören. »Warum nicht? Immerhin hat die NB Sie geschickt, um uns abzuholen. Wenn wir rechtzeitig weggekommen wären, bevor das Ding hochgegangen ist …«
    »Wir sind rechtzeitig weggekommen«, sagt der Pilot.
    Clarke blickt sich vielsagend in der Kabine um. »Ähm …«
    Der Pilot schnaubt verächtlich. »Hören Sie, ich weiß nicht, was, zum Teufel, Sie da unten mit einer Atombombe vorhatten oder warum Sie nicht noch ein wenig warten konnten, bevor Sie sie zünden. Aber wir sind entkommen, okay? Und irgendetwas hat uns hinterher abgeschossen.«
    Clarke richtet sich auf. »Abgeschossen?«
    »Eine Luft-Luft-Rakete. Kam direkt aus der Stratosphäre.« Seine Stimme zittert vor Kälte. »Ich glaube nicht, dass sie das Tauchboot direkt getroffen hat. Aber den Lifter hat sie in Stücke gerissen. Wir waren kaum auf eine annehmbare Höhe herabgesunken, als er…«
    »Aber das ergibt keinen … Warum sollten sie uns erst retten, um uns dann abzuschießen?«
    Er antwortet nicht. Sein Atem geht laut und schnell.
    Clarke zerrt erneut an der Luke zum Cockpit. Sie schwingt herum und verschließt mit einem leisen Knarren die Öffnung.
    »Das klingt nicht besonders gut«, stellt der Pilot fest.
    »Einen Moment.« Clarke dreht am Rad, und die Luke wird mit einem Seufzen gegen die mimetische Dichtung gedrückt. »Ich glaube, ich habe es geschafft.« Sie klettert wieder zur hinteren Schottwand hoch.
    »Verdammt, ist mir kalt«, sagt der Pilot. Er blickt sie an. »Oh Mist. Wie tief sind wir?«
    Clarke schaut durch eines der winzigen Bullaugen der Kabine. Das Grün wird schwächer und verwandelt sich langsam in Blau.
    »Hundertfünfzig Meter. Vielleicht zweihundert.«
    »Ich müsste längst unter Tiefenrausch leiden.«
    »Ich habe das Luftgemisch verändert. Wir sind auf Hydrox.«
    Das Zittern des Piloten wird immer stärker. »Hören Sie, Clarke. Mir ist eiskalt. In einem der Spinde befinden sich Überlebensanzüge.«
    Sie findet die Anzüge und rollt einen davon aus. Der Pilot müht sich vergeblich ab, die Gurte an seinem Sitz zu lösen. Sie versucht ihm zu helfen.
    »Aua!«
    »Ihr anderes Bein ist offenbar auch verletzt. Vielleicht nur eine Verstauchung.«
    »Mist! Ich bin schwer verletzt, und Sie haben mich einfach in diesen Sitz gestopft? Hatten Sie bei der NB denn überhaupt keine Medtech-Ausbildung, verdammt noch mal?«
    Sie weicht vor ihm zurück: einen unbeholfenen Schritt bis zur Rückenlehne des nächsten Passagiersitzes. Vermutlich ist es nicht der richtige Augenblick, ihm zu sagen, dass sie unter Tiefenrausch

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