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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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eingeschlafen sein. Ich habe geträumt. Es ist schon so lange her, seit ich das letzte Mal hier draußen geschlafen habe, ich …«
    »Vier Tage, glaube ich. Ich habe dich vermisst.«
    »Du hättest in die Station kommen können.«
    Acton nickt. »Das habe ich ja versucht. Aber ich konnte mich nicht im Ganzen durch die Luftschleuse zwängen, und der Teil von mir, den ich mit hineinnehmen konnte … nun ja, er war nur ein schlechter Ersatz, wie du dich vielleicht erinnern wirst.«
    »Ich weiß nicht, Karl. Du kennst doch meine Meinung …«
    »Richtig. Und ich weiß, dass es dir hier draußen genauso gut gefällt wie mir. Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte ewig hier draußen bleiben.« Einen Moment lang hält er inne, als wäge er die Alternativen ab. »Fischer hat es richtig gemacht.«
    Kälte breitet sich in ihrem Innern aus. »Fischer?«
    »Er ist immer noch hier draußen, Len. Das weißt du doch.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nicht oft. Er ist ziemlich scheu.«
    »Wann hast du … ich meine …«
    »Nur, wenn ich alleine bin. Und ziemlich weit von Beebe entfernt.«
    Sie blickt sich um, und unerklärlicherweise hat sie plötzlich Angst. Natürlich kannst du ihn nicht sehen. Er ist nicht hier. Und selbst wenn er es wäre, ist es viel zu dunkel, als dass …
    Sie muss sich zwingen, nicht ihre Stirnlampe einzuschalten.
    »Er ist … Ich glaube, er ist ziemlich in dich verschossen, Len. Aber das weißt du ja bestimmt.«
    Nein. Nein, das wusste ich nicht. Weiß ich nicht . »Redet er mit dir?« Sie kann nicht sagen, was ihr an dieser Vorstellung nicht gefällt.
    »Nein.«
    »Woher weißt du dann …?«
    Einen Moment lang zögert Acton mit der Antwort. »Ich weiß es nicht. Ich habe einfach den Eindruck gewonnen. Aber er sagt nie etwas. Es ist … ich weiß auch nicht, Len. Er hängt einfach da draußen rum und beobachtet uns. Ich frage mich, ob man ihn noch als … normal bezeichnen kann. Ich denke …«
    »Er beobachtet uns«, sagt sie mit surrender Stimme, leise und ausdruckslos.
    »Er weiß, dass wir zusammen sind. Ich glaube … in seinen Augen besteht dadurch eine Verbindung zwischen ihm und mir.« Acton schweigt eine Weile. »Du mochtest ihn, nicht wahr?«
    Oh ja. So harmlos fängt es immer an. Du mochtest ihn, wie nett. Und dann heißt es: Fandest du ihn attraktiv? Und dann: Du musst doch wohl irgendetwas getan haben, sonst hätte er dich nicht immerzu geschlagen . Und dann: Du verfluchte Schlampe, ich …
    »Lenie«, sagt Acton. »Ich will hier nichts vom Zaun brechen.«
    Sie beobachtet ihn abwartend.
    »Ich weiß, dass zwischen euch nichts gewesen ist. Und selbst wenn, dann bin ich mir sicher, dass es keine Bedrohung für mich darstellt.«
    Auch das hat sie schon öfter gehört.
    »Wenn ich’s mir recht überlege, ist das schon immer mein Problem gewesen«, sagt Acton nachdenklich. »Ich musste mich stets auf das verlassen, was andere mir erzählen. Und die Menschen … die Menschen lügen ständig, Len, das weißt du. Egal, wie oft dir eine Frau sagt, dass sie dich nicht betrügt und auch nicht vorhat, es zu tun, wie kann man sich jemals sicher sein? Das ist unmöglich. Man geht deshalb erst einmal automatisch davon aus, dass sie lügt. Und wenn man die ganze Zeit angelogen wird, dann ist das ein verdammt guter Grund, um … nun ja, um die Dinge zu tun, die ich manchmal tue.«
    »Karl … du weißt …«
    »Ich weiß, dass du mich nicht anlügst. Du hasst mich nicht einmal. Das ist mal etwas Neues.«
    Sie streckt die Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. »Du hast recht. Ich bin froh, dass du mir vertraust.«
    »Eigentlich muss ich dir nicht einmal vertrauen, Len. Ich weiß es einfach.«
    »Wie meinst du das? Woher?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagt er. »Das hat etwas mit den Veränderungen zu tun.«
    Er wartet darauf, dass sie etwas erwidert.
    »Was willst du damit sagen, Karl?«, fragt sie schließlich. »Willst du behaupten, du könntest meine Gedanken lesen?«
    »Nein. Das ist es nicht. Ich … nun ja, ich kann mich einfach besser in dich einfühlen. Ich kann … Es ist schwer zu erklären …«
    Sie erinnert sich daran, wie er neben einem leuchtenden Raucher geschwebt hat: Der Pompejiwurm kann es vorhersagen. Die Muscheln und Brachyura können es. Warum dann nicht auch ich?
    Da wird ihr klar: Er kann sich in alles um ihn herum einfühlen . Selbst in die verdammten Würmer. Das war es, was er …
    Er kann sich in Fischer einfühlen …
    Sie drückt auf den Lichtschalter. Ein Leuchtkegel

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