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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Schlund eine andere Frequenz benutzen. Ein weiterer Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften.
    Doch er ist kein Idiot, er weiß, was hier vor sich geht. Sie haben nur deshalb den Kanal gewechselt, weil er hier ist. Sie versuchen, ihn auszuschließen.
    Das war ja zu erwarten. Erst die verdammte Netzbehörde, jetzt auch noch die Arbeiter …
    Hinter ihm ertönt ein Geräusch. Ein schwaches elektrisches Heulen. Das Geräusch eines Tintenfisches, der hochgefahren wird.
    Scanlon dreht sich um. »Caraco?«
    Seine Stirnlampe wandert über Behälter, Tintenfisch, Meeresboden und Wasser.
    »Caraco? Sind Sie dort?«
    Behälter. Tintenfisch. Schlamm.
    »Hallo?«
    Leeres Wasser.
    »He! Caraco! Was, zum Teufel …«
    Ein dumpfes Geräusch, ganz in seiner Nähe.
    Er versucht, in alle Richtungen gleichzeitig zu blicken. Eines seiner Beine drückt gegen den Sarg.
    Der Sarg bewegt sich.
    Er legt den Helm auf die Oberfläche. Ja. Da ist etwas in seinem Innern. Ein gedämpftes, feuchtes Poltern. Es versucht, herauszukommen.
    Das kann es nicht schaffen. Vollkommen unmöglich. Das sind einfach seine letzten Zuckungen da drinnen.
    Scanlon stößt sich ab und steigt in die Wassersäule hinauf. Er fühlt sich äußerst ungeschützt. Ein paar Schwimmzüge mit steifen Beinen bringen ihn zum Meeresboden zurück. Ein wenig besser.
    »Caraco? Kommen Sie schon, Judy …«
    Oh, Himmel. Sie hat mich hier zurückgelassen. Sie hat mich verdammt noch mal hier draußen allein gelassen.
    Ganz in der Nähe hört er etwas wimmern.
    Im Innern seines Helms, um genau zu sein.

OFFI/ÜBERTR/230850:2026
    Heute habe ich Judy Caraco und Lenie Clarke nach draußen begleitet und bin Zeuge einiger Ereignisse geworden, die mir Sorgen bereiten. Beide Teilnehmer sind durch unbeleuchtete Gebiete geschwommen, ohne ihre Stirnlampen einzuschalten, und haben beträchtliche Zeitspannen von ihren Tauchgefährten getrennt verbracht. An einem Punkt hat mich Caraco einfach ohne Vorwarnung allein am Meeresboden zurückgelassen. Das ist potenziell lebensgefährdendes Verhalten, obwohl ich natürlich mithilfe des Sendeleitstrahls der Station in der Lage war, den Weg zurück zu finden.
    Bislang habe ich noch keine Erklärung für das Geschehen erhalten. Die V… Das restliche Personal befindet sich momentan nicht in der Station. Zwei oder drei von ihnen konnte ich auf der Echolotanzeige entdecken. Die anderen werden wohl vom Geröll am Meeresboden verdeckt. Auch das ist äußerst riskantes Verhalten.
    Solche Rücksichtslosigkeit scheint hier unten normal zu sein. Sie deutet darauf hin, dass den Teilnehmern ihr persönliches Wohlergehen relativ gleichgültig ist – eine Einstellung, die vollkommen dem Profil entspricht, das ich zu Beginn des Rifter-Programms entwickelt habe. (Die einzige andere Erklärung wäre, dass sie die Gefahren, die ihnen in dieser Umgebung drohen, einfach nicht erkennen, und das erscheint mir unwahrscheinlich.)
    Ein solches Benehmen weist auch ganz allgemein auf eine posttraumatische Abhängigkeit gegenüber einer lebensfeindlichen Umgebung hin. Natürlich reicht das allein als Beweis noch nicht aus. Doch mir sind darüber hinaus ein paar andere Dinge aufgefallen, die zusammengenommen durchaus Anlass zur Sorge bieten. Michael Brander beispielsweise hat in seinem Leben häufig Missbrauch mit Koffein und Sympathomimetika getrieben, bis hin zu einem Kurzschluss des limbischen Systems. Außerdem ist bekannt, dass er einen beträchtlichen Vorrat an Phencyclidin-Pflastern in die Station mitgenommen hat. Ich habe diesen Vorrat gerade in seiner Kabine entdeckt und zu meiner Überraschung festgestellt, dass er ihn kaum angerührt hat. Phencyclidin erzeugt zwar keine körperliche Abhängigkeit – Süchtige, die von exogenen Drogen abhängig sind, wurden von vornherein vom Programm ausgeschlossen –, doch Tatsache ist, dass Brander eine Sucht hatte, als er hier heruntergekommen ist, und diese Sucht hat er seither aufgegeben. Ich komme nicht umhin, mich zu fragen, wodurch er sie ersetzt hat.

    Der Schleusenraum.
    »Ah, hier sind Sie. Wohin sind Sie verschwunden?«
    »Ich musste diese Kartusche bergen. Die Schwefelwasserstoffwerte waren zu hoch.«
    »Sie hätten mir Bescheid sagen können. Ich sollte Sie doch ohnehin auf Ihren Runden begleiten, erinnern Sie sich? Sie haben mich dort draußen einfach allein gelassen.«
    »Sie haben doch zurückgefunden.«
    »Darum … darum geht’s nicht, Judy. Man lässt nicht einfach jemanden ohne ein Wort am Grund des Ozeans

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