Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Lichtarbeitern einen raschen Blick zu, dann fuhr sie leiser fort: »Ich wünschte, ich wäre verrückt. Ich wünschte, ich hätte die letzten Stunden nicht erlebt und könnte jetzt neben Torfun und Korkoran stehen und gegen dich und dein Heer kämpfen!«
Sie ließ den Rucksack, den sie bei sich trug, zu Boden sinken und in ihrer Stimme schwang plötzlich tiefe Resignation mit. »Doch dieses Schicksal ist mir nicht vergönnt, denn ich habe ein Wissen erlangt, dass tiefer ist als die Abgründe deiner Seele und reiner als das Herz eines jeden Lichtarbeiters.«
Sie richtete ihren Blick auf den Sternenhimmel und wies mit der ausgestreckten Hand nach oben. Ju Lissanto und einige andere Zweite hatten sich ihr genähert und stellten sich wie Wachen um sie herum auf. Tenkara jedoch fuhr unbeiirt fort. »Elf Schöpfer waren wir einst gewesen und wir lebten in einem Land, das wir Benawara nannten. Es war ein Land der Freude, der Lust und der Fantasie, denn wir hatten es selbst hervorgebracht. Jeder von uns, hatte die Macht zu erschaffen. Jeder war ein begnadeter Schöpfer, eine begnadete Schöpferin und jeder konnte gestalten, bis auf die eine, die Vanderwal hieß.
Vanderwal war die Wächterin einer geheimnisvollen Pforte, durch die sie in andere Welten sehen konnte; ihre Aufgabe war es, diesen Übergang zu hüten, Wissen zu erlangen, dieses mit uns zu teilen und uns zu lehren. Doch war sie eifersüchtig auf jeden von uns, denn wir waren froh und voller Schaffenskraft! Sie aber sah, was aus unseren Schöpfungen in den anderen Welten geworden war. Das entsetzte sie, weil sie es nicht verstand.
So kam es, dass Vanderwal acht von uns überredete, an die Pforte zu treten, damit wir hindurchsähen, um zu erblicken, was sie täglich sah. Doch die Pforte hatte ihr eigenes Gesetz. Es hieß Talama und besagte, dass kein Uneingeweihter jemals den Silberglanz der Pforte berühren durfte, ohne verloren zu gehen. Vanderwal enthüllte uns jenes Gesetz. Denn sie war die Eingeweihte, sie war die Hüterin.«
Tenkara ließ die Hand sinken und sah die Dämonen, die sich um sie herum gestellt hatten der Reihe nach an. Dann verharrten ihre Augen auf Ju Lissanto, der ihren Blick stirnrunzelnd erwiderte.
»Wir acht nun blickten durch die Pforte und in den Silberglanz der Substanz und sahen nichts. Ich wollte mich dem Gesetz nicht beugen und streckte die Hand aus, um das, was ich nicht sah, wenigstens berühren zu können. So führte ich euch ins Verderben. Denn nach mir stürzten alle durch das Tor. Die Silbersubstanz zerstob in die Welten, die Pforte zerbarst in tausend Splitter und ward von da an zerstört; eine Rückkehr der Schöpfer verwirkt.«
Tenkaras Blick wanderte weiter zu Runhan Jon, der neben Ju Lissanto stand. Ihre Stimme klang jetzt leiser, so als würde sie aus weiter Ferne kommen. Auch lösten sich Teile ihrer Kleidung auf. Dennoch sprach sie weiter, als wäre die Sache, die sie aussprechen musste, von größerer Dringlichkeit als die Regeneration ihrer stark angegriffenen Substanz.
»Wir verloren uns im Nichts und wurden, was wir jetzt sind – Dämonen der Dunkelheit.«
Ritor Weltan ließ ein Knurren hören und Tenkara fuhr fort. Ihre müde Stimme, war nun nicht viel lauter, als das Säuseln des Windes.
»Die Splitter sammelten wir ein und formten Spiegel daraus. Die Spiegel erlaubten uns, in andere Welten zu sehen. Doch noch eine andere Eigenschaft offenbarten sie uns. Sie konnten unsere Substanz aufspalten und dadurch vermehrten wir uns. Und doch waren wir nicht mehr als arme Seelen, die ihren Lichtkern und ihre Schöpferkraft verloren hatten und ein jämmerliches Scheinleben führten. Nichts konnten wir erschaffen, ohne uns selbst zu vernichten, nichts verstehen, was wir in den Spiegeln sahen und nach und nach vergaßen wir, wer wir selbst einst waren.« Sie machte eine Pause und sah wieder hoch zum Himmel, wo sich nun einige helle Sterne offenbarten.
»Wir vergaßen unsere Namen, unsere Aufgaben und unser einstiges sonnendurchflutetes Land, in dem unsere Lichtkerne auf uns warteten, beschützt von unseren Geschwistern, die uns vermissen bis heute. Stattdessen nahmen wir eine neue Identität an, die uns immer tiefer in das Schattenreich versinken ließ.«
Tenkara durchschritt den Kreis der Zweiten und ging auf die Dunkle Herrscherin zu, ohne dass sie jemand daran hinderte. Gea Mortans Gesicht war eine Fassade aus hellem Marmor und man konnte nicht ausmachen, was sie dachte oder fühlte. Tenkara legte ihr kurz die Hand
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