Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Dunst und Tenkara lachte: »So werden denn die Schöpfer untergehen, da es ihr Wille ist. Möge die Schlacht beginnen!«
Die Dämonen starrten entsetzt auf die Stelle, wo eben noch der befehlshabene Zweite mit einer Gruppe Dädos gestanden hatte und regten sich nicht. Und auch die Herrscherin machte keine Anstalten, den Befehl zum Angriff zu geben. Stattdessen fragte sie vorgeblich interessiert: »Was passiert genau, wenn wir uns mit unseren Lichtkernen vereinigen, Ten Karan? Ihr könnt nicht erwarten, dass wir Euch nach dem, was Ihr unserem Volk angetan habt, Vertrauen schenken. Also, was ist es, dass Euch so vehement für diese Sache kämpfen lässt, dass Ihr sogar bereit seid, in das ewige Vergessen abzutauchen?«
Tenkaras Miene wurde plötzlich weich. »Wenn es euch gelingt, euch mit euren Lichtkernen zu vereinigen, werdet ihr... zu Menschen werden, wie sie.« Ihr Blick glitt erneut zu den Lichtarbeitern hinüber.
Eine Stille breitete sich über dem Platz aus, die übernatürlich schien. Die Herrscherin jedoch trat näher an ihre Tochter heran und fragte mit sichtlichem Interesse: »So wie Iona Son?«
Tenkara sah sie verwirrt an. »Was wisst Ihr darüber?«
Die Dunkle lächelte. »Nun, wir haben ihn gesehen. Wir waren uns nicht sicher, aber wir meinten, seine Gestalt auszumachen am Eingang des Todesfelsen, der keinen mehr freigibt, den er verschlingt.«
Tenkara nickte ernst. »Ja, dein Auge hat dich nicht getäuscht. Es war Ionason und er ist jetzt ein wahrer Mensch.«
Falfarev durchzuckte es. Die Bilder, die er empfangen hatte, als Torfun ihn berührt hatte und die Worte der Prophezeiung stiegen in ihm hoch und verursachten Gedanken, die er sich nicht erlaubte, zu Ende zu denken. Er warf Torfun einen Blick zu, doch seine Miene verriet, dass er Tenkaras Worten keinen Glauben schenkte. So ähnlich schien es auch Selana, Shekowah und Kaisho zu gehen, denn ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus Erstaunen und Misstrauen wieder. Vankoti hingegen hing seinen eigenen Gedanken nach, die er mit Sylan teilte.
Sylan, frag Abiona nach Ionason! Frag ihn, ob er weiß, was aus Ionason geworden ist!
Warum?
Frag ihn, ob er ein Mensch ist!
Ein Mensch?
JA, schnell!!!
Gut, ich versuch´s!
Die Dunkle räusperte sich und ihre Stimme klang jetzt nachdenklich. »Und wo ist er jetzt? Iona Son? Wir sahen ihn vor etwa einer Zeiteinheit im Spiegel. Er krümmte sich am Boden vor einer Felswand und fraß Erde. Dann wurden wir durch Abi Ionas Flucht abgelenkt. Als wir wieder nach ihm Ausschau hielten, war er fort. Wir fragen uns wirklich, ob wir uns nicht doch geirrt haben und es gar nicht Iona Son war, den wir zu sehen gemeint haben.«
Tenkara wollte antworten, doch Vankoti fiel ihr ins Wort: »Ich glaube ihr! Abiona hat ähnliches erzählt. Ionason ist ein Mensch! Er hat sich mit seinem Lichtkern verbunden und ward in dieser Welt gesehen.«
Ein Raunen ging durch die Reihen der Lichtarbeiter und erfasste auch die versammelten Dämonen. Ju Lissanto drehte sich unwirsch zu ihnen um und sorgte mit einigen Zischlauten für Ruhe. Shekowah aber warf Vankoti einen warnenden Blick zu und Tenkara ergriff wieder das Wort. »Ihr habt euch nicht getäuscht und ich sage die Wahrheit. Ich fand Ionason, als ich aus Vanderwals Höhle kam und habe ihn fort geschafft an einen sicheren Platz, den der Spiegel dir nicht offenbaren wird. – Der Transformationsprozess ist schmerzhaft und anstrengend. Aber Ionason ist auf dem Weg der Genesung. Er wird ein Mensch werden, wie er es sich immer gewünscht hat. Wie viele von uns es sich immer gewünscht haben! Du kannst nichts mehr dagegen tun, Gnorra, außer dich für den gleichen Weg zu entscheiden!«
»Aaargh!« Die Dunkle stieß einen Fluch aus und ihre Stimme klang wutentbrannt. »Das ist es also, was du die ganze Zeit über geplant hast?! Das ist dein Verdienst? Dass wir Sterbliche werden wie sie?«
Sie wandte sich ab und für einen Moment lang sah es so aus, als würde ihr Kleid in Flammen stehen. Dann drehte sie sich mit einem weiteren Wutschrei wieder zu ihrer Tochter um. »WIR sind zur Herrschaft über diese Welt bestimmt, nicht sie! Warum nutzt Ihr diese Macht, die Ihr in den Händen haltet nicht dazu, die Sterblichen zu unterwerfen? Wir könnten an Eurer Seite regieren und wir würden die Geschicke der Welt so lenken, wie wir es als Götter für richtig erachten! Doch als Menschen sind wir ein Nichts! Wie könnt Ihr erwarten, dass wir dieses Schicksal wählen, wo wir
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