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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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Bildung und Wohlstand der Menschen von Lichterstadt wuchsen. Das andere waren Grenzthemen, mit denen man sich nicht vor der Dämmerung und dann nur mit einem guten Schluck Gournar am besten in Form von Geschichten und Balladen beschäftigen wollte.
    Dragon sah auf und nahm wahr, dass der alte Tempeldiener ihn fragend musterte. »Ich brauche eine Stunde. Wird das gehen?«, fragte er Zalfor und versuchte seiner Stimme die nötige Ruhe und Gelassenheit zu geben, die danach klang, als wolle er sich nur kurz aufs Ohr legen. Der Alte nickte. Er stellte nie viele Fragen. Dragon klopfte ihm kurz auf die Schulter. Dann griff er nach seinem Lederbeutel und seinem Schutzamulett und vergewisserte sich, dass sein Messer am Stiefelriemen festgezurrt war. Ohne weitere Vorbereitung lief er los.
     
    Er hatte nicht vor, Graf Rahorst zu informieren. Er wollte nur zurück zum Tempelbezirk. Er musste Gewissheit haben.
    Nach einer guten Stunde schnellen Laufs kam das Eiserne Tor in Sicht. Es war noch verschlossen. Dragons Lungen brannten und sein Atem ging schwer, als er sich schleichend der Absperrung näherte, mit zittrigen Händen den großen rostigen Schlüssel einfädelte und sich durch das offene Tor nach innen schob, um es dann wieder sorgfältig zu verschließen. Sein Herz machte einen Hüpfer. Jetzt war er wenigstens auf der richtigen Seite.
    Er bog in den Stechpalmenwald ein und arbeitete sich langsam in Richtung Kathedrale vor. Das Glühen des Scheiterhaufens tauchte die große Kirche in ein fahlgelbes Licht. Die Stimmen in ihm wurden lauter. Oder waren es die Stimmen im Außen? Er konnte es nicht mehr unterscheiden. Erneut begann er zu laufen. Da waren Schatten. Schwarze Löcher, die den Vorplatz pflasterten. Oder waren es Gestalten? Es mussten Hunderte sein. Ihm stockte der Atem. Er hatte sich oft heimlich gewünscht, mal einen Vadoiten zu sehen. Doch mussten es gleich so viele sein? Einer hätte ihm für alle Ewigkeiten gereicht. Er blieb stehen und schnappte keuchend nach Luft.
    Etwas, das heiß war wie eine Flamme, doch lautlos und unsichtbar wie Luft hastete an ihm vorbei. War es die Gestalt einer Frau? Er versuchte, sie zu erfassen, doch wurde er umgestoßen von einem Wirbel gleißender Zungen, die nach ihm leckten, als wäre er kühlende Nahrung. Er fiel und die kühle Erde empfing ihn mit Freude. Tausend Stimmen in seinem Kopf. Doch alle verstummten urplötzlich und augenblicklich. Und dann sprach nur noch eine Stimme, die er endlich verstehen konnte.

Ein Auftritt ganz anderer Art

    »Haltet ein! IHR WERDET NIRGENDWOHIN GEHEN!«, rief die Stimme einer Frau. »Denn ICH werde mit dir verhandeln, Mutter!«
    Tenkara beschritt den Platz ebenso würde- und kraftvoll wie die Dunkle Herrscherin zuvor. Und doch war ihr Auftritt von ganz anderer Art. Sie war gezeichnet von den Spuren eines ungleichen Kampfes. Ihre Kleidung, sonst immer sauber und formvollendet, war mit Blut und Erde besudelt und hing in Fetzen von ihr herab. Auch ihre eigene dämonische Substanz schien angegriffen zu sein, denn an einigen Stellen war ihr Körper transparent wie milchiges Glas. Dennoch war ihr Gebaren stolz und ihr Gang aufrecht. Und die, die sie sahen, meinten, dass von ihr ein inneres Leuchten ausging, das der Dunklen Herrscherin gänzlich fehlte.
    Als Reaktion auf ihr Erscheinen hielten tatsächlich alle Dämonen in ihrem Gebaren inne und ein Raunen ging durch ihre Reihen. Sie erkannten ihre Prinzessin und flüsterten sich gegenseitig Bemerkungen zu. Doch die Dunkle Herrscherin gebot ihnen mit einem eisigen Blick Schweigen und wandte sich sehr langsam und unwillig der Erscheinung ihrer Tochter zu. »Wir verhandeln nicht mit Verrätern unseres Blutes!«, zischte sie ungnädig. »Ihr seid nicht mehr unsere Tochter und keiner der hier Anwesenden ist Euch verpflichtet! «,
    Tenkara lächelte bitter und schüttelte sich die langen Haare aus dem Gesicht. »Ja, Gea Mortan, Ihr habt das Recht, mich eine Verräterin zu nennen. Doch mein Verrat ist viel älter als Ihr meint. Denn verraten habe ich euch schon vor vielen Zeitaltern, als ich die Pforte berührte und euch mit in die Unterwelt nahm.«
    Die Herrscherin schien einen Moment lang zu verdutzt, um zu antworten. Dann fauchte sie: »Was redet Ihr da, Ten Karan? Seid Ihr nun vollends verrückt geworden? Oder wollt Ihr uns zu allem Überfluss noch lächerlich machen vor diesen Geringeren.«
    Tenkara lächelte müde. »Diese Geringeren, wie du sie nennst, wurden einst von dir ersonnen.« Sie warf den

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