Abiona - Das Bündnis (German Edition)
immer noch auf Torfun und Korkoran gerichtet und wanderte erst allmählich wieder zurück zu Shekowah, der sich abmühte, seine Gedanken zu fokussieren und eine passende Antwort zu formulieren. Aber immer noch kam kein Laut über seine Lippen und stumm ertrug er die demütigende Demonstration ihrer Macht.
»Immer noch keine Antwort«, sagte die Herrscherin nach einer Weile mit einer Stimme, die wage enttäuscht klang. »Wir stellen unsere Fragen nicht gern ein zweites Mal. Doch vielleicht seid Ihr Menschen auch einfach nur begriffsstutzig, wie eine Herde Rinder? Wir hätten Euch ein gutes Angebot zu unterbreiten. Wer ist willig, mit uns zu verhandeln?«
Wieder strichen die Minuten dahin. Shekowah senkte den Blick. So würde es also enden! Sie würden wie Lämmer sterben, nicht einmal fähig, sich mit Worten zu wehren. Shekowah dankte dem Himmel, dass Eldana und ihre Kinder in der Kathedrale waren. So sahen sie seine Ohnmacht zumindest nicht.
Die Herrscherin lachte böse und jetzt fehlte jede aufgesetzte Gutmütigkeit und Sanftheit in ihrer Stimme. »Sehr schön. Ihr bleibt also stumm wie Fische, die darauf warten, gefressen zu werden. In diesem Fall sehen wir uns gezwungen, uns zu nehmen, was uns gehört und jene zu strafen, die sich uns widersetzt haben.«
Sie wandte sich beinahe gelangweilt ihren Dämonen zu, die einsatzbereit dastanden. »Sucht das Gelände ab und bringt mir Abi Iona! Tötet jeden, der sich Euch in den Weg stellt! Ju Lissanto, Ritor Weltan…«, sie warf den beiden Zweiten eine auffordernden Blick zu, »kümmert Euch um die Abtrünnigen.« Sie wies mit einer schlanken Geste auf Torfun und Korkoran, während die Angesprochenen nach vorne drängten, um ihrem Befehl sofort Folge zu leisten.
Shekowah wandte sich mit einer halbherzigen Umdrehung zu Torfun um. Doch Ruhan Jon, der Diener der schwarzen Herrin, und eine Dämonin zweiter Klasse mit kurzen roten Haaren näherten sich ihm mit zügigen Schritten. Sie murmelten fremdartige Laute, die Shekowah erneut träge im Gehirn machten. Verschwommen nahm er wahr, wie ein dutzend Dädos den beiden Zweiten folgten, die Lichtarbeiter umkreisten, dabei ihre Faustkeile hoben und mit den Augen rollten. Vankoti trat hervor und hob den Arm, ein nachgebildetes Eisodom in der Hand. Doch die rothaarige Zweite lachte nur gehässig und schleuderte Vankoti mit einer gezielten Handbewegung die Waffe aus der Hand. Sie hatte die Täuschung entlarvt, bevor Vankoti auch nur den Versuch eines Angriffs starten konnte. Das gefälschte Eisodom fiel klirrend zu Boden und zerbrach unspektakulär und wirkungslos in viele kleine Glassplitter, die den ascheverstaubten Boden übersäten.
Die herannahenden Dädos lachten spöttisch. Einige hoben die größeren Splitter auf, brachten sie zum Glühen und bewarfen zum Spaß die Ratsmitglieder damit, die vor Schmerz aufschrien, als die spitzen Wurfgeschosse sie an Armen, Beinen und im Gesicht trafen und brennende Schnittwunden hinterließen.
Torfun versteifte sich, als Falfarev neben ihm aufschrie. Ein Splitter hatte den Künstler an der Wange getroffen; doch Torfun behielt weiter Ju Lissanto im Auge, der nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war und nur auf eine derartige Ablenkung Torfuns wartete. Neben ihm knurrte Korkoran und erwartete seinerseits Ritor Weltan, der spöttisch grinsend sein großes Hundegebiss zeigte. Doch keiner von ihnen sprach ein Wort.
Shekowah beschlich die dunkle Ahnung, dass die Herrscherin auch Torfun und Korkoran die Stimmen genommen hatte, um sie zu demütigen und ihre Macht zu demonstrieren. Er richtete sich schmerzerfüllt auf und zog sich einen größeren Glassplitter aus dem Oberarm, der sein Hemd durchdrungen hatte und es blutrot färbte. Dann erlaubte der König der Lichtarbeiter sich einen Rundumblick.
Die Dädos hatten aufgehört, die Lichtarbeiter zu bewerfen und begnügten sich jetzt damit, sie zähnefletschend zu bewachen, während Runhan Jon und Genia Trechmo ein langes schwarzes Schwert und einen juwelenbesetzten Dreizack, drohend auf die Lichtarbeiter richteten.
Ju Lissanto hatte inzwischen Torfun erreicht und die beiden musterten sich mit starrem Blick. Korkoran und Ritor Weltan hingegen umkreisten sich achtsam und jeder von ihnen wechselte beständig seine äußere Erscheinungsform, vielleicht um den anderen zu irritieren oder weniger Angriffsfläche zu bieten. Shekowah befürchtete, dass der Widerstand der beiden Abs bald brechen würde. Zu lange schon waren sie in der
Weitere Kostenlose Bücher