Abiona - Das Bündnis (German Edition)
auf die Schulter und sagte leise: »Gnorra war einst dein Name, Schwester. Mit großer Stärke ausgestattet, warst du dazu ermächtigt, die Seelen der Menschen zu ersinnen. Du hattest schon damals die Fähigkeit, das Chaos zu ordnen und jeder Seele eine geeignete Aufgabe zuzuteilen. Doch du hast deinen Seelenkern verloren, wie wir alle, als Vanderwal uns durch die Pforte schickte.«
Jetzt wandte die Herrscherin ihren Blick von dem fernen Waldrand ab und sah Tenkara direkt ins Gesicht. Unglaube und Verwirrung spiegelten sich in ihrem Blick, als Tenkara sie wieder losließ und sich bückte, um den Rucksack aufzuheben.
»Ich habe ihn mitgebracht, deinen Lichtkern und zwei weitere, die ich erbeuten konnte. Du kannst dich wieder mit ihm verbinden und ein neues Leben führen. Doch lass die Lichtarbeiter gehen. Denn sie sind, wie alle anderen Menschen, deine Kinder.«
Plötzlich brach aus der Herrscherin ein wildes, unbarmherziges Lachen hervor und einige andere Dämonen stimmten nervös in ihr herabsetzendes Gelächter ein. »Bisher dachten wir, Ihr wärt geschickt und klug, Ten Karan. Doch jetzt hat sich der Wahnsinn in Euch Bahn gebrochen. – Lichtkerne? Wo habt Ihr diesen Unsinn her? Etwa von diesen lügnerischen Menschen?!« Sie drehte sich galant zu ihren Dämonen um. »Was sagt ihr dazu, Lichtlose. Sollen wir uns diese Kerne mal ansehen?«
Ju Lissanto trat vor und warf Tenkara einen kalten Blick zu. »Die Menschen haben Eure Gedanken vergiftet. Ihr wisst nicht mehr, wer Ihr seid und zu wem Ihr gehört. Diese Welt hat Euch die Sinne vernebelt und Euch stumpf gemacht für Eure wahren Aufgaben.«
»Wahre Aufgaben?« Tenkara schüttelte den Kopf und lachte nun ihrerseits freudlos auf. »Ich kenne deine wahre Aufgabe, Lopato, aber kennst du sie? Wir sollten uns daran erinnern, das zu tun, wofür wir einst erschaffen wurden. Leben zu geben und nicht, es zu vernichten!«
»Und wo sind Eure Beweise? Eure Falschheit schreit bis zu den Todesdämonen!«, entgegnete Ju Lissanto bleich vor Wut.
Tenkara schnürte den Rucksack auf, den Blick fest auf den Dämon zweiter Klasse gerichtet. »Meine Beweise sind hier drin und ich werde sie Euch zeigen, wenn Ihr jene gehen lasst, denen Ihr verpflichtet seid!«
Die Herrscherin glühte vor Zorn und zischte in dämonischer Sprache: »Ihr glaubt, Ihr könnt Forderungen stellen, Ten Karan? Verrat und Lüge sind Eure ehrbarsten Vertrauten! – Nehmt Ihr den Rucksack ab! Ihr Gerede bringt uns alle um den Verstand!«
Ju Lissanto und zwei weitere Dämonen gingen rasch auf Tenkara zu. Doch Tenkara hob drohend ihre Hand. Dort in der Mitte ihrer Handfläche lag ein schwarzer Stein, der rotglühend pulsierte und Wellen orangefarbenen Lichts aussandte. »Wagt es nur, Ju Lissanto!«, zischte sie mit schneidender Stimme. »Dann werdet Ihr der Schöpfer sein, der nie mehr nach Benawara zurückkehrt.«
Ju Lissanto zögerte merklich, starrte den Stein in ihrer Hand an und wandte sich dann unsicher zur Herrscherin um. Auch sie stierte wie betäubt die Sonje an und schien plötzlich in ihrem ganzen Sein zu schrumpfen. Jetzt war es Tenkara, die lachte. Doch es klang angespannt und wütend.
»Ich habe Macht, Gnorra, die du dir nicht einmal in deinen kühnsten Albträumen erdenken kannst. Die Energie, die in diesem Lichtkern gespeichert ist, wird euch alle pulverisieren, sobald ich sie gegen euch aussende. Noch einen Schritt näher Ju Lissanto und ich garantiere dir ein sehr schmerzhaftes Vergehen!«
Ju Lissanto hielt weiter Abstand. Jetzt lachte keiner mehr. Doch die Herrscherin verzog ihren Mund zu einer hässlichen Grimasse. »Ihr lügt wie ein degradierter Dädo! Nichts von all dem, was Ihr sagt, ist wahr! Tötet uns, wenn Ihr könnt, aber haltet uns nicht zum Narren!«
»Ich soll euch willentlich töten? Euch, die ihr meine Geschwister seid? Du hast gar nichts verstanden, Gea Mortan, du bist immer noch blind wie die Schatten der Dunkelheit. Ich biete euch das Leben und ihr verwerft es, als wäre es ein Klumpen Dreck!«
Sie schaute die Dämonen, die jetzt vor ihr zurückwichen, der Reihe nach an. Zwei Dämonen dritter Klasse lösten sich ohne ersichtlichen Grund in trüben braunen Nebel auf. Tenkara erhob die Stimme erneut: »Gut, ihr wollt kämpfen? Möge der Kampf beginnen. Ich bin bereit.«
Sie nahm den Rucksack vom Boden und stellte sich neben Torfun auf. Drei weitere Dädos, sowie der dicke Vadoit mit der schlechten Nachbildung einer silbernen Brille verblassten zu einem gelblichen
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