Abiona - Das Bündnis (German Edition)
unsterblich und unermesslich mächtig sind?!«
»Ich erwarte es, weil du nicht das bist, wofür du dich hältst, Gea Mortan. Sieh es ein und kehre um, ehe es zu spät ist!« Tenkaras Stimme klang immer brüchiger und sie schien Mühe zu haben, sich aufrecht zu halten.
»Nein!«, antwortete die Herrscherin kalt. »Wir glauben, Ihr seid nicht das, wofür Ihr Euch haltet und wenn Ihr nicht diesen merkwürdigen Lichtkern in der Hand hättet, wärt Ihr jetzt nur noch ein Häufchen elender Asche auf diesem kümmerlichen Erdboden.« Sie schaute zu der Stelle, wo einer ihrer Truppenführer verschwunden war und schnaufte. »Da Ihr aber über diesen kleinen Machtvorteil verfügt und es bevorzugt, ein Leben als gebrechlicher Mensch zu führen, anstatt an unserer Seite unvergänglich zu herrschen, werden wir Euch jetzt verlassen, da wir es Euch nicht verbieten, diesem trostlosen Schicksal entgegen zu eifern. Aber seid gewarnt! Wir werden wiederkommen, wenn Ihr am Ende Eurer Tage seid, und Eure sterbliche Hülle verrotten seht und Euch an diesen Tag erinnern, als Ihr danach trachtetet, uns dazu zu überreden, Sterbliche zu werden wie sie!«
Gea Mortan machte eine unwirsche Bewegung und Tenkara schloss die Hand um den schwarzen Stein. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Dann kehre zurück in die Welt, die du nicht verlassen kannst und trachte weiter danach, die Menschen zu entmachten und zu verspotten…« Tenkara hielt inne und ihr Blick streifte Torfun. »Ist es nicht merkwürdig, das jene, die bleiben wollen, gehen müssen und jene, die bleiben könnten, gehen wollen? Denn vier Lichtkerne wurden von Vanderwal erbeutet und bleiben von nun an für immer in ihren Fängen. Doch das ist es, was die Menschen Schicksal nennen. Und ich werde mich unter dieses Gesetz stellen.«
Jetzt lachte die Dunkle Herrscherin gellend auf und warf dabei den Kopf in den Nacken. »Wirklich schön, Ten Karan. Ihr rührt uns zu Tränen. Doch habt Ihr dieses Los selbst zu verantworten. Was für eine Strafe! Wir hätten sie nicht grauenhafter ersinnen können!«
Sie lachte ein zweites Mal auf, doch keiner der Zweiten lachte mit. Ju Lissanto hielt den Blick gesenkt, Ritor Weltan ließ ein Knurren hören, Genia Trechmo taxierte Tenkara abschätzig und Runhan Jon seufzte verhalten und schüttelte sein ehrwürdiges weißes Haupt. Dann zuckten sie zusammen, als die Dunkle Herrscherin ihnen Anweisungen in dämonischer Sprache zurief, während sie sich in einen dunklen Mantel hüllte, den sie aus dem Nichts heraufbeschwor. »Wir werden wiederkommen, Ten Karan und es wird Euch leid tun, uns herausgefordert zu haben.« Sie warf ihrer Tochter einen letzten hasserfüllten Blick zu und verschwand in einer dunklen Rauchsäule, die sich träge um sie schlängelte.
Langsam erwachten auch die anderen Dämonen aus ihrer Erstarrung, die Tenkaras Auftritt nach sich gezogen hatte. Die Zweiten trieben die Dädos mit scharfen Worten und knarrenden Lauten zusammen. Dann gab es einen lauten Knall, als ein unfolgsamer Vadoit dritter Klasse von Ritor Weltan pulverisiert wurde und schließlich lösten sich auch die letzten finsteren Erscheinungen in blaugrauen Rauch auf, der langsam im Boden versank.
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Dragon wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er würgte ein letztes Mal. Dann entließ ihn der Schock aus seinem eisernen Griff und er konnte sich endlich aufrichten. Die Stimmen waren fort. Doch die taube Stille, die sich nun um ihn senkte, ließ ihn vor Einsamkeit und Unwohlsein frösteln.
Er blickte zur Kathedrale. Das Feuer der Totenzeremonie war mittlerweile erloschen und die Schatten verschwunden. Doch ihm war, als würden jene grauenhaften Gestalten, die eben noch den Vorplatz belagert hatten, jetzt durch die Baumwipfel auf ihn hinunterspähen und hinter den hohen schlanken Baumstämme lauernd und geifernd nach ihm Ausschau halten. Was kroch da aus dem laubbedeckten Erdloch hinter der hohen Tanne hervor. War es eine vadoitische Gestalt? Kam sie, um ihn, den Uneingeweihten, den eifrigen Späher zu strafen, doch heimlich, ohne dass es jemand hörte oder sah?
Ihr langes schwarzes Haar, flatterte wie eine warnende Fahne im Wind und als sie die lederhäutigen Flügel ausbreitete, kroch die entsetzliche lähmende Angst erneut in Dragon hoch. Diese Gestalt, die sich jetzt in einiger Entfernung von ihm in die Lüfte erhob, war keine Einbildung seiner geblendeten Augen. Sie war real.
Das Wesen ließ ein eifriges Klackern hören und landete auf einem
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