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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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erstarrt stehen. »Wir sind keine Götter, Monatom. Das weißt du. Wir sind Menschen und als solche so schwach und sterblich, wie ihr es euch nicht erdenken könnt. Was verlangt oder erhofft ihr von uns?«
    Monatom trat dicht an Robin heran und sagte leise: »Zerreißt es dich, dass dein Sohn nicht mehr bei dir weilt? Vergehst du vor Schmerz, weil deine Frau ihre Liebe nicht so zeigt, wie du es ersehnst? Wünschtest du dir nicht selbst den Tod, als du deines Bruders Hülle sterben sahst? Dann weißt du, wie sich dieser Trennungsschmerz anfühlt, weißt, wie er jeden Tag größer und schmerzvoller wird und einen Teil von dir sterben lässt! Weißt du auch, wie es ist, diesen Schmerz Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte zu spüren und nichts tun zu können, außer zu warten auf jemanden, der kommen soll, um dich von den Tränen zu erlösen, die dich zu ersticken drohen? Als was würdest du diese Wesen bezeichnen, die dir die Erlösung bringen sollen? Ich nenne sie Götter und glaube an euch, auch wenn ihr es nicht tut.«
    Sie wandte sich ab und betrat das Halbdunkel des sakral anmutenden Raumes. »Kommt, meine Kinder. Seht die Hüllen, die Reste, die dageblieben, als man uns unsere Geschwister nahm. Sie sind ohne ihre Sonjen verloren. Sie schlafen seit vielen Jahrhunderten und warten auf euch.«
    Jack trat näher an einen der Glassärge heran und beugte sich über die leicht spiegelnde Fläche, um einen Blick in das Innere zu werfen. Sein Blick wurde starr und er musste sich am Sarg abstützen, sonst wäre er gestürzt. Tränen schossen ihm in die Augen und vernebelten seinen Blick. Sein Herz schien seinem Körper entspringen zu wollen, so sehr schmerzte es plötzlich in seiner Brust. Monatom trat auf ihn zu und legte ihre Hand auf die Seine. Mit leiser Stimme sagte sie: »Ja, dies ist Isibil, die die Quellen, Bäche und Flüsse schuf und das bewegte Wasser, das sich durch Wälder, Täler und Schluchten windet, um sich ins große Meer zu ergießen.«
    Jack hörte sie kaum. Er merkte nur, wie ein Schwindel ihn packte und das Bild vor ihm verschwamm. Wortlos nickte er. Er kannte diese Gestalt unter einem anderen Namen. Denn in diesem Sarg aus Glas lag eine schöne Frau mit kastanienbraunem Haar und ihr Name war Tenkara, Tochter der Dunklen Herrscherin und Rebellin oder Dämonin des Lichts.

Astém

    Vankoti und Sylan erreichten den Tempelbezirk gegen Mittag. Vankoti war aufgrund der nächtlichen Ereignisse und der Botschaft über Hanriks Tod in sich gekehrt und verschlossen. Und auch Sylan ging es nicht viel besser. Der Schock saß tief und sie war sich nicht sicher, ob sie all dem, was Falfarev gesagt hatte, Glauben schenken konnte. Dazu kam die Sache mit dem Buch der Tausend Geheimnisse und der darin enthaltenen Geschichte ihrer Mutter.
    Vankoti hatte darauf bestanden, dass sie die Geschichte gemeinsam lasen. Bis in die späten Morgenstunden hatten sie die teils erschreckenden, teils unglaublichen Ereignisse um Ionason und den Spiegel miterlebt. Und auch jetzt stiegen in Sylan immer wieder Passagen aus dem Brief auf, wo es um die Liebe ihrer Mutter zu einem Mann ging, der ein Dämon war.
    »Schau, die Fahne ist auf Halbmast gehisst!«, sagte Vankoti plötzlich und riss Sylan aus ihren trüben Gedanken. Sie blickte auf und entdeckte die weiße Fahne mit dem Emblem von Lichterstadt, einer Burgzinne mit einer aufgehenden Sonne, auf dem Glockenturm der Kathedrale. Sie wehte nur schwach im Wind.
    Sylan seufzte und dachte daran, was alles von den Dunklen zerstört worden war: Ihre Familie, ihre Ausbildung, der Rat der Elf und vielleicht auch bald diese Stadt mit ihrem friedlichen Tempelbezirk. Sie spürte Tränen auf ihren Wangen und Vankoti legte freundschaftlich einen Arm um sie. »Es wird schon nicht so schlimm werden«, sagte er tröstend. »Jedenfalls nicht so schlimm wie…«
    Er sprach nicht weiter, sondern kniff die Augen zusammen, und Sylan blinzelte sich die Tränen weg und schaute in die Richtung, in die ihr Freund jetzt angestrengt starrte. Ein großer, wolfsartiger Hund kam ihnen auf dem gepflasterten Weg entgegengelaufen. Noch schien er sie nicht bemerkt zu haben, denn seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Doch Vankotis Blick verfinsterte sich. Das gefällt mir gar nicht, raunzte er Sylan in Gedankensprache zu. Runter vom Weg!
    Meinst du es ist ein Dämon?, fragte sie irritiert.
    Dafür bist du die Spezialistin. Sag es mir!, entgegnete er stumm und schob sie in eine Nebengasse, in der es unangenehm nach

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